Starke Verluste im Westen, starke Zuwächse im Osten: Sachsens Exporte sind im vorigen Jahr insgesamt leicht geschrumpft. Nach dem Rekord vom Jahr 2017 ging der Gesamtwert der Ausfuhren im vergangenen Jahr um zwei Prozent zurück. Diese eher kleine Prozentzahl verdeckt aber, dass Sachsens Exporte in die USA gleich um 14 Prozent eingebrochen sind – und sie sind der zweitwichtigste Kunde. Auf Platz 3 der sächsischen Abnehmer steht das Vereinigte Königreich, und die Exporte dorthin sind um zehn Prozent zurückgegangen. Schon vor dem Brexit kaufen die Briten weniger aus Sachsen. Im Jahr zuvor waren allerdings die Exporte in diese beiden Staaten gewachsen.
Ausschlaggebend für den kräftigen Rückgang 2018 war die schrumpfende Nachfrage nach Neuwagen aus Sachsen, teilte das Statistische Landesamt in Kamenz am Dienstag mit. Autos sind das wichtigste Exportprodukt. Voriges Jahr brach der Wert der Autoexporte samt Wohnmobilen um 14 Prozent ein. Allerdings sind dennoch Fahrzeuge für mehr als 13 Milliarden Euro aus Sachsen exportiert worden. Damit entfällt rund ein Drittel des Gesamtwerts der sächsischen Exporte von rund 40,5 Milliarden Euro auf Autos.
Sachsens Autoexporte in die USA gingen voriges Jahr um ein Fünftel zurück, fast genauso stark waren die Einbußen in Richtung Frankreich und Italien. Sachsen verlor laut Statistik auch Kunden in Kanada, Mexiko und Brasilien. Gewachsen sind dagegen voriges Jahr Sachsens Exporte nach Tschechien, Polen und in die Niederlande – und vor allem nach China. Die Chinesen sind mit großem Abstand inzwischen Sachsens Hauptabnehmer. Die Exporte dorthin legten voriges Jahr um zwölf Prozent auf 6,7 Milliarden Euro zu, davon 2,6 Milliarden für Autos. Die Ausfuhren nach China stiegen vor allem bei Geräten zur Strom-Erzeugung und -Verteilung und bei Maschinen. China kaufte in Sachsen Maschinen im Gesamtwert von 721 Millionen Euro, etwa gleich verteilt auf Pumpen und Kompressoren, Getriebe, Werkzeugmaschinen und Maschinen für Druck und Papier.
Die Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft drückte am Dienstag ihre Sorge aus, dass die ökonomischen Unsicherheiten zunehmen. Doch Sachsens Waren und Dienstleistungen seien weltweit gefragt, das sei „ein überzeugendes Zeichen von Weltoffenheit im betrieblichen Alltag“. Erfolgreiche und belastbare Geschäftsbeziehungen entstünden nur, wenn Unternehmen und Mitarbeiter respektvoll und tolerant mit den Geschäftspartnern zusammenarbeiteten. Der Rückgang der USA-Exporte zeige, dass die Drohung mit Strafzöllen kontraproduktiv für den Welthandel sei. Russland hat als Handelspartner erneut an Bedeutung verloren: Die Exporte schrumpften um 15 Prozent auf 538 Millionen Euro. Auch die Exporte nach Japan sanken. Doch Andreas Sperl als Präsident der Industrie- und Handelskammer Dresden setzt große Hoffnungen in das neue Freihandelsabkommen, das fast alle Zölle im Handel mit Japan abgeschafft hat.
Sachsens Importe sind voriges Jahr um zwei Prozent gewachsen und erreichten einen neuen Höchstwert: 24,4 Milliarden Euro. Die Importe aus Großbritannien wuchsen um 46 Prozent auf 909 Millionen Euro. Ein möglicher Grund: Sächsische Unternehmen wie die Elbe-Flugzeugwerke stockten vor dem Brexit ihre Vorräte auf.
Von Georg Moeritz
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Von Georg Moeritz