Von Ulrich Wolf und Doreen Reinhard
Pasewalk. Die Unser Heimatbäcker Holding GmbH mit Sitz in Pasewalk, bekannter unter dem Namen Lila Bäcker, hat Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen strebe ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung an, teilte am Dienstag Geschäftsführer Stefan Blaschak mit. Ziel sei es, „die momentane massive finanzielle Schieflage“ zu überwinden. Das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung setzt voraus, dass der Sanierungsplan schon vor der Eröffnung einer Insolvenz vorgelegt wird und innerhalb von zwei Jahren mindestens 30 Prozent der Schulden bezahlt werden.
Blaschak zufolge hinterließ sein Vorgänger „Defizite in der gesamten Wertschöpfungskette, vom Einkauf über die Produktion bis hin zur Warenauslieferung“. Fehler und Handlungen der früheren Geschäftsführung hätten das Unternehmen „in eine schwierige Situation gebracht“. Die Firma sei erheblich geschädigt worden. Die Gehälter für die etwa 2.700 Mitarbeiter sind Blaschke zufolge zumindest bis Ende Februar 2019 gesichert. Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss Gaststätten (NGG) lehnt die außergerichtliche Variante rigoros ab. Der Geschäftsführer habe ein Jahr Zeit gehabt, das Unternehmen zu konsolidieren und habe dies nicht geschafft, so die NGG.
Der Lila Bäcker ist eine der größten Filialbäckereien Deutschlands betreibt rund 400 Filialen in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg und Schleswig-Holstein. Der Konzern machte 2017 rund 138 Millionen Euro Umsatz. Dabei war ein Verlust von rund 18,5 Millionen Euro entstanden. Die Zahlen für 2018 liegen noch nicht vor. Nach Informationen von NDR 1 Radio MV ist der Heimatbäcker überschuldet. Die Umsätze in den vergangenen Monaten seien trotz Preiserhöhungen massiv eingebrochen, hieß es.
In der vergangenen Woche hatte die Staatsanwaltschaft Schwerin Wohnungen und Geschäftsräume von Mitgliedern der ehemaligen Geschäftsführung durchsucht, unter anderem in Heringsdorf auf Usedom. Dorthin hatte sich Firmengründer Volker Schülke nach seinem Ausscheiden im vergangenen Jahr zurückgezogen. Er betreibt auf Usedom eine Flugzeugmuseum mit Maschinen aus den 1930er- und 1940er-Jahren. Die Beteiligungsfirma von ihm und seiner Frau verfügte nach seinem Ausscheiden aus dem Lila-Bäcker-Konzern im zuletzt veröffentlichten Abschluss für 2016/17 über ein Eigenkapital von 38,6 Millionen Euro. An der Strandpromenade von Ahlbeck erwarb und sanierte der einstige Bäckerkönig eine marode Villa. Sie hat einst einem DDR-Verteidigungsminister als Feriendomizil gedient. Nun trägt sie den Namen seiner Frau: Villa Arite. Für Schülke ist das „ein Investment“. Mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ werde man eine Stiftung gründen und „ein gehobenes Schulungszentrum“.
Die neue Firmenleitung des Lila Bäckers unter Blaschke hatte zuvor Anzeige gegen die frühere Geschäftsführung gestellt. Es bestehe der Verdacht, dass vor dem Geschäftsführer-Wechsel Gelder veruntreut und die Unternehmensgruppe dadurch geschädigt worden sei, hieß es. Die Bäckereikette hatte zu Jahresbeginn die Kuchenproduktion in Dahlewitz bei Berlin, Gägelow und Pasewalk geschlossen und nach Neubrandenburg verlagert. Zudem erhielten 220 Mitarbeiter die Kündigung, wogegen einige von ihnen teilweise erfolgreich gerichtlich vorgingen.