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Ryanair geht, Marabu kommt: Airline eröffnet ihre größte Basis am Leipziger Flughafen – 13 Ziele

Vom unbekannten Neuling zur wichtigsten Airline: Die estnische Airline eröffnet am Flughafen Leipzig/Halle ihre größte deutsche Basis – mit drei Airbus A320neo und bis zu 47 Flügen pro Woche. Was plant die Airline jetzt, und welche Ziele steuert sie an?

Lesedauer: 4 Minuten

Florian Reinke

Leipzig. Marabu, das ist ein Name, mit dem bisher nur wenige Reisende am Airport Leipzig/Halle etwas anfangen können – doch das ändert sich gerade rasant: Die noch junge Fluggesellschaft fährt am Airport in Schkeuditz groß auf. Seit einigen Tagen betreibt sie eine eigene Basis am Flughafen, mit drei stationierten Airbus A320neo und 150 Crew-Mitgliedern ist es die größte des Unternehmens in Deutschland.

Es sei ein Start „von null auf hundert“ gewesen, sagt Airline-Chef Axel Schefe. Und Moritz Küppers, Standortleiter des Flughafens Leipzig/Halle, betont: „Marabu ist auf Anhieb der größte Carrier hier am Flughafen“. Das bedeutet: Keine andere Fluggesellschaft bedient mehr Ziele ab Leipzig.

Blick in Airbus A320neo: Marabu stationiert drei Maschinen in Leipzig/Halle.
Blick in Airbus A320neo: Marabu stationiert drei Maschinen in Leipzig/Halle.
Quelle: Michael Strohmeyer

Marabu eröffnet Basis nach Ryanair-Rückzug aus Leipzig

Was ist das also für eine Fluggesellschaft, die in Leipzig/Halle in kurzer Zeit eine Basis etabliert hat – und was bietet sie jetzt an? Der Zeitpunkt für die Neueröffnung ist jedenfalls bemerkenswert.

Vor Kurzem erst hatten sich Ryanair vollständig aus Sachsen zurückgezogen und die Lufthansa mit der Einstellung der Verbindung Leipzig–München ihr Angebot reduziert.

Marabu ist auf Anhieb der größte Carrier hier am Flughafen Leipzig/Halle. – Moritz Küppers, Standortleiter Flughafen Leipzig/Halle

Ab Leipzig/Halle steuert Marabu zunächst 13 Ziele an – allesamt beliebte Urlaubsdestinationen, wie Airline-Chef Schefe erklärt. In Spanien zählen etwa Mallorca und die Kanaren dazu, in Griechenland Inseln wie Kreta und Korfu. Hinzu kommen das ägyptische Hurghada sowie Faro und Madeira in Portugal. Bis zu 47-Mal pro Woche starten die Maschinen vom Flughafen Leipzig/Halle. Doch wirklich neu im Streckennetz ist im Sommer nur Chania auf der größten griechischen Insel Kreta.

Marabu übernimmt viele Strecken von Condor

Mit Blick auf den Flugplan fällt schnell auf: Viele der Ziele hatte bisher vor allem die deutsche Airline Condor bedient. Dass Marabu jetzt viele Verbindungen übernimmt, ist jedoch kein Zufall: Beide sind Schwesterairlines und gehören zur Investmentgesellschaft Attestor.

Bei Condor war das britische Unternehmen 2021 eingestiegen, nachdem die Airline infolge der Pandemie in finanzielle Schieflage geraten war.

Marabu-Chef Axel Schefe: „Nahtloses Angebot“.
Marabu-Chef Axel Schefe: „Nahtloses Angebot“.
Quelle: Michael Strohmeyer

Marabu Airlines mit Sitz in Estland wurde schließlich 2022 gegründet. Damit sollten vor allem Kapazitätsengpässe behoben werden, die durch die Corona-Pandemie verursacht wurden. Doch nach wie vor sorgt die Neugründung für Kontroversen: So warnt die Vereinigung Cockpit vor einer Unterwanderung deutscher Arbeitsstandards. Airlines mit ausländischen Betriebsgenehmigungen zu gründen und „deutsche Arbeitsverträge zu unterlaufen“, sei ein bekanntes Vorgehen. „Wir werden uns daher weiterhin mit Nachdruck für unsere Kolleginnen und Kollegen bei Condor einsetzen“, sagt eine Sprecherin.

Marabu-Tickets sind über Condor erhältlich

Condor war zuletzt die größte Airline am Airport, hat jetzt allerdings nur noch eine Maschine stationiert. Bei Condor weist man darauf hin, dass beide Airlines als Schwestern und Partner eng miteinander verbunden seien. „Der Einsatz von Partnerairlines ist besonders in den nachfragestarken Sommermonaten gängige Praxis und erlaubt Condor, ein breites Streckennetz anbieten zu können“, erklärt eine Sprecherin.

Als junge, schlanke Urlaubsairline übernimmt Marabu dabei vor allem die touristischen Mittelstreckenziele, während Condor als etablierte deutsche Airline auch auf Langstrecke fliegt. Der Vertrieb von Marabu-Tickets läuft derweil über Condor. „Aus Sicht des Kunden ist es ein nahtloses Angebot“, betont Marabu-Chef Schefe. Und auch wenn Marabu bisweilen als Billig-Airline bezeichnet wird, hebt sie sich von der Konkurrenz ab: So gibt es eine Business-Class mit Verpflegung und kostenfreie Services wie Inflight-Entertainment.

Doch wie kommt es, dass Marabu in Leipzig/Halle sogar eine Basis eröffnet, während andere Airlines Strecken kürzen? „Mitteldeutschland ist ein attraktives Einzugsgebiet für uns“, sagt Airline-Chef Schefe im Gespräch. Gefragt nach den hohen Standortkosten, mit denen Ryanair den Rückzug begründet hatte, äußert er sich, wie es ein Luftfahrtmanager wohl tun muss: „Die Kosten sind mir grundsätzlich immer zu hoch – an jedem Standort.“

Marabu-Maschine am Leipziger Flughafen: Aufstieg zur größten Reise-Airline am Airport
Marabu-Maschine am Leipziger Flughafen: Aufstieg zur größten Reise-Airline am Airport
Quelle: Michael Strohmeyer

Die Kostensituation sei in ganz Deutschland ein Problem: Luftverkehrssteuer, Sicherheitsgebühren und mehr – all das belaste die Unternehmen. Doch Marabu erkennt in den potenziell drei Millionen Menschen in Mitteldeutschland ein großes Potenzial.

Flughafen Leipzig/Halle setzt auf Wachstum im Tourismus

Im Tourismusbereich verfolgt der Flughafen Leipzig/Halle einen Wachstumskurs, den Marabu nun unterstützt. Das Flughafen-Management plant in diesem Jahr mit 2,3 bis 2,4 Millionen Passagieren. Standortleiter Moritz Küppers betont: „Alleine Marabu wird dazu über eine halbe Million Passagier beisteuern. Dadurch hat die Airline schon für den Standort und auch für ihr Streckenportfolio eine entscheidende Bedeutung.“

An das Niveau vor der Pandemie kann der Airport jedoch noch immer nicht anknüpfen: Bei den angebotenen Sitzplätzen erreicht der Airport nach Branchenberechnungen in diesem Sommer 79 Prozent des Niveaus aus dem Jahr 2019.

Doch es ist gut möglich, dass Marabu bald weitere Strecken einführt – die Ambitionen sind jedenfalls groß. „Wir sind gekommen, um zu bleiben“, sagt Airline-Chef Schefe.

Nun müsse sich aber erst einmal zeigen, wie gut das Angebot ab Sachsen angenommen wird.

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