Suche
Suche

Schließung des Waldschlösschen-Bräuhauses in Dresden: War das nur der Anfang?

Ende Juli schließt das Waldschlösschen-Bräuhaus in Dresden. Die Probleme des Wirts sind symptomatisch für die ganze Branche in der Stadt, sagt ein Experte.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht das Waldschlösschen Brauhaus
"Hoffentlich findet sich jemand für das Waldschlösschen-Brauhaus", sagt Sachsens Dehoga-Chef Axel Klein. © René Meinig; kairospress

Von Sandro Pohl-Rahrisch

Dresden. Das Ende des Waldschlösschen-Bräuhauses kommt nur ein Jahr nach dessen Anfang: In wenigen Tagen wird das Restaurant, das erst 2023 wiedereröffnete, schließen. Der Wirt hat Insolvenz angemeldet. Ein Einzelfall, wie es oft heißt, oder steht die Schließung exemplarisch für den Zustand der Gastronomie in Dresden?

Die Kostenexplosion, mit der Wirte seit etwa zwei Jahren zurechtkommen müssen, sei immens, sagt Axel Klein, der den Gaststätten- und Hotelverband (Dehoga) in Sachsen leitet. Nicht nur die Lebensmittelpreise sind gestiegen, auch die Strom- und Personalkosten. Hinzu kommt die erhöhte Mehrwertsteuer seit Jahresanfang auf die ursprünglichen 19 Prozent. All das falle in eine Zeit, in der sich die Restaurants wieder aufrappeln sollten. Aufrappeln von den Verlusten der Corona-Pandemie. Zwar habe es staatliche Hilfen gegeben, so Klein. Dennoch mussten die Lokale zwangsweise schließen und konnten keine Umsätze erzielen. Die Hilfen sicherten lediglich den Fortbestand.

Zahl der Insolvenzen in der Dresdner Gastronomie steigt

Über die Restaurantpreise könnten die Kosten nicht im selben Maße ausgeglichen werden. „Die Gastwirte müssen schauen, dass die Preise noch bezahlt werden können.“

Die Rechnung, die Waldschlösschen-Wirt Maik Kosiol am Montag gegenüber Sächsische.de aufmachte, hat Axel Klein wenig überrascht. Die Höhe der Kosten sei teilweise üblich, sagt er. Kosiol listete auf, dass er fürs Personal monatlich etwa 110.000 Euro zahlt, für die Grundpacht 25.500 Euro plus Umsatzbeteiligung, für Nebenkosten 8.400 Euro, für Strom 14.000 Euro, für Wartungsverträge 3.000 EUR und fürs Paulaner-Franchise etwa 5.000 Euro. In Summe: fast 166.000 Euro. Trotz guter Umsätze sei dies nicht mehr zu stemmen gewesen. 31 fest angestellte Mitarbeiter und vier Auszubildende verlieren zum 28. Juli ihren Job.

Jeder Unternehmer, der aufgibt, sei einer zu viel, sagt Klein. Bisher habe das vor allem die Regionen außerhalb Dresdens betroffen. Doch auch in der Landeshauptstadt ist ein Trend spürbar, wie die Zahlen zeigen. Laut Statistischem Landesamt lag die Zahl der Insolvenzanträge in der Gastronomie in den Jahren 2021 und 2022 jeweils bei acht. 2023 meldeten sich dagegen 14 Betriebe wegen bereits bestehender oder drohender Zahlungsunfähigkeit beim Gericht. Im ersten Quartal dieses Jahres waren es zwei.

Rammstein und AC/DC haben Gaststätten gutgetan

Untermauert wird die Entwicklung durch eine Umfrage der Dehoga unter sächsischen Gastronomen. So sei der Umsatz im Juni 2024 im Vergleich zum Juni 2023 bei den 117 befragten sächsischen Wirten inflationsbereinigt um 5,7 Prozent gesunken. Ihr Gewinn sank um knapp 21 Prozent. Diese Zahlen zeigten, wie stark die Kosten am erzielten Umsatz zehren. „Umsatz ist eben nicht gleich Gewinn“, so Klein.

Ob sich die Branche berappeln kann oder es zu weiteren Insolvenzen kommen wird, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Ein Lichtblick waren zumindest die Großkonzerte im Mai und Juni in der Flutrinne. Mehrere Innenstadt-Restaurants öffneten bis weit nach Mitternacht, um die hungrigen Fans nach den Konzerten zu beköstigen. Die Kette Rank und Büttig (u.a. Ontario und Ayers Rock am Neumarkt) zeigt sich sehr zufrieden. Insbesondere die Verluste aus den besucherarmen Wintermonaten konnten durch die Events mit mehr als 400.000 Besuchern wieder ausgeglichen werden, so das Unternehmen.

Eben weil die gesamte Branche derzeit mit ganz ähnlichen Problemen zu kämpfen hat, sieht Axel Klein keinen offensichtlichen unternehmerischen Fehler beim Waldschlösschen-Wirt. „Er ist ein Macher, hat viele gastronomische Betriebe geführt und weiß fachlich, was er macht.“ Zu Kosiols Gastronomiebetrieb gehören auch das Kitzo-Alpenstüberl an der Gompitzer Höhe, die Elbterrasse Wachwitz und das Brunetti in Striesen.

„Waldschlösschen-Areal ist 1A-Lage“

Früher betrieb er auch das Italienische Dörfchen. Im Dezember 2023 kündigte er vier Jahre nach der Übernahme die Schließung des Restaurants am Terrassenufer an. Die Baustelle Augustusbrücke hatten Kosiol und seine Frau schon 2020 fast zum Aufgeben gebracht, wie er damals sagte. Darüber hinaus habe es einen Investitionsstau gegeben. Der Vermieter habe das Objekt seit Jahren vernachlässigt, so der Vorwurf. Dazu kamen die gestiegenen Energiepreise.

„Ich hoffe, dass sich ein neuer Gastronom in der Stadt findet, der das Waldschlösschen betreiben wird“, sagt Klein und lässt anklingen, dass es nicht einfach werden dürfte. Was für das Lokal spricht: Es befinde sich in einer 1A-Lage – mit Blick auf die Elbe. Die Gastronomie dort bringe für alle ringsherum einen Mehrwert – für Unternehmen und Anwohner. Wer eine belebte Innenstadt möchte, brauche Gastronomie.

Das könnte Sie auch interessieren: