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Preise für Innovationen: So sieht Sachsens Zukunft aus

Unternehmen und Start-ups, Wissenschaftler und Schüler präsentieren ihre Ideen und Produkte auf der sächsischen Innovationskonferenz. Dabei gibt es mehr zu gewinnen als nur Wissen.

Lesedauer: 3 Minuten

Teilnehmer der Innovationskonferenz stehen nebeneinander.
Stefanie Hartmann vom Start-up Microacoustix (links) zeigt Markus Michalow, Geschäftsführer der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Sachsen, und Staatssekretär Thomas Kralinski (r.) ihre Clean-Plasma-Technologie. © Foto: SZ/Veit Hengst

Von Niels Heudtlaß

Dresden. Angeregt vorgetragene Gesprächsfetzen sammeln sich zu einer beachtlichen Geräuschkulisse. Aus einer Ecke tönt schrilles Piepen, aus einer anderen Tastaturgeklapper. So klingt Innovation im Freistaat. Denn die Geräusche stammen von kleinen Tischen – angebracht an grünen Säulen, Plakatwänden unter blauem Licht, an denen 150 Unternehmen und Start-ups, Wissenschaftler und Schüler aus ganz Sachsen innovative Produkte und Ideen vorstellen. Futuresax, die Innovationsplattform des Freistaates Sachsen, hat sie zu diesem Zweck zur Innovationskonferenz eingeladen.

„Wir sind das Land der Ingenieure und Tüftler“, sagt Thomas Kralinski, sächsischer Staatssekretär für Wirtschaft und Arbeit, in seinem Grußwort. „Wenn wir das bleiben wollen, brauchen wir eine Kultur, in der Innovation möglich ist.“ Zu dieser Kultur gehört für ihn auch jenes Stelldichein am Dienstag in der Messe Dresden. „Ziel der Konferenz ist es, Leute zusammenzubringen, die zusammengehören“, so Kralinski. Also Förderer, Mentoren und Investoren mit den Ideenhabern, Start-ups und Innovatoren. Jene haben auf der Messe die Qual der Wahl. Denn die Vielfalt an Ideen und innovativen Produkten ist beachtlich.

Vom Handwerk bis zu den Technologien der Zukunft

Einfach zu verstehende, weil anfassbare Produkte aus dem Handwerk – etwa lebensechte Prothesen, beheizbare Textilien, nachhaltig produziertes Glas – stehen neben hochtechnischen Exponaten, wie den kleinen grünen Klötzchen der Firma Bitteiler, die IoT-Daten ohne Informationsverlust in großen Mengen speichern sollen. Für Laien kaum zu verstehen. Doch dafür stehen die Erfinder und Firmengründer den staunenden Interessierten Rede und Antwort.

So auch Stefanie Hartmann vom Start-up microacoustix, das aus einer Forschungsgruppe des Leibniz-Instituts für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden entstand. Die Clean-Plasma-Technologie des Start-ups setzt Schallwellen dazu ein, Blutzellen, Bakterien und andere Bestandteile von Blutproben voneinander zu trennen. Das alles läuft vollständig automatisch ab und vereinfacht viele Diagnose-Verfahren in der Medizin.

Doch bevor diese interessante Technologie auf den Markt kommen kann, braucht es weitere Validierung. Auch dort hilft Futuresax mit einer Förderung. Forschungsergebnisse und Erfindungen aus der Wissenschaft will die Innovationsplattform des Freistaates so für die wirtschaftliche Nutzung bereit machen.

Futuresax stehe den Forschern bei Fragen wie „Ist der Markt für das Produkt groß genug?“, „Für welche Verfahren kann die Forschung noch genutzt werden?“ und vielen mehr zur Seite, erklärt Geschäftsführerin Marina Heimann. So wolle das Unternehmen verhindern, dass vielversprechende Wissenschaftsprojekte in der Schublade landen.

Doch selbst wenn diese Fragen beantwortet sind, ist es noch ein weiter Weg. So hofft Stefanie Hartmann auf der Futuresax Investoren zu finden, die bereit sind, in das Projekt zu investieren, das dann in vier bis fünf Jahren die Diagnose vereinfachen könnte.

Die nächste Generation macht es vor

Doch die Innovationskonferenz steht nicht nur etablierten Start-ups und Wissenschaftlern offen. Auch die junge Generation kann unter dem Namen „Next-Gen“ den anwesenden Investoren und Förderern kreative Produktideen vorstellen. So auch vier Schülerinnen des Augustum-Annen-Gymnasiums in Görlitz. Im Rahmen eines Schülerwettbewerbs kam ihnen die Idee, die sie nun auf der Futuresax-Konferenz präsentieren: ein Gürtel, der Frauen im Nachtleben mehr Sicherheit geben soll.

Die 17-jährige Vivien Langner drückt auf einen Knopf an der Schnalle – ein schrilles Pfeifen ertönt. „Das soll Passanten auf die Notsituation aufmerksam machen, und außerdem ist ein GPS-Sender eingebaut, der via App den Standort der bedrängten Frau anzeigt“, erklärt die junge Erfinderin.

Auch ein Schülerteam aus Leipzig namens CO2Y ist im Next-Gen-Bereich zu finden. Mit ihrem automatischen Fensteröffner zur Lüftungsregulierung, der bei einem zu hohen Co2-Wert im Raum seinen Dienst antritt, konnten die Schüler sich bereits bei einem Landesentscheid der Business@school-Initiative durchsetzen.

Die jungen Innovatoren wurden aufgrund ihrer Teilnahme an dem Landesentscheid auch auf die Innovationskonferenz eingeladen.

Innovation gewinnt

Nicht nur gute Kontakte, neues Wissen und mögliche Investoren lassen sich auf der Innovationskonferenz gewinnen. Der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) hat am Abend, zum Höhepunkt der Veranstaltung, die Gewinner der Staatspreise für Gründen, Transfer und Innovation gekürt. Die drei vom sächsischen Wirtschaftsministerium ausgelobten Auszeichnungen sind mit insgesamt bis zu 130.000 Euro dotiert. Den Sächsischen Gründerpreis erhält die Firma Poweron aus Dresden für ihre Robotertechnik, die Roboter mit künstlicher Haut und Muskeln ausstattet.

Die Firma Poweron, die Roboter mit Fingerspitzengefühl entwickelt, konnte den sächsischen Gründerpreis gewinnen.© kairospress

Der Sächsische Transferpreis für Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft geht an den Nuklearmedizin-Experten Johannes Notni von Trimt aus Radeberg, der neuartige Biomarker zur Erkennung und Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs entwickelt. Den Innovationspreis nimmt das Unternehmen Novum Engineering aus Dresden entgegen. Es ermittelt mithilfe künstlicher Intelligenz den Ladezustand, die aktuelle Kapazität und die Lebensdauer von Batterien. Und der Publikums-Gründerpreis geht an „Die vegane Fleischerei“ aus Dresden.

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