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Ottendorfer Unternehmer: „Dem deutschen Mittelstand geht es nicht gut“

Der Ottendorfer Automobilzulieferer JKL Kunststoff Lackierung GmbH hat Insolvenz angemeldet. Grund sind die gestiegenen Kosten. Jetzt wurde Sachsens Ministerpräsident um Hilfe gebeten.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht Andreas von Feilitzsch.
Andreas von Feilitzsch ist Geschäftsführer der Firma JKL Kunststoff Lackierung GmbH. Der Ottendorfer Automobilzulieferer musste Insolvenz anmelden. © René Meinig

Von Siri Rokosch

Ottendorf-OkrillaAndreas von Feilitzsch ist Geschäftsführer und einer der drei Inhaber der Ottendorfer Firma JKL Kunststoff Lackierung GmbH im Gewerbegebiet. Das mittelständische Unternehmen gibt es bereits seit 1999, er leitet es seit 2020 – dem Corona-Jahr, dass viele Branchen in Bedrängnis brachte.

Die Krisen, wie Corona, der Chip- und Halbleiter-Mangel, der Krieg in der Ukraine sowie die hohe Inflation hätten für einen starken Produktions- und Umsatzrückgang in der Automobilbranche gesorgt und zu steigenden Produktionskosten sowie Problemen entlang der Lieferketten, sagt er gegenüber Sächsische.de. Die Preise hätten sich nicht in notwendigem Maße bei den Kunden anpassen lassen, wie die gestiegenen Kosten bei sinkenden Stückzahlen erfordert hätten, erklärt er.

Der Unternehmer habe nach eigenen Aussagen frühzeitig Insolvenz angemeldet, um den Betrieb grundlegend sanieren zu können. Deshalb haben er und der Ottendorfer Bürgermeister Rico Pfeiffer (parteilos) Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) eingeladen, damit sich dieser ein Bild vor Ort machen konnte.

Zudem sei ein Dialog über die Sorgen mittelständischer Unternehmen angestrebt worden, denn Andreas von Feilitzsch sagt: „Es geht nicht nur uns so, sondern vielen mittelständischen Unternehmen in Deutschland.“

Ministerpräsident Michael Kretschmer, Insolvenzverwalter Carsten D. Liersch und der Geschäftsführer der JKL Kunststoff Lackierung GmbH, Andreas von Feilitsch beim Besuch am 18. August in Ottendorf-Okrilla.© Foto: JKL Kunststoff Lackierung

Ottendorfer JKL lackiert Fahrzeugteile für VW, Audi und Porsche

70 Mitarbeiter arbeiten derzeit täglich im Zwei-Schicht-Betrieb. Vor Corona waren es 120, die im Drei-Schicht-System auf den vollautomatisierten Roboter-Lackieranlagen Innenraumteile aus Kunststoff für die Automobilindustrie lackieren. Diese Teile werden dann in Fahrzeugen hauptsächlich von VW, Audi und Porsche verbaut. Geliefert würden die Produkte jedoch an Zulieferfirmen, erklärt der Geschäftsführer.

„Wir lackieren Oberflächen von Automobil-Interieur, wie zum Beispiel von Türgriffblenden, Lautsprechergitter und Zierleisten.“ Doch der Hauptabsatz-Markt sei seit drei Jahren eingebrochen, stellt von Feilitzsch fest: „Die Automobilproduktion in Deutschland liegt nur noch bei etwa 60 bis 65 Prozent des Vorkrisen-Niveaus.“

Preisexplosionen beuteln Ottendorfer Unternehmen

Durch diesen Rückgang sei folglich auch die Auftragslage für seine Firma zurückgegangen, wie in vielen Unternehmen der Branche. Zudem seien die Kosten für Lacke und Chemikalien um etwa 30 Prozent gestiegen, die Energiekosten hätten sich verdoppelt.

Die Anhebung des Mindestlohns habe zu weiteren Verteuerungen geführt, sagt von Feilitzsch: „Wir zahlen schon immer oberhalb des Mindestlohnes, doch die Anhebung des Mindestlohnes hat das gesamte Lohnniveau deutlich anheben lassen. Auf der einen Seite brauchen die Menschen das Geld, und ich würde gern auch deutlich mehr zahlen, auf der anderen Seite führt dies auch zu höheren Produktionskosten. Das geht auf Dauer nicht gut, wenn sich die nötigen Preise nicht bei den Kunden durchsetzen lassen.“

Warum musste das Unternehmen in Insolvenz gehen?

Im Februar 2023 hatte das Unternehmen Insolvenz angemeldet. Das hatte Andreas von Feilitzsch vor allem entschieden, weil er seine gestiegenen Kosten nicht an seine Kunden weitergeben konnte und so einer anhaltenden Verlustsituation gegenüberstand.

„Wir waren nicht überschuldet und auch nicht zahlungsunfähig“, erzählt von Feilitzsch. „Alle Mitarbeiter bekamen bisher immer und bekommen auch künftig pünktlich ihr Gehalt.“

„Das beabsichtigte Ziel, dass mithilfe des Verfahrens die Kunden die notwendigen Preise endlich akzeptieren, konnte erreicht werden, sodass das Unternehmen wieder profitabel arbeiten kann“, so der JKL-Geschäftsführer.

„Jetzt sind wir dabei, mit den Gläubigern eine zukunftsfähige Lösung zu erarbeiten. Wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem Insolvenzverwalter und dem Insolvenzgericht, die Prognose ist positiv und wir sind zuversichtlich für die Zukunft der JKL.“

Sachsens Ministerpräsident bei Ottendorfer Unternehmen

Am 18. August hatte Andreas von Feilitzsch Besuch des Sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU). „Dabei kamen die hohen Energiekosten, die weiterhin hohe Inflation, Arbeitskräftemangel trotz Zuwanderung und damit einhergehend die sinkende Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland zur Sprache“, sagt er.

Auch die Energiewende und deren Folgen für Unternehmer wie ihn, seien angesprochen worden, so von Feilitzsch: „Unsere Sparmöglichkeiten sind ausgeschöpft. Wir brauchen vor allem Gas für die technisch vorgegebenen Wärmeprozesse, an die wir uns strikt zu halten haben. Wir können auch nicht einfach so auf andere Energiequellen umstellen. Wir haben gar nicht die Möglichkeit das so schnell umzusetzen“, sagt er und betont: „Eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach lässt die Statik nicht zu. Zudem würden auf dem Hallendach nur etwa 10 Prozent unseres Bedarfs gedeckt werden können.“

Kretschmer nimmt Probleme der Ottendorfer „mit nach Berlin“

Er befürchtet, wie viele andere auch, der deutsche Industriestandort könne langfristig abwandern. Zwei Aufträge habe er bereits, ohne die Insolvenz, ins Ausland nach Tschechien und Rumänien verloren. Den Ministerpräsidenten bat der Unternehmer, dass dieser die Probleme „mit nach Berlin nehme“, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können.

„Der Ministerpräsident sicherte zu, die Anliegen der mittelständischen Unternehmen weiterhin ernst zu nehmen und sich für eine enge Kooperation zwischen Politik, Wirtschaft und Gemeinden einzusetzen, um gemeinsam den Herausforderungen der Zeit zu begegnen“, erinnert sich der Geschäftsführer an das Gespräch.

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