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Sachsen fordert schnellere Visaverfahren für ausländische Fachkräfte

Immer mehr Arbeitsplätze müssen besetzt werden. Aber die Kandidaten fehlen. Auf einem Fachkräftegipfel-Ost in Schwerin sollen Maßnahmen zu gezielter Zuwanderung von Arbeitskräften diskutiert werden.

Lesedauer: 2 Minuten

Michael Kretschmer und Jörg Dittrich sitzen, beide im Anzug gekleidet, am Tisch und sprechen miteinander.
Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (links, CDU) und Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands des deutschen Handwerks, nehmen beide am Fachkräftegipfel Ost der ostdeutschen Ministerpräsidenten teil.

Von Nora Miethke.

Dresden. Die arbeitsfähige Bevölkerung im Alter von 15 bis 65 Jahren wird in Sachsen nach offiziellen Berechnungen bis zum Jahr 2030 um 150.000 Menschen sinken und bis 2035 noch einmal um weitere 60.000. Der Grund: Jedes Jahr gehen 20.000 bis 30.000 mehr Menschen in den Ruhestand, als jüngere nachrücken. Diese frei werdenden Stellen müssen nachbesetzt werden, zumindest zum Teil. Gleichzeitig wachsen manche Branchen weiter, so das neu entstehende Arbeitsplätze zusätzlich besetzt werden müssen. Die Fachkräftelücke wird immer größer. Dieses Problem trifft ganz Deutschland, aber Ostdeutschland und Sachsen besonders stark.

Auf einer Fachkräftekonferenz Ostdeutschland heute in Schwerin wollen die ostdeutschen Ministerpräsidenten auf Einladung von Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Maßnahmen zur Bewältigung des Fachkräfteproblems diskutieren, Ideen entwickeln und in einen Arbeitsprozess hineinkommen. An dem Treffen nehmen auch Andrea Nahles, Chefin der Bundesagentur für Arbeit, der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sowie Vertreter der Sozial- und Wirtschaftsverbände und Kammern teil.

„Das Thema ist komplex und die Konferenz kann daher nur ein Auftakt sein“, sagt Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer im Vorfeld. Wichtig sei, dass die Initiativen, die die ostdeutschen Länder schon seit Jahren zur Fachkräftegewinnung verfolgen, besser koordiniert und vernetzt werden. „Wir sollten hier an einem Strang ziehen“, so Kretschmer.

Sachsen hat Projekt mit Kirgistan begonnen

Inhaltlich sieht Sachsen zwei Kernpunkte, an denen angesetzt werden muss. Der Erste ist eine bedarfsorientierte gezielte Zuwanderung von Fachkräften aus Drittstaaten mit Blick auf die Berufe, in denen ein besonders hoher Arbeitskräftebedarf besteht. Gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt und der Bundesagentur für Arbeit sollen weltweit Schwerpunktregionen für die ostdeutschen Länder gefunden und mit ihnen Vermittlungsabkommen geschlossen werden. In der Landesregierung geht man davon aus, dass jährlich mindestens 10.000 bis 15.000 Menschen nach Sachsen kommen müssen, um den Fachkräftemangel zu mildern.

Sachsen geht hier voran und hat mit Kirgistan ein Projekt begonnen, über das 50 kirgisische Auszubildende in den Bereichen IT, Bau, Gesundheit und Tourismus für das Ausbildungsjahr 2023 vermittelt werden sollen. Potenzielle Auszubildende sollen bereits in ihrer Heimat eine Sprachausbildung absolvieren und mit Hilfen eines Netzwerkes in Sachsen während ihrer Ausbildung unterstützt werden.

Der zweite Punkt betrifft eine schnellere Integration in den Arbeitsmarkt. Die Visaerteilung muss durch vereinfachte Verfahren und eine Stärkung der Konsularabteilungen beschleunigt und die Regeln für die Anerkennung von Berufsabschlüssen gelockert werden, heißt es in der Staatskanzlei. Die Deutschen müssten sich von der Vorstellung befreien, dass nur Qualifikationen etwas zählen, die exakt identisch zu den deutschen Abschlüssen sind. Man könnte sich Länder wie Norwegen zum Vorbild nehmen, in denen es nur ein Qualifikationsfeststellungsverfahren gibt.

Im Freistaat soll zudem stärker darüber nachgedacht werden, wie die vorhandenen Fachkräfte besser eingesetzt werden können. Die ostdeutschen Länder verfügten über traditionell sehr gut ausgebaute Kinderbetreuungsmöglichkeiten. „Wir wollen Mütter und Väter ermutigen, diese zu nutzen und in Vollzeit zu arbeiten. Wir wollen Anreize und gute Bedingungen schaffen, dass ältere Fachkräfte länger arbeiten wollen. Und wir wollen mit Digitalisierung und Innovationen die Effizienz der Arbeit erhöhen“, betont der Ministerpräsident.

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