Görlitz/Bautzen. Psychische Erkrankungen sorgen für viele Fehltage unter den Arbeitnehmern in der Oberlausitz. Vor allem im Kreis Görlitz nahmen die Fehltage mit dieser Diagnose um 25 Prozent zu. Das ist der aktuellen Analyse der Krankenkasse DAK-Gesundheit zu entnehmen.
Psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Burnout verursachten im Kreis Görlitz im Schnitt 360 Krankheitstage bezogen auf 100 Beschäftigte. Im Vorjahr waren es erst 289. Damit gehören psychische Erkrankungen zu den drei Diagnosen mit den meisten Ausfalltagen 2024.
DAK: Prävention muss gestärkt werden
Im Landkreis Bautzen ist diese Entwicklung auch zu beobachten, aber nicht so ausgeprägt wie im Kreis Görlitz. Hier stiegen die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen um 4,1 Prozent auf 317 pro 100 Beschäftigte.
Angesichts dieser Zahlen ist sich der Leiter der DAK-Servicezentren in Bautzen und Görlitz, Andreas Motzko, sicher, dass die Prävention gestärkt werden muss. Aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage in vielen Firmen empfiehlt die DAK-Gesundheit ein betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), das systemisch angelegt ist und dabei Strukturen und Abläufe in Unternehmen genau betrachtet. „Beim systemischen BGM geht es darum, arbeitsbedingte Belastungen passgenau zu verringern“, sagt Motzko.
Psychische Erkrankungen: Weniger Fälle, aber mit vielen Fehltagen
Häufig führen psychische Erkrankungen zu langfristigen Krankmeldungen. Was sich wiederum bei den Fehlzeiten generell bemerkbar macht. 40 Prozent aller Fehltage von Beschäftigten entfallen einer Statistik der Krankenkasse AOK zufolge auf Langzeiterkrankungen, die länger als sechs Wochen dauern. Dabei ist deren Zahl an den Gesamtkrankschreibungen mit 3,3 Prozent eher gering.
Wenige, aber lang ausfallende Beschäftigte schlagen also bei der Statistik besonders dramatisch zu Buche. Auch der Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Dienstes der AOK, Helmut Schröder, empfiehlt daher, im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung diese Langzeitfälle in den Fokus zu nehmen.
Der Expertenrat der Bundesregierung „Gesundheit und Resilienz“ empfiehlt Arbeitgebern, Anreize zu gesundheitsbewusstem Verhalten ihrer Mitarbeiter zu verstärken wie Dienstfahrräder, Kantinenangebote oder Unterstützung externer Sportangebote, auch betriebliche Impfprogramme gegen Grippe, Pneumokokken oder Corona in den von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Bevölkerungsgruppen gehören dazu wie ein „allgemein wertschätzendes Arbeitsklima.“ Der Chef der Techniker Krankenkasse Jens Baas sagt: „Generell gilt: Je zufriedener die Beschäftigten sind, desto niedriger auch der Krankenstand.“
Häufigster Krankheitsgrund: Atemwegserkrankungen
Neben psychischen Erkrankungen spielen in den Kreisen Bautzen und Görlitz den DAK-Zahlen zufolge noch zwei Krankheitsgruppen eine besondere Rolle. So fallen Beschäftigte wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen ebenfalls häufig aus. Im Kreis Görlitz entfallen auf diese Erkrankungen 482 (Vorjahr 405) Fehltage je 100 Beschäftigte, im Kreis Bautzen 418 (493).
Die unterschiedliche Entwicklung bei den Erkrankungen zeigt sich schließlich auch noch beim häufigsten Grund für Krankschreibungen. Das sind die Atemwegserkrankungen. Grippale Infekte, Bronchitis oder Corona-Infektionen sorgten im Kreis Görlitz für 377 (Vorjahr: 450) Ausfalltage pro 100 Beschäftigte, im Kreis Bautzen für 447 (462).
Jeder Versicherte war im Schnitt über 20 Tage krank
Insgesamt ging der Krankenstand im Landkreis Bautzen im vergangenen Jahr leicht von 6,5 auf 5,9 Prozent zurück. Im Kreis Görlitz gibt es einen entgegengesetzten Trend. Hier stieg der Krankenstand unter den DAK-Versicherten von 5,7 auf 6,3 Prozent. Am Ende fallen die Ausfallzeiten über alle Erkrankungen ähnlich hoch aus. Im Schnitt waren Beschäftigte im Kreis Görlitz 23,2 Tage krank, im Kreis Bautzen 21,5 Tage.
Deutschlandweit ermittelte die DAK 19,7 Fehltage pro Versicherten, die Techniker Krankenkasse 19,1 und die AOK 23,9 Tage. In den Zahlen spiegeln sich auch die unterschiedlichen Eigenschaften der Versicherten wider, also Alter, soziale Zusammensetzung und Gesundheitszustand.
SZ