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Sachsen statt China

Sunmaxx PVT produziert in Ottendorf-Okrilla Solarmodule, die Strom und Wärme zugleich liefern. Der Wachstumsplan von Geschäftsführer Wilhelm Stein.

Lesedauer: 2 Minuten

Ein Mann steht in einer Fabrikhalle.
Die ersten Module: der geschäftsführende Gesellschafter Wilhelm Stein in der Sunmaxx-Fabrik. Foto: Matthias Rietschel

Von Georg Moeritz

Ottendorf-Okrilla. Wilhelm Stein hat viel Platz: Wenn der Physiker durch seine fast leere Fabrikhalle läuft, dann kann er sich ausmalen, wie er neben die erste Produktionsanlage von der linken Seite aus nach und nach mehr Maschinen stellen lässt. Die gemietete Halle nahe dem Post-Briefzentrum in Ottendorf-Okrilla diente zuletzt einem Arzneimittelgroßhandel. In den nächsten Wochen beginnt Stein dort mit seinem Unternehmen Sunmaxx PVT GmbH die Produktion von Solarmodulen, die außer Strom auch Wärme liefern können.
An der ersten Produktionslinie zeigt schon eine grüne Ampel an, dass die Anlagen funktionieren. Aber die Transportbänder stehen noch still. Später sollen dort Fotovoltaikmodule mit einer Rückseite aus Aluminium versehen werden, die sonst bei Solartechnik nicht üblich ist: Es sind flache Wärmetauscher, gefüllt mit Wasser und Glykol. Der promovierte Physiker Stein spricht von einem „homogen durchflossenen Flächenhohlkörper“. Für den Laien nennt er das zugelieferte Teil aus der Autobranche auch gerne eine Kühlplatte.
Das sächsische Unternehmen Sunmaxx PVT ist nach eigenen Angaben der einzige Hersteller der Welt, der diese Kombination anbieten kann. Die photovoltaisch-thermischen Solarmodule (PVT) sollen auf Haus- oder Fabrikdächern montiert werden wie andere Solaranlagen, sie sind auch nur vier Zentimeter dick. Doch sie wandeln nicht nur Sonnenlicht in elektrischen Strom, sondern sie sammeln auch Wärme und leiten sie durch angesteckte Schläuche ins Haus – zu einer Wärmepumpe. Die wird damit effizienter.
Auch bei Nacht und im Winter kann die PVT-Anlage laut Sunmaxx zumindest die Wärme aus der Umgebungsluft nutzen. So liefere sie übers Jahr drei- bis viermal mehr Energie als eine Fotovoltaikanlage. Im Sommer trage die Kühlplatte zudem dazu bei, dass die Solarzellen besser arbeiten können und fünf bis zehn Prozent mehr Stromertrag liefern.

Die nächste Finanzierungsrunde läuft
Nun muss der Gründer und Mitbesitzer Stein ausreichend Kunden für die noch ungewohnte Kombination finden – und immer mal Geldgeber. Einige Male ist ihm das schon gelungen: Der Autozulieferer Mahle und der TGFS Technologie- und Gründerfonds Sachsen der Sparkassen gaben im Januar 3,25 Millionen Euro, die nächste Finanzierungsrunde läuft. Mahle wird wohl auch der erste große Kunde für die Module aus Sachsen: Ein Fabrikdach nahe Stuttgart wird laut Stein mit den Kombi-Paneelen bestückt, „dafür fliegen Gaskessel raus“. Mahle ist Entwicklungspartner, Investor und Kunde.
Die Produktion soll in den ersten Monaten des neuen Jahres nach und nach hochgefahren werden. Stein möchte eine hoch automatisierte Fertigung, die zunächst mit etwa zehn Mitarbeitern pro Schicht auskommt. Sunmaxx hat jetzt etwa 25 Beschäftigte, Ende nächsten Jahres sollen es um die 80 sein. Sie werden der Anlage die zugekauften Fotovoltaik-Platten „aus europäischer Produktion“ und die Kühlplatten zufügen und am Ende per Hand die Anschlussdosen anbringen.
Die erste Anlage kann pro Jahr 120.000 Module mit einer Gesamtleistung von 50 Megawatt herstellen. In der Halle ist Platz für eine Kapazität von 250 Megawatt, „das ist in zwei bis drei Jahren machbar“. Ein Ausbau nebenan könnte diese Kapazität noch verdoppeln. Als Ziel nennt der Chef aber eine Produktionskapazität von drei Gigawatt, wenn der Markt es möglich macht.
Wilhelm Stein stammt zwar aus dem Schwarzwald, und sein Auto an der Stromtankstelle vor der Fabrik hat ein Kennzeichen aus Baden-Württemberg. Doch er lebt seit zehn Jahren in Dresden. Stein berichtet, dass er unter anderem bei Osram in Regensburg und bei Oerlikon in der Schweiz arbeitete, in Sachsen auch bei der damaligen Fotovoltaikfabrik Sunfilm in Großröhrsdorf. Er will mit seinem Ingenieurteam Konzepte für Industriepartner und für Stadtwerke zur Dekarbonisierung schreiben.
Der Fabrikant will seine Lieferketten absichern, indem er mindestens zwei Lieferanten für jede Komponente verpflichte. „Dann sind auch die Preisverhandlungen einfacher“, sagt Stein.

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