Andreas Dunte
Leipzig/Dresden. Die Lage bei Volkswagen ist ernst. Wie ernst, darüber informierte der Gesamtbetriebsrat von VW Sachsen an diesem Mittwoch Sachsens Ministerpräsidenten persönlich. Michael Kretschmer (CDU) zeigte sich offen für die Arbeitnehmervertreter und sagte Unterstützung zu.
In Dresden setzte Kretschmer sich an einen Tisch mit Gesamtbetriebsratschef Uwe Kunstmann sowie den Betriebsräten Thomas Aehlig (Gläserne Manufaktur in Dresden) und Thorsten List (Motorenwerk Chemnitz).
„Konzernspitze hält an Sparplänen fest“
„Der MP wurde darüber informiert, dass sich die Belegschaften an den drei sächsischen Standorten von Volkswagen große Sorgen machen, dass der Konzern-Vorstand die angekündigten Sparpläne umsetzt“, berichtet Martin Lehmann vom Gesamtbetriebsrat.
Gerade erst habe das Management die Forderungen nach Gehaltsverzicht, Werksschließungen und betriebsbedingten Kündigungen im Konzern verteidigt. Man sei gewillt, lautstark gegen die Pläne auf die Straße zu gehen. Ohne Unterstützung durch die Landesregierung werde es aber nicht gehen.
60.000 Arbeitsplätze bei Zulieferern
Sollte VW in Sachsen sparen, treffe das nicht nur die Beschäftigten und deren Familien, so Lehmann weiter. „Von VW hängen allein bei Zulieferfirmen im Freistaat rund 60.000 Arbeitsplätze ab. Dazu kommen Dienstleister. Im Prinzip ist das Wohl einer ganzen Region mit Volkswagen verbunden“, so Lehmann weiter.
Bereits jetzt habe es Einschnitte gegeben. So seien von den im Zwickauer Montagewerk befristet eingestellten Beschäftigten nur 800 übernommen worden. Der große Teil der Befristeten müsse gehen oder sei schon gegangen.
Es darf nicht sein, dass Automobilhersteller in dieser schwierigen Phase mit Strafzahlungen belastet werden.
Michael Kretschmer, Ministerpräsident
Die Sorgen der Beschäftigten über ihre Zukunft sind groß, teilte Ministerpräsident Kretschmer nach dem Treffen mit. „Sachsen ist Autoland und soll es auch bleiben!“
In der Verantwortung sieht der Ministerpräsident auch Brüssel. „Es darf nicht sein, dass Automobilhersteller in dieser schwierigen Phase mit Strafzahlungen belastet werden, wenn sie die CO₂-Flottengrenzwerte der EU nicht einhalten können“, kritisiert er.
Statt starrer Regelungen brauche es bessere Rahmenbedingungen für die Hersteller – auch für die Produktion von E-Autos.
Betriebsratschef Kunstmann ließ nach dem Treffen wissen, dass Kretschmer den Beschäftigten seine Unterstützung zugesagt habe. Der Ministerpräsident wolle das Gespräch mit dem Unternehmen suchen und sich dafür einsetzen, dass die Standorte in Sachsen erhalten bleiben.
Anfang kommender Woche soll zwischen Management und Arbeitnehmervertretern weiterverhandelt werden.