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Rothes Gut in Meißen: Darum sind Kinder auf dem Weingut ausdrücklich erwünscht

Seit 15 Jahren gibt es das Rothes Gut in Meißen. Das Weingut von Tim Strasser und Annekatrin Rades ist längst mehr als ein Ort für Weinliebhaber. Sohn Benedikt hat schon seinen eigenen Riesling.

Lesedauer: 3 Minuten

Elisa Schulz

Meißen. Abseits vom Trubel der Stadt und in der Ruhe der Natur findet sich das Weingut „Rothes Gut“. „Wir bekommen hier oben kaum etwas mit“, sagt Annekatrin Rades, die Lebensgefährtin des Weingut-Chefs Tim Strasser. Der Hof ist ruhig, ab und zu hört man ein Schaf oder ein Huhn, doch sonst ist nicht viel los an diesem Vormittag.

Vor anderthalb Jahrzehnten war das anders. Als der junge Weinbau-Student Tim Strasser die ersten zwei Hektar am Rande der Stadt übernahm, stand hier vor allem eines an: viel Arbeit und noch mehr Träume.

Gemeinsam mit seiner Partnerin Annekatrin Rades hat er seither Stück für Stück ein gewachsenes Familienweingut geschaffen – mit heute fast 17 Hektar Rebfläche, einer Vinothek, die längst zu klein geworden ist, und einer treuen Kundschaft, die auch in schwierigen Zeiten zu ihnen steht.

Wenig Hektik, viel Natur

„Seit 2020 hat sich bei uns alles verändert“, sagt Annekatrin Rades, die das Gut seit vielen Jahren mitgestaltet. Der Hof wurde erweitert, die Arbeitsabläufe besser organisiert. Sechs feste Mitarbeiter und immer wieder Schüler kurz vor dem Abitur packen mit an. „Allein würde das gar nicht gehen“, sagt sie. Beim Ausschank, bei Festen, bei der Ernte – helfende Hände sind unverzichtbar.

Es ist eine never ending Lovestory – Annekatrin Rades, Weingut Rothes Gut

Und sie kommen gerne. Wer einmal mitgeholfen hat, merkt schnell, dass es im Weinberg anders zugeht als in der Gastronomie. Weniger Hektik, mehr Natur. „Wir haben immer wieder Anfragen, ob man auf dem Weinberg mithelfen kann. Kein Stress, ab vom Schuss und viel Natur“, sagt Rades, „Und wir freuen uns über jede Unterstützung.“

Frost, Hagel, Corona

Doch so idyllisch die Bilder sind, so hart kann die Realität sein. Spätfröste, Hagel, Corona – all das hat das Rothes Gut in den vergangenen Jahren geprägt. „Katastrophen erprobt sind wir mittlerweile“, sagt Rades und lacht. „Während Corona hatte man Wein und durfte nicht ausschenken. Dann kam der Frost, man konnte wieder ausschenken, aber hatte keinen Wein.“

Zufriedenheit spricht trotzdem aus jedem Satz. „Man braucht solche Erfahrungen nicht noch einmal, aber wir haben daran auch wachsen können.“

Gerade in Krisenzeiten zeigte sich die besondere Gemeinschaft im kleinen sächsischen Anbaugebiet. Konkurrenzdenken? Fehlanzeige. „Wir helfen uns gegenseitig. Wenn einer Trauben braucht oder jemanden ein Gerät kaputtgeht, springt der andere ein.“ Was in großen Regionen oft undenkbar wäre, ist hier Alltag.

Kinder sind ausdrücklich erwünscht

Dass die Vinothek längst aus allen Nähten platzt, ist nur eines der Themen, die die Familie beschäftigt. Ein Ausbau ist geplant, Verkauf und Ausschank sollen künftig getrennt werden. Gästezimmer oder Ferienwohnungen sind nicht vorgesehen – das Gut ist auf Tagesbesucher ausgerichtet.

Und doch: Der Rhythmus der Arbeit kennt kein Ende. „Es ist eine never ending Lovestory“, sagt Rades. „Man denkt manchmal, jetzt ist man fertig – aber es geht sofort wieder von vorn los.“

Wer heute das Rothes Gut besucht, spürt schnell, dass es nicht nur um Wein geht, sondern auch um die Familie. Kinder sind ausdrücklich erwünscht. Auf dem Gut hängt ein Schild, auf dem heißt es: „Kinder sind erwünscht. Eltern auch“.

Ein Wein für den Sohn

Sohn Benedikt bekommt seinen eigenen Wein. Die Etiketten gestaltet der Vierjährige selbst.
Sohn Benedikt bekommt seinen eigenen Wein. Die Etiketten gestaltet der Vierjährige selbst.
Quelle: huebschmann_cl

„Sie dürfen sich auf dem Hof austoben oder Fußball spielen“, sagt Rades. Der Sohn der Familie ist fast fünf, die Tochter noch nicht mal eins. Doch Benedikt ist schon richtig im Weingeschäft angekommen: Er fährt im Traktor mit oder hilft an der Presse. „Er macht alles mit, was er schon kann“, sagt Rades und: „Die Kinder sollen wissen, wo der Wein herkommt und wie er entsteht.“

Und Benedikt hat auch schon seinen eigenen Wein mit selbst gestalteten Etiketten. Die Etiketten malt er jedes Jahr selbst, die Eltern suchen dann das Beste aus. Jedes Jahr wird für ihn eine Kiste des Riesling zurückgelegt, die er zu seinem 18. Geburtstag bekommt. „Er sagt immer, er wird das Gut später einmal übernehmen“, erzählt seine Mutter. Für die Tochter ist die gleiche Tradition angedacht. Sie bekommt ein Weißburgunder.

SZ

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