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Onlinehandel kann Läden in Sachsens Großstädten wenig anhaben

Fast jeder Zweite bedient beide Kanäle. Kontaktloses Bezahlen ist in Dresden nicht „in“.

Lesedauer: 3 Minuten

 

Trotz wachsender digitaler Konkurrenz zählt jeder zweite Einzelhändler in Dresden mehr Kunden als vor fünf Jahren, nur jeder fünfte leidet unter Schwund. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag der Commerzbank. Für die Erhebung hatte das Meinungsforschungsinstitut Ipsos im Sommer bundesweit 3500 Einzelhändler mit maximal 15 Millionen Euro Jahresumsatz befragt, davon 200 in Sachsen und nur in den Großstädten Dresden, Leipzig und Chemnitz. „Die geringe Fallzahl schmälert nicht die Repräsentativität“, betont die Bank, an der der Bund seit 2009 nach einer Rettungsaktion mit noch gut 15 Prozent beteiligt ist.

Von den in Dresden befragten 50 Händlern beurteilen knapp drei Viertel ihre wirtschaftliche Lage als sehr gut oder stabil. Das sind etwas weniger als in Leipzig und Chemnitz, die im Bundesdurchschnitt von 80 Prozent liegen. Ähnlich viele sind auch für das kommende Jahr optimistisch.

Damit die Kunden dem Einzelhandel auch in Zukunft treu bleiben, wünscht dieser sich von der Stadt Dresden vor allem mehr Parkplätze (37 Prozent) und einen Ausbau des Breitbandnetzes (31 Prozent). Als weniger notwendig werden Investitionen in die Attraktivität der Innenstadt und in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs erachtet. So gut wie keine Rolle spielt die von der Politik immer wieder diskutierte Lockerung der Öffnungszeiten, die von jedem zehnten Händler genannt wird. „Schon der jetzt mögliche Rahmen wird von der Branche nicht ausgeschöpft“, sagt Heiko Brendel, Leiter Unternehmerkunden bei der Commerzbank in Dresden. Selbst die größten Standorte in der City, die Altmarkt- und die Centrumgalerie, würden schon um 21 beziehungsweise 20 Uhr schließen. „Demnach werden nicht mehr verkaufsoffene Sonntage gebraucht“, so das Fazit des Abteilungsdirektors.

Steigende Lohnkosten größte Sorge

Die Befragten werden auch selbst aktiv. Um Kunden zu binden, machen sie mehr als anderswo personalisierte Angebote, organisieren Rabattaktionen, locken mit kostenlosem W-LAN. Unentgeltliche Lieferdienste bieten rund 30 Prozent an, kaum weniger als im Bundesschnitt. In nicht untersuchten kleineren Städten wie Görlitz, Bautzen, Riesa oder Meißen dürfte das Ergebnis deutlich niedriger ausfallen.

Dresdens Händler sind den Mitstreitern in anderen Großstädten teilweise voraus. 42 Prozent verkaufen sowohl stationär als auch online, wie jeder Dritte im Bundesschnitt. Zwei Drittel vernetzen ihre Kanäle und bieten Kunden flexible Einkaufsmöglichkeiten an, wie Online-Bestellung und Abholung im Geschäft. Aber: Jeder Zweite verkauft nach wie vor nur im Laden.

Der eigene Onlineshop auf der Website ist unter Dresdens Händlern deutlich ausgeprägter als im Bundesgebiet. Für 56 Prozent ist dies der wichtigste Vertriebskanal, Online-Marktplätze wie Amazon und Ebay sind mit großem Abstand nachrangig.

Schließlich fallen die Ostsachsen bei der Frage nach den größten Herausforderungen aus der Reihe: 58 Prozent sehen ihre größte Herausforderung in steigenden Lohnkosten, im Bundesschnitt (31 Prozent) und auch in Leipzig (41) und Chemnitz (38) sind es viel weniger. Andererseits beklagt an der Elbe gut jeder Zweite Fachkräftemangel – noch vor Onlinekonkurrenz, Preisdruck, Datenschutz und hohen Mieten. Weniger Kopfzerbrechen – vor allem im Vergleich mit produzierendem Gewerbe – bereitet die Suche nach einem Nachfolger. Dieses Thema treibt nur jeden sechsten Einzelhändler um.

Beim Bezahlen halten es die Dresdner klassisch: 35 Prozent der Kunden zahlen per Rechnung, 31 Prozent in bar. Kontaktlos wird man dort bei kaum jeder fünften Adresse sein Geld los. Im Bundesmittel ist der Anteil doppelt so hoch, auch in Chemnitz und Leipzig liegt er bei über 30 Prozent. „Hier sehen wir großes Potenzial“, sagt Commerzbanker Brendel. Daher gehöre sein Institut zu den Vorreitern beim mobilen Bezahlen und habe als eine der ersten deutschen Banken Google Pay eingeführt.

Mit etwa 1 000 Filialen betreibt das Kreditinstitut nach eigenen Angaben bundesweit eines der dichtesten und stabilsten Filialnetze von Privatbanken. In Sachsen hat die Bank gut 60 Standorte mit insgesamt 1 400 Mitarbeitern. Im Großraum Dresden, Meißen, Riesa und Pirna stehen 24 900 Unternehmeradressen mit bis zu 15 Millionen Euro Jahresumsatz in der Kundenkartei, die von 40 Beschäftigten betreut werden.

 

Von Michael Rothe

Foto: © Uwe Söder

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