Leipzig. Porsche hält weiter am Ausbau der Elektromobilität fest, investiert zugleich aber in den Antriebsmix. Geplant ist im SUV-Segment eine neue Modellreihe mit Verbrennungs- und Hybridantrieb.
Das neue geländetaugliche Modell soll Ende des Jahrzehnts auf den Markt kommen, wie Porsche-Chef Oliver Blume bei der Vorstellung der Jahresbilanz an diesem Mittwoch bekannt gegeben hat.
Wirtschaftlichkeit des Porsche-Werks ist entscheidend
Er rechne fest damit, dass das Leipziger Werk seinen Hut in den Ring wirft und sich als Produktionsstandort für das neue Modell ins Spiel bringt, sagte der Vorstandschef auf Nachfrage dieser Zeitung.
„Leipzig hat hier gute Chancen.“ Letztlich entscheide die Wirtschaftlichkeit, welcher Standort den Zuschlag bekommt.
Blume ist seit 2015 Vorstandschef bei Porsche
„Ich persönlich bin ein großer Fan von Leipzig, habe dort beim Hochlauf des ersten Macan viel Zeit verbracht“, sagte Blume weiter, der in seiner Zeit als Produktionsvorstand des Sportwagenbauers den Bau einer neuen Fabrik für den Macan in Leipzig begleitet hat. „Ich schätze die Leipziger Mannschaft als hochkompetent ein – ein tolles Werk.“
Blume, seit 2022 auch Vorstandschef des Volkswagen-Konzerns, verantwortete ab 2013 bei Porsche den Bereich Produktion und Logistik. 2015 wurde der heute 56-jährige gebürtige Braunschweiger Vorstandschef des Stuttgarter Unternehmens.
Hintergrund für den Bau einer neuen Modellreihe ist das Auslaufen des ausschließlich in Leipzig gebauten Macan mit Benzinmotor.
Ich schätze die Leipziger Mannschaft als hochkompetent ein – ein tolles Werk. – Oliver Blume, Porsche-Chef
Im sächsischen Werk werden zwar noch auf einer Linie die sportlichen Geländewagen mit E- und Verbrennerantrieb gebaut. Allerdings gibt es den neuen Macan nur noch mit Elektroantrieb.
Der weiter gut nachgefragte Macan mit Benzinmotor soll 2026 vom Markt genommen werden. In Europa lässt er sich nicht mehr bestellen, weil hier neue Regeln für die Cyber-Sicherheit in Autos gelten.
Passt Porsche den Macan an neue Vorgaben an?
Spekuliert wurde, ob Porsche den Macan fit macht für die neuen EU-Vorschriften. Allerdings hätte man eine komplett neue Elektronik-Architektur integrieren müssen. Das umgeht der Autobauer, indem er jetzt eine neue SUV-Modellreihe auf den Markt bringen will.
Dass Porsche verstärkt in Verbrenner und Plug-in-Hybride investieren will, hängt mit der schwächelnden Nachfrage nach Elektromodellen zusammen. Zugleich läuft das China-Geschäft nicht wie erwartet. Das Konzernergebnis ging im Jahresvergleich auf rund 3,6 Milliarden Euro zurück, wie das Dax-Unternehmen bekannt gab. 2023 hatten die Stuttgarter 5,2 Milliarden Euro Gewinn gemacht.
Der Autohersteller hat bereits im Februar ein Sparprogramm angekündigt. Unmittelbar betroffen sind die Werke in Stuttgart-Zuffenhausen und Weissach (Landkreis Böblingen in Baden-Württemberg). Rund 1900 Stellen von 23.650 bei Porsche insgesamt sollen bis 2029 wegfallen.
Kostenprogramme gelten auch für Werk Leipzig
Von diesem Abbau sei Leipzig nicht betroffen. Die Kostenprogramme, die sich Porsche aufgelegt habe, würden aber für alle Standorte gelten, sagte Blume jetzt. Also auch für Leipzig. Das sächsische Werk zeichne sich durch eine hohe Flexibilität aus, auch wegen seiner vielen „temporären Kollegen“, spricht Leihkräfte. So könne man den Personalbedarf gut steuern. Zu Details könne man sich aktuell nicht äußern.
4600 Beschäftigte sind direkt bei Porsche Leipzig unter Vertrag. Für sie gilt eine Beschäftigungsgarantie bis 2030. Hinzu kommen Leiharbeiter. Laut IG Metall sind es über 1000 im Werk.
Für Zeitarbeitnehmer bei Porsche ist laut Gewerkschaft in den vergangenen Jahren viel erreicht worden. Für sie gelten weitgehend dieselben Arbeitsbedingungen wie für Porsche-Beschäftigte. Ebenso wurde nahezu die Entgeltgleichheit hergestellt.