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Globalfoundries will über eine Milliarde Euro in Dresden investieren

Globalfoundries kann offenbar mit der Erweiterung seines Werks in Dresden beginnen, obwohl die Förderzusage der Bundesregierung noch fehlt. Die Bundesregierung erteilte grünes Licht.

Lesedauer: 3 Minuten

Nora Miethke

Der US-Chiphersteller Globalfoundries (GF) kann offenbar seine Fabrik in Dresden ausbauen, wie das Handelsblatt heute meldet. Der Konzern will in den kommenden Jahren 1,1 Milliarden Euro in der sächsischen Landeshauptstadt investieren. Dazu hat er bei der Bundesregierung einen Förderantrag im Rahmen der europäischen Chipgesetze gestellt. Noch steht die finale Förderzusage aus, aber die Bundesregierung hat wohl den vorgezogenen Baubeginn genehmigt.

Weder Globalfoundries noch das Bundeswirtschaftsministerium (BMWE) wollten dies zunächst bestätigen. Am Abend teilte ein Unternehmenssprecher mit: „GF Dresden hat auf Grundlage eines vorläufigen Maßnahmebeginns durch das BMWE mit der Realisierung seines European Chips Act Projekts in Dresden begonnen. Nähere Details werden wir in den kommenden Wochen bekannt geben.“

Mit knapp 60.000 Quadratmetern Reinraum ist Globalfoundries Dresden nach eigenen Angaben schon jetzt eine der größten Chipfabriken in Europa mit aktuell 3200 Beschäftigen. Jährlich werden hier rund 800.000 bis 850.000 Wafer produziert. Der Dresdner Standortleiter Manfred Horstmann hatte 2023 in einem Interview mit sächsische.de angekündigt, Globalfoundries wolle bis zum Jahr 2030 die Kapazität auf 1,5 Millionen Wafer pro Jahr nahezu verdoppeln. Dabei liege der Schwerpunkt auf der Produktion von Mikrochips für den Automobilbau und die allgemeine Industrie. Dieses Großprojekt soll in drei großen Schritten umgesetzt werden. Eine Milliarde Euro reicht dafür nicht aus. Sie wird in den ersten Teilabschnitt investiert.

Jahrelanges Ringen mit dem Wirtschaftsministerium in Berlin

Globalfoundries hat jahrelang mit dem Bundeswirtschaftsministerium um Subventionen gerungen, da es sich durch die Förderung des Konkurrenten TSMC benachteiligt fühlt. Die Taiwaner erhalten fünf Milliarden Euro an staatlicher Förderung für ihre erste europäische Chipfabrik in Dresden. Beide Unternehmen sind Auftragsfertiger.

Im vergangenen November hatte die Bundesregierung ein weiteres Förderprogramm für innovative Investitionsprojekte in der Mikroelektronik im Rahmen der Europäischen Chipgesetze ausgeschrieben. Globalfoundries hat einen Antrag gestellt, zu Details wird sich nicht geäußert.

Aus dem Bundeswirtschaftsministerium heißt es: „Die eingereichten Projektvorschläge befinden sich aktuell in der Prüfung“. Für eine Förderzusage seien noch die beihilferechtliche Genehmigung durch die Europäische Kommission erforderlich, betont die Sprecherin gegenüber sächsische.de. Laut Handelsblatt unterstützt die Bundesregierung die Erweiterung des Auftragsfertigers voraussichtlich mit mehreren Hundert Millionen Euro.

Insgesamt wurden 34 Projektvorschläge eingereicht, von denen voraussichtlich rund 25 Projekte gefördert werden könnten. Während des laufenden Prozesses macht das Ministerium keine Angaben zu Antragstellern, geförderten Vorhaben und Standorten. Wie das Handelsblatt aus Regierungskreisen erfuhr, sollen unter anderem Vorhaben von X-Fab, AMTC, Carl Zeiss und Silltronic auf der Liste stehen. Das größte Projekt kommt aber dem Vernehmen nach vom Dresdner Unternehmen FMC, dass für grob drei Milliarden ein erstes Werk zur Produktion von Speicherchips mit niedrigem Energieverbrauch in Deutschland bauen will.

Bundesregierung gab am Freitag grünes Licht

Die Investition von Globalfoundries in den Dresdner Standort sei ein „starkes Signal“, sagt der sächsische Europaabgeordnete Oliver Schenk (CDU) „Im weltweiten Wettlauf der Standorte konnte Sachsen mit seinem weit entwickelten Halbleiter-Ökosystem erneut überzeugen.“ Der weitere Ausbau von Globalfoundries sei ein starker Vertrauensbeweis in die Arbeit der hoch motivierten Belegschaft vor Ort und zeige zugleich, dass Silicon Saxony der europäische Top Standort für Halbleiter ist, so Schenk. Nach eigenen Angaben hat der frühere Chef der sächsischen Staatskanzlei das Vorhaben im Rahmen seiner Arbeit im EU-Parlament mit vorangetrieben.

Laut Schenk hat die Bundesregierung am vergangenen Freitag den Projektbeginn genehmigt. Damit kann das Unternehmen bereits vor der eigentlichen Fördergenehmigung mit wichtigen Projektmaßnahmen, wie dem Kauf von wichtigen Maschinen beginnen.

Globalfoundries investiert 16 Milliarden US-Dollar in den USA

Die Zurückhaltung von Globalfoundries, am Mittwoch die Genehmigung der Bundesregierung für den Baubeginn zu bestätigen, hat vermutlich einen anderen Grund als die fehlende Förderzusage. Denn am gleichen Tag hat der US-Chiphersteller Pläne bekannt gegeben, in Zusammenarbeit mit der Trump-Regierung und mit Unterstützung führender Technologieunternehmen, 16 Milliarden US-Dollar in den Ausbau seiner Halbleiterfertigung und seiner Verpackungskapazitäten in seinen Werken in New York und Vermont zu investieren. Die Investition sei eine „strategische Reaktion auf das explosive Wachstum im Bereich der künstlichen Intelligenz, das die Nachfrage nach Halbleitern der nächsten Generation beschleunigt“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Der Chiphersteller arbeitet dabei mit großen Technologieunternehmen wie Apple, SpaceX, AMD, Qualcomm Technologies, NXP und General Motors zusammen, die sich dafür einsetzen, ihre Lieferketten und damit die die Halbleiterproduktion in die USA zurück zu verlagern.

SZ

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