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Sächsische Schweiz: Vier Männer und ein sauguter Plan

Ein Fleischermeister aus Bad Schandau und Hohnsteiner Tierproduzenten sind eine besondere Liaison eingegangen. Dabei geht es auch um faire Preise.

Lesedauer: 3 Minuten

Landwirt Kevin Mitzscherlich, Fleischermeister Bastian Pohlingk, Landwirt Florian König und Landwirt Markus Landrock (v.l.n.r.) setzen auf kurze Wege. © Karl-Ludwig Oberthür

    Von Anja Weber

    Wie viele Landwirte haben auch die in der Landwirtschaftlichen Erzeuger- und Absatzgenossenschaft Ehrenberg einige Sorgen. Neben der wachsenden Bürokratie sind es vor allem wirtschaftliche. „Wir müssen uns weiter entwickeln und dafür sorgen, dass die Leute fair bezahlt werden. Dafür brauche man eben auch faire Preise für landwirtschaftliche Produkte, damit die regionalen Erzeuger überleben können“, sagt Florian König. Er ist der Vorstandsvorsitzende. Die Landwirte haben sich auf die Suche nach Partnern begeben, die ihr Fleisch aufkaufen und weiter verarbeiten. Und so ist eine neue Kooperation entstanden. Die Tierproduzenten sehen damit einen Weg die landwirtschaftlichen Krise meistern zu können.

    Um wirtschaftlicher arbeiten zu können, wurde im vergangenen Jahr bereits die Milchproduktion geschlossen. Die Beschäftigten waren im Rentenalter. Neues Personal zu finden, ist nicht einfach. Außerdem hätte die Genossenschaft an die zwei Millionen Euro in neue Anlagen investieren müssen. „Die Milchkühe aufzugeben sei zwar ein schwerer Schritt, aber der richtige gewesen“, sagt Markus Landrock, der Leiter der Tierproduktion. Jetzt gehe es wieder aufwärts.

    Tiere nicht Hunderte Kilometer transportieren

    Doch mit dem Abschaffen der Milchkühe war es nicht getan. Aktuell stehen 85 Mutterkühe in den Ställen, 26 Bullen und über 50 Kälber kommen noch dazu. Für das Fleisch müssen Absatzmärkte gefunden werden, die auch einen fairen Preis an die Landwirte zahlen. Einige Abnehmer für die Hohnsteiner Rinder gibt es schon länger. Bei den neuen Plänen rückte das Thema regionale Vermarktung nun mehr in den Vordergrund. Und wenn Florian König regional sagt, dann meint er es so. „Uns geht es dabei auch um das Tierwohl. Es kann doch nicht sein, dass die Tiere hunderte von Kilometern transportiert werden müssen“, sagt er.

    Kurze Wege seien wichtig. Und deshalb hat man sich in der näheren Umgebung nach Partnern umgeschaut, an die man die Tiere verkaufen kann. Fleischermeister Bastian Pohlingk, der Chef der Fleischerei Dünnebier in Bad Schandau, fand die Idee gut. Von Hohnstein bis zu seinem Geschäft sind es keine acht Kilometer Luftlinie. Seit Kurzem ist er mit dem Label „Gutes von hier“ zertifiziert. Vergeben wird das vom Verein Landschaf(f)t Zukunft. Es entwickelt und pflegt ein Netzwerk für regionale Produzenten verschiedener Erzeugersparten. Und da passe die neue Kooperation mit den Hohnsteiner Tierproduzenten bestens dazu.

    Der junge Fleischermeister arbeitet bereits mit dem Hotel Elbresidenz und der Gaststätte „Zum Franz“ in Bad Schandau zusammen. Außerdem bekocht er mit seinem Team die Kindergärten in Rathmannsdorf und im Kurort Rathen sowie die Kinder der Tagesmutter in Ehrenberg. Er setzt mit seinem Team auf Nachhaltigkeit. „Wir versuchen, dass nichts übrig bleibt. Alles wird verarbeitet. Aus den Knochen wird zum Beispiel die Soße gekocht“, sagt er. Und die Rückmeldung seiner Kunden und den Eltern geben ihm recht. Das sei eben kein Großküchenessen, sondern echtes Handwerk. Doch dafür brauche man eben gute Produkte, die dann letztlich auch ihren Preis haben.

    Die Kooperation zwischen ihm und den Hohnsteiner Landwirten wurde sogar noch ausgeweitet. Denn letztere hatten noch eine ganz andere Idee. Nachdem die Milchkühe abgegeben wurden, war Platz in der großen Anlage. Eigentlich aus Spaß wurde mit der Schweinezucht begonnen. Und natürlich kam auch der Fleischer wieder mit ins Spiel. „Beim Wurstmachen haben wir gemerkt, dass das Fleisch eine ausgezeichnete Qualität hat“, sagt er. Die Landwirte sind sich einig, dass dies vor allem am Futter liege. Getreide und Heu kommen aus der Produktion der Bio-Weideland GmbH einer Tochterfirma der Leag. Diese bewirtschaftet 750 Hektar Ackerland und 450 Hektar Grünland.

    Und da sie den Fleischermeister mit ihrer Qualität überzeugt hätten, werden nun speziell für ihn Schweine in Hohnstein gemästet. Aktuell sind es zehn Stück. Diese stehen komplett auf Stroh, weshalb sie auch Strohschweine genannt werden. Diese Form der Aufzucht ist besonders artgerecht. Sie genießen in Hohnstein praktisch ein glückliches Schweineleben. Und das merke man dann eben auch auf dem Teller, sind sich die Männer einig.

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