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Sachsens Autoindustrie wird klimaneutral

Eine Konferenz in Leipzig diskutiert den Wandel der Automobilbranche – und ihrer Energieversorgung.

Lesedauer: 2 Minuten

Eine Mitarbeiterin in grauer Arbeitskleidung und weißen Handschuhen schraubt an einem Vierzylinder-Benzinmotor herum.
Bei einem Automobilzulieferer montiert eine Mitarbeiterin einen Vierzylinder-Benzinmotor.

Von Sven Heitkamp

LeipzigSachsens Autoindustrie mit ihren fünf Fahrzeug- und Motorenwerken und 780 Zulieferern ist auf dem Weg zur klimaneutralen Autoproduktion. Als eines der ersten Unternehmen will der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna bereits bis Ende nächsten Jahres an allen europäischen Standorten CO2-neutral sein, darunter auch in den beiden Werken in Leipzig und Meerane, die täglich Stoßfänger für mehr als 2.000 Fahrzeuge produzieren.

Schon jetzt habe er an den beiden sächsischen Werken fast 40 Prozent Energieverbrauch reduzieren können, sagte Magna Exteriors-Geschäftsführer Enrico Böhme bei einer Automobil-Konferenz am Mittwoch in Leipzig.

Bei der Reduzierung geholfen habe unter anderem die Umrüstung von Pumpen und Druckluftstationen, die Optimierung von Gasbrennern, die Absenkung der Hallentemperatur um zwei Grad und die Umrüstung auf LED-Beleuchtung. Dafür seien die Standorte zuvor von externen Experten auf ihren Verbrauch von Strom und Gas hin unter die Lupe genommen worden. „Ich kann ihnen sagen: Danach sehen sie ihr Werk mit anderen Augen“, berichtete Böhme.

Gut 70 Prozent der aktuell benötigten Energie von rund 16 Millionen Kilowattstunden im Jahr beziehe Magna schon heute aus erneuerbaren Energien, der Anteil solle künftig auf hundert Prozent steigen. „Wir wollen möglichst ohne einen Freikauf durch CO2-Zertifikate auskommen“, betonte Böhme.

LRP-Autorecycling aus Krostitz profitiert

Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) betonte auf der Konferenz, durch den Krieg in der Ukraine und die Energiekrise sei die Umstellung eine „Tempo-Frage“ geworden. Sachsen sei jedoch beim Ausbau der erneuerbaren Energie Schlusslicht. Man habe sich jahrelang ideologische Debatten geleistet. „Das ist ärgerlich, weil wir Zeit verloren haben“, so Dulig. „Wir müssen schneller werden.“ Das Land müsse auf die Überholspur und eine moderne Infrastruktur bei Stromnetzen und Pipelines für grünen Wasserstoff aufbauen.

Dabei könne Sachsen bundesweit eine Vorreiterrolle einnehmen. Er hoffe, dass auch die neuen Beschlüsse der Berliner Ampel-Koalition bei der Veränderung helfen. Die Planungs- und Genehmigungszeiten beim Ausbau der erneuerbaren Energie müssten von sechs bis sieben Jahren auf sechs bis sieben Monate verkürzt werden. Die Autoindustrie mit ihren 95.00 Beschäftigen sei dabei nicht nur eine der umsatzstärksten Branche im Freistaat, sondern auch eine prägende Industrie für Sachsen.

Um Autos CO2-neutral zu bauen und dafür zu sorgen, dass die Autoindustrie ihre Klimaziele erreicht, sollen künftig auch mehr Materialien aus Altautos recycelt werden. Davon profitiert nicht zuletzt LRP-Autorecycling aus Krostitz bei Leipzig. Das Unternehmen mit fünf Standorten im Osten und 180 Beschäftigten verwertet im Jahr rund 15.000 entsorgte Altautos. „Es wird in Zukunft einen höheren Einsatz von wiederverwerteten Kunststoffen in Neuwagen geben“, sagt Sophie Smolka, Projektverantwortliche für Forschung und Entwicklung bei LRP, die sich um nachhaltiges Autorecycling und Rohstoffgewinnung kümmert.

Behörden sollen Verwertungsnachweise einforderten

Von den rund drei Millionen Pkw, die in Deutschland jährlich abgemeldet werden, würden bisher aber nur etwa 15 Prozent bei zugelassenen Verwertungsbetrieben landen. Die anderen würden ins Ausland verkauft oder illegal in Wald und Wiesen und alten Garagen entsorgt. „Uns fehlen 3,5 Millionen Tonnen wertvolle Rohstoffe für die Produktion neuer Autos“, sagte Smolka.

Mithilfe von digitalen Zwillingen könne man künftig Materialien von Altautos noch besser separieren und wieder in neuen Produkten einsetzen. Dafür sei es aber auch wichtig, dass die Behörden bei der Abmeldung von Fahrzeugen öfter Verwertungsnachweise einforderten, die zum Beispiel von LRP ausgestellt werden, so Smolka.

Die Konferenz „Mobilität – Leipzig im Wandel“ diskutierte am Mittwoch die Transformation der Automobil- und Zuliefererbranche der Region, um langfristig als wettbewerbsfähiger Standort erhalten zu bleiben.

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