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Österreicher schließen Lausitzer Wetro-Werk mit 200 Jobs

Der erst 2023 an einen Wiener Konzern verkaufte Hersteller feuerfester Materialien Wetro in Puschwitz bei Bautzen wird geschlossen und nach Tschechien verlagert.

Lesedauer: 2 Minuten


Ulrich Wolf

Bautzen/Wien. Erneut erreicht eine Hiobsbotschaft die ostdeutsche Chemieindustrie. Nach der Ankündigung des US-Konzerns, seine Produktionsanlagen in Böhlen und Schkopau mit rund 500 Beschäftigen zumindest vorübergehend stillzulegen, kommt nun das Aus für das auf die Produktion feuerfester Materialien spezialisierte Unternehmen RHI Magnesita Wetro GmbH in Puschwitz bei Bautzen. Das bestätigte der österreichische Mutterkonzern am Mittwochnachmittag auf Anfrage von Sächsischer Zeitung und Leipziger Volkszeitung.

Der auch als Feuerfeste Wetro regional bekannte Betrieb hat etwa 200 Beschäftigte und gehört seit dem Herbst 2023 der RHI Magnesita AG mit Sitz in Wien. Deren Sprecher Joseph Waldstein teilte mit, die Belegschaft sei informiert, derzeit würden die Details besprochen. Grund sei vor allem eine schwache Nachfrage für die Wetro gefertigten Spezialprodukte.

Produktion geht nach Tschechien

Die in der Lausitz hergestellten Standardprodukte hingegen könnten „kosteneffizienter“ am Standort Velké Opatovice in Tschechien entstehen. Waldstein zufolge steht ein Datum für die Schließung in Puschwitz jedoch noch nicht fest. Das ergebe sich aus den Verhandlungen mit Betriebsrat und Gewerkschaft. Ziel sei es dabei, einen Sozialplan mit „fairen und tragfähigen Lösungen“ für alle Betroffenen zu entwickeln.

Auch die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) bestätigte das Aus für Wetro. Ein Funktionär der Gewerkschaft sagte, das Aus sei beschlossen, eine Rettung nicht möglich. Er deutete an, die Österreicher hätten den Puschwitzer Standort, der zuvor einem Branchenkonkurrenten gehört hatte, nur „gekauft, um ihn zu schließen“. Der Erwerb sei ein Mittel der Marktbereinigung gewesen, ein Wettbewerber sollte so ausgeschaltet werden.

Ein weiteres Werk macht in Hessen dicht

Das Aus für ein weiteres Werk von RHI Magnesita in Deutschland war zuvor beschlossen: Betroffen ist das mittelhessische Mainzlar. Begründet wird das dort mit einer Nachfrageschwäche für Feuerfestprodukte sowie hohen Energiekosten. Die Kosten für die Schließung werden im Geschäftsbericht 2024 mit 25 Millionen Euro angegeben. Weiter heißt es dort, der Konzern könnte „eine weitere Optimierung seiner Werksfläche in Europa in Erwägung ziehen“.

RHI Magnesita ist ein Weltkonzern mit rund 3,5 Milliarden Umsatz. Im vorigen Jahr machte er nach Steuern einen Gewinn von 263 Millionen Euro. Das Unternehmen sieht sich als Weltmarktführer für die Produktion von hitzebeständigen und feuerfesten Materialien. In Deutschland hat es rund 1.500 Beschäftigte, global sind es fast 16.000.

Ein Mitarbeiter der RHI Magnesita arbeitet an der Herstellung eines feuerfesten Materials.
Ein Mitarbeiter der RHI Magnesita arbeitet an der Herstellung eines feuerfesten Materials.
Quelle: PR RHI Magnesita

Größter Aktionär ist eine Stiftung in Liechtenstein, die dem öffentlichkeitsscheuen österreichisch-israelischen Unternehmer und Milliardär Martin Schlaff gehört. Weitere große Aktionäre sind Investmentgesellschaften aus den USA sowie das Adelshaus Sayn-Wittgenstein-Berleburg.

SZ

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