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Sachsens Aufbaubank wird noch teurer

Nach der Insolvenz eines Generalplaners kostet der Neubau in Leipzig deutlich mehr als 110 Millionen Euro - und wird später fertig.

Lesedauer: 2 Minuten

Von Sven Heitkamp, Leipzig

Der geplante Teil-Umzug der Sächsischen Aufbaubank (SAB) von Dresden nach Leipzig verspätet sich weiter und wird teurer als geplant. Grund dafür sind Verzögerungen beim Neubau für die Förderbank des Freistaates, die derzeit in Leipzig eine moderne Zentrale errichtet, bestätigte gestern SAB-Sprecherin Beate Bartsch. Mit der Fertigstellung des eigentlichen Gebäudes werde nun erst Ende 2020 gerechnet. Da die Außenanlagen dann möglicherweise – wetterbedingt – erst im Frühling 2021 beendet werden, wäre auch der Umzug erst im Frühjahr 2021 zu erwarten. Ursprünglich war mit einem Umzugstermin Ende dieses Jahres gerechnet worden.

Zugleich verteuern sich die Baukosten für die SAB. Bisher war von mindestens 110 Millionen Euro die Rede. Wie hoch die Gesamtsumme nun letztlich ausfällt, sei derzeit noch nicht abzusehen, so Bartsch. Das Bauprojekt befinde sich noch in einer Übergangsphase. Hauptgrund für die Verzögerung sei die Insolvenz des Generalplaners, eine deutsche Tochtergesellschaft des renommierten Londoner Architekturbüros ACME im vorigen Herbst. Danach wurden die Aufgaben ohne einen neuen Generalplaner anders verteilt. Nun müssten sich die bisherigen Fachplaner sowie Projektsteuerer der SAB als neue Akteure zunächst in das Projekt einarbeiten. „Da gibt es noch einiges zu tun“, sagt Bartsch. Das Architekturbüro hatte sich in einem internationalen Wettbewerb mit seinem Aufsehen erregenden Entwurf gegen einige Konkurrenten durchgesetzt.

"Freistaat versagt als Bauherr"

Die Bauarbeiten auf dem Areal nahe dem Leipziger Hauptbahnhof laufen indessen weiter. Nach langwierigen und schwierigen Erdarbeiten wächst der fünfstöckige Rohbau inzwischen sichtbar in die Höhe. Das moderne Gebäude mit zwei nierenförmigen Grundflächen soll in einen überdachten Säulengarten aus 299 Betonstützen eingebettet werden, der den Vorplatz prägen soll. Auch ein großes Auditorium für Veranstaltungen und ein Café sind am neuen Bankenplatz geplant. „Als Förderbank bringen wir uns in die Stadtentwicklung ein und schaffen einen öffentlichen Raum“, sagt SAB-Vorstandschef Stefan Weber. Bei dem Bau wird zusammen mit der TU Dresden auch ein Forschungsprojekt mit leichterem und kostengünstigerem Textilbeton umgesetzt.

Der wohl größte und teuerste Umzug einer sächsischen Institution war vom Landtag schon 2012 beschlossen worden, um Landesbehörden gerechter über den Freistaat zu verteilen und zugleich den Bankenstandort Leipzig zu stärken. Etwa 500 der aktuell knapp 1000 Stellen am Standort in Dresden sollen künftig am Hauptsitz Leipzig angesiedelt werden. Geplant ist, dass in Dresden vor allem das Geschäft mit Fördermitteln von EU, Bund und Freistaat abgewickelt wird und das Privatbank-Geschäft in Leipzig konzentriert wird. „Eine Förderbank muss auch in der Landeshauptstadt präsent sein, bei den Ministerien, beim Parlament und den Verbänden wie dem Städte- und Gemeindetag“, sagt Weber.

Die Baukosten werden dabei nicht aus Steuergeldern aufgebracht, sondern von der Bank selbst, eine hundertprozentige Tochter des Freistaates. Die Kosten für das Geldinstitut seien aber beinah ein „Nullsummenspiel“, so Vorstandschef Weber. Die Ausgaben könnten aus Wertpapierrücklagen des Geldhauses in dessen Immobilien-Bestand übergehen.

Angesichts der Bauverzögerung und Kostensteigerung sprach FDP-Landeschef Holger Zastrow von einem „handfesten Skandal“. „Noch vor zwei Jahren waren Gesamtkosten von rund 47 Millionen Euro für den Neubau und ein Fertigstellungstermin im Jahr 2019 im Gespräch. Entweder wurde die Öffentlichkeit über die Dimensionen des Bankenumzugs getäuscht oder der Freistaat versagt als Bauherr vollends“, so Zastrow.

Die SAB ist das zentrale Förderinstitut des Freistaates. Das Neugeschäft mit Zuschüssen, Darlehen und Bürgschaften betrug laut jüngstem Geschäftsbericht für 2017 rund 2,1 Milliarden Euro. 1,8 Milliarden Euro davon waren Fördermittel in Form von Zuschüssen. Als Darlehen wurden rund 316 Millionen Euro ausgereicht. Größte Förderbereiche waren Infrastruktur- und Kommunales, gefolgt von der Wirtschafts- und Arbeitsmarktförderung sowie Wohnungsbau, Umwelt- und Landwirtschaft. Insgesamt bearbeitete die Bank 29 000 Anträge.

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