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Porsche Leipzig – Bangen um Zeitarbeiter und Prämie

Das von Porsche angekündigte Stellenabbauprogramm betrifft aktuell nur die Werke im Stuttgarter Raum. Aber auch in Leipzig machen sich die Beschäftigten große Sorgen. Womit zu rechnen ist.

Lesedauer: 3 Minuten

Andreas Dunte

Leipzig. Lange sah es so aus, als ob Porsche eine Insel der Glückseligen ist, also dass sich der Sport- und Geländewagenbauer von der allgegenwärtigen Krise in der Branche und der schwächelnden Konjunktur losgelöst bewegt. Doch nun muss auch der Stuttgarter Autohersteller massiv sparen.

Unmittelbar von den Sparmaßnahmen betroffen sind die Werke in Stuttgart-Zuffenhausen und Weissach (Landkreis Böblingen in Baden-Württemberg). Rund 1900 Stellen von 23.650 bei Porsche insgesamt sollen bis 2029 wegfallen. Andere Standorte seien nicht betroffen, teilt das Unternehmen mit.

Absatz von E-Fahrzeugen schwächelt

„An Leipzig geht der Kelch vorbei – noch“, heißt es bei der IG Metall. „Wir sehen aber klar, wo auch für das sächsische Werk die Reise hingehen könnte, wenn nicht gegengesteuert wird“, sagt Leipzigs IG-Metall-Chef Steffen Reißig.

Gemeint ist, dass sich auch Porsche dem allgemein schwächelnden Absatz von E-Fahrzeugen nicht entziehen kann. Der Hersteller verkaufte im Vorjahr 49 Prozent weniger von dem elektrisch angetriebenen Sportwagen Taycan, der in Stuttgart gefertigt wird.

Macan-Verkauf läuft relativ stabil

In Leipzig sehen die Zahlen besser aus: So lieferte Porsche im Vorjahr 29 .587 Panamera aus. Ein Rückgang von 13 Prozent zu 2023, was hauptsächlich auf die geringere Nachfrage nach der Luxuslimousine in China zurückzuführen ist, wie eine Sprecherin mitteilt.

Vom ebenfalls in Leipzig produzierten Macan verkaufte Porsche im Vorjahr 82 .795 Einheiten. Mit fünf Prozent ist der Rückgang hier weit geringer. Das liegt daran, dass der Großteil der verkauften Macan noch Benzinantrieb hat. Die Auslieferungen des vollelektrischen Macan begannen im September 2024. Seitdem wurden über 18.000 E-Macan ausgeliefert.

Wir sehen klar, wo auch für das sächsische Werk die Reise hingehen könnte, wenn nicht gegengesteuert wird. – Steffen Reißig, IG Metall

In der Fachwelt wird allerdings kritisiert, dass der neue Macan ausschließlich mit E-Antrieb auf den Markt gekommen ist und Porsche den gut nachgefragten Macan mit Benzinmotor 2026 vom Markt nehmen will. Viele Kunden haben das der Marke übel genommen und sich bei BMW und Mercedes nach Alternativen umgeschaut, wie Fachzeitschriften berichten.

Weil die Entwicklung ist, wie sie ist, will Porsche-Chef Oliver Blume jetzt umsteuern und wieder stärker in Verbrenner und Plug-in-Hybride investieren. Schon vergangenes Jahr gab es erste Kurskorrekturen.

„Mit der Möglichkeit, drei Antriebe – Benzin, Hybrid und Elektro – auf einer Linie zu fertigen, sind wir flexibel und zukunftsfähig aufgestellt“, sagt Gerd Rupp, Vorsitzender der Geschäftsführung der Porsche Leipzig GmbH. Damit sei man unabhängiger von Nachfrageschwankungen.

Allerdings wird das Volumen-Modell Macan mit Benzinmotor nur noch für das Ausland hergestellt. In Europa lässt er sich nicht mehr bestellen, weil hier neue Regeln für die Cyber-Sicherheit in Autos gelten.

Beschäftigungssicherung gilt bis 2030

Wollte man ihn fit machen für die neuen EU-Vorschriften, müsste man eine komplett neue Elektronik-Architektur integrieren. Ob Derartiges geplant ist und – wenn ja – wann hier mit einer Umsetzung gerechnet werden kann, dazu äußert sich Porsche nicht.

Gerd Rupp sagt nur: „Die aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Bedingungen haben auch Auswirkungen auf Porsche Leipzig.“

Wie an allen anderen Standorten des Sportwagenbauers gilt eine Beschäftigungssicherung: Bis 2030 sind demnach keine betriebsbedingten Kündigungen möglich. Wohlgemerkt für die Stammbelegschaft.

4600 Beschäftigte sind direkt bei Porsche Leipzig unter Vertrag. Hinzu kommen Leiharbeiter. Wie viele genau – dazu will sich das Unternehmen nicht äußern.

Die IG Metall spricht von einer vierstelligen Zahl am sächsischen Standort. Steffen Reißig: „Für Zeitarbeitnehmer bei Porsche haben wir in den vergangenen Jahren viel erreicht. Für sie gelten weitgehend dieselben Arbeitsbedingungen wie für Porsche-Beschäftigte. Ebenso wurde nahezu die Entgeltgleichheit hergestellt.“

Das ändert aber nichts daran, dass es die Beschäftigten mit Zeitarbeitsvertrag sind, die als erste gehen müssen, wenn die Konjunktur schwächelt. Zu sehen war das zuletzt bei Volkswagen in Zwickau. Von den knapp 2700 Beschäftigten mit befristeten Verträgen wurden nur 700 übernommen. Der Rest durfte gehen.

Bei der AG enden 2000 befristete Verträge

Und das zeigt sich auch in Zuffenhausen und Weissach. Wie die Stuttgarter Nachrichten schreiben, will Porsche das Personal an den beiden Standorten bis 2029 um 15 Prozent reduzieren. Dieser Prozess, so die Aussage von Personalchef Andres Haffner, ist bereits 2024 mit dem Auslaufen der ersten 1500 befristeten Arbeitsverhältnisse angestoßen worden. Die Befristung von weiteren 500 Beschäftigten werde in diesem Jahr enden.

Aktuell sei eine derartige Entwicklung in Leipzig nicht auszumachen, sagt Gewerkschafter Reißig. Die Arbeitsagentur Leipzig bestätigt das. Zwar sei die Arbeitslosenquote im Vormonat im Agenturbezirk auf 8,4 Prozent gestiegen. „Es gibt aber keine Hinweise darauf, dass sich die Zeitarbeitsbranche hierbei besonders hervorhebt“, so eine Sprecherin.

Auswirkungen wird die Entwicklung aber auf die freiwilligen Sonderzahlungen haben, für die Porsche bekannt ist und die in der Vergangenheit besonders hoch waren. Für das Geschäftsjahr 2023 zahlte Porsche jedem Beschäftigten bis zu 9690 Euro – brutto. Im Jahr davor waren es bis zu 7900 Euro.

Das wird sich ändern. Wie es heißt, soll die freiwillige Sonderzahlung für das Geschäftsjahr 2024 deutlich niedriger ausfallen. Auf der Jahrespressekonferenz Mitte März soll dazu Näheres verkündet werden.

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