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Ostbeauftragter will VW-Vorstand sprechen: „Zwickau leidet am meisten“

Der bei Volkswagen gefundene Kompromiss benachteiligt das Zwickauer Werk besonders stark, sagt der Ostbeauftragte Carsten Schneider (SPD). Deshalb will er jetzt das Gespräch mit dem Konzern-Vorstand in Wolfsburg suchen. Schneider hat auch eine konkrete Forderung.

Lesedauer: 2 Minuten

https://www.saechsische.de/wirtschaft/regional/sparplaene-bei-volkswagen-ostbeauftragter-geht-auf-vorstand-zu-zwickau-leidet-am-meisten-LX4AOXX2M5ECHKDF6225MTY2MI.html

Berlin. „Das Ergebnis ist nicht akzeptabel. Das Werk in Zwickau leidet am meisten unter den Einsparungen.“ Carsten Schneider findet deutliche Worte auf einer Fachtagung der IG Metall in Berlin. Vorgestellt wird hier eine neue Studie zum Automobilstandort Ostdeutschland.

Zwickau sei der Kern der ostdeutschen Autoindustrie, so der Ostbeauftragte der Bundesregierung weiter. Der sächsische Standort sei mutig vorangegangen und produziere als erstes Werk im Volkswagenkonzern nur rein elektrisch betriebene Fahrzeuge. Sechs Modellanläufe habe man gemeistert. Der Osten habe damit bewiesen, dass er es kann. „Hier ist das Knowhow, hier sind die qualifizierten und mutigen Leute, hier ist der produktivste Standort.“

Schneider: Es muss laut werden!

Dass es keine Werksschließungen gibt und keine betriebsbedingten Kündigungen bis 2030, worauf Dirk Schulze von der IG Metall aufmerksam macht, sei sicher ein Erfolg. Dennoch forderte Schneider vor den Gewerkschaftsvertretern, dass es jetzt laut werden muss. Zwickau habe mehr verdient als nur die Audi-Produktion.

Er befürchte, dass der Kompromiss zu einem deutlichen Verlust an Arbeitsplätzen in Zwickau führen werde. Bei VW und bei Zulieferern. Schneider selbst will in den nächsten Tagen das Gespräch mit dem Vorstand des VW-Konzerns in Wolfsburg suchen. Zwickau gebe im Zuge der Einigung vier Modelle an andere Werke ab. Das sei zu viel. „Wir brauchen mehr Modelle, wir brauchen mehr Arbeit in dem sächsischen Vorzeigewerk.“

Der Ostbeauftragte Carsten Schneider (SPD) macht sich Sorgen um das Zwickauer VW-Werk.
Der Ostbeauftragte Carsten Schneider (SPD) macht sich Sorgen um das Zwickauer VW-Werk.
Quelle: Jan Woitas/dpa

Der Stellenwert der Autoindustrie sei im Osten besonders hoch. Was Schneider damit meint, zeigt die in Berlin vorgestellte Studie. Darin heißt es, dass jeder vierte Industriearbeitsplatz in Ostdeutschland von der Autoindustrie abhängt – in Westdeutschland ist der Anteil der Autoindustriearbeitsplätze an allen Industriejobs deutlich geringer.

250.000 Jobs im Osten hängen an der Autoindustrie

Damit ist der Osten auch besonders stark von der Transformation und der aktuellen Konjunkturdelle der Automobilwirtschaft betroffen.

Bei den großen Herstellern – BMW, VW, Porsche, Mercedes, Tesla, Opel – verdienen insgesamt knapp 51.000 Menschen ihren Lebensunterhalt, heißt es in der im Auftrag von IG Metall und den Transformationsnetzwerken ReTraNetz-Berlin-Brandenburg sowie MoLeWa Leipzig erstellten Studie. Zusammen mit den Jobs in über 1300 Betrieben der Zulieferindustrie hängt damit eine Viertelmillion Arbeitsplätze im Osten direkt oder indirekt von der Automobilindustrie ab.

Die Untersuchung zeigt eine Industrie im Wandel: Ganze 95 Prozent der Betriebe müssen angesichts der Transformation ihre jetzigen Produktionsbedingungen in den kommenden Jahren verändern. Viele Zulieferer im Osten seien in Vorleistung gegangen. Die momentane Entwicklung träfe sie besonders hart.

Deutschland brauche eine innovative Industriepolitik, die besonders die strukturschwachen Regionen im Blick haben müsse, so Gewerkschafter Schulze. Es müsse zügig gehandelt werden. Denn eine De-Industrialisierung würde zu weiteren unüberschaubaren gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Verwerfungen führen.

SZ

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