Wie gemütlich es in einem Container sein kann, beweist ProContain mit seinem eigenen Bürogebäude. Der Neubau an der Köhlerstraße, der im vergangenen Jahr errichtet wurde, besteht ebenfalls aus Modulen. 27 Stück, die 900 Quadratmeter Nutzfläche ergeben. Damit wolle man zeigen, was mit dieser Bauweise alles möglich ist, sagt Geschäftsführer Moritz Montnacher.
Auch die 4. Grundschule in Meißen, der Schulpavillon am Terrassenufer in Dresden und eine Kita in Torgau bestehen aus Modulen aus Neusörnewitz. Mit Containern hat das nicht mehr viel zu tun. In modularer Bauweise sind in Dresden-Reick sogar Wohnungen entstanden.
„Wir sind nicht günstiger, aber schneller“, erklärt Moritz Montnacher die Vorteile gegenüber der herkömmlichen Bauweise. Weil die Module aus Stahl wetterunabhängig im Werk gefertigt werden, kommt es nicht zu Verzögerungen. Und gebaut wird nach System. Dadurch passieren weniger Fehler und es geht schneller. „Im seriellen Wohnungsbau sehen wir die Zukunft.“ Dadurch kann schnell der dringend benötigte Wohnraum geschaffen werden.
Bei einem Wettbewerb für seriellen Wohnungsbau wurden die ALHO-Gruppe, zu der ProContain gehört, und ein Architekturbüro für ihr Konzept ausgezeichnet. Angepasst an das jeweilige Grundstück, die Gegebenheiten des Baugebiets, die Anforderung des Kunden sowie die individuelle Nutzung berücksichtigend, lassen sich im Baukastenprinzip verschiedene Wohnungsgrößen und Gebäudetypen konfigurieren.
Bis zu sieben Geschosse sind laut Montnacher kein Problem. Weil die Module immer wieder anders konfiguriert und die Fassaden unterschiedlich gestaltet werden, können – trotz Baukastensystem – Gebäude mit hohem architektonischen Anspruch entstehen.
ALHO begann 1967 mit vier Mitarbeitern mit der Herstellung von Bauwagen. 1990 übernahm das Familienunternehmen das Werk in Neusörnewitz. Europaweit sind es unterdessen 1.100 Mitarbeiter in sechs Werken, in denen zwar noch immer Baustellencontainer hergestellt werden, aber längst auch Module für Verwaltungsgebäude, Krankenhäuser, die Bundeswehr oder Wohnungen.
„Es gab nicht nur gute Zeiten“, erzählt Moritz Montnacher. Wenn es der Baubranche schlecht geht, mache sich das auch bei ProContain bemerkbar. „Aber in den vergangenen Jahren sind wir kontinuierlich gewachsen.“ Rund 35 Millionen Euro Umsatz hat das Werk in Neusörnewitz im vergangenen Jahr erwirtschaftet. 45 Millionen Euro sollen es werden.
Der Kundenkreis ist groß, reicht von der Wohnungswirtschaft, über Kommunen bis zum Gesundheitswesen. 99 Jahre hält so ein Container. Den kann man auch mieten. Diesen Service bietet Fagsi, ein weiteres Tochterunternehmen, an. Nach zehn Jahren werden die Container ausgeschlachtet und neu aufbereitet für den nächsten Einsatz.
Fünf bis sechs Arbeitstage dauert das Zusammenschweißen und Ausbauen im Schnitt. Bei einfachen Modellen geht es schneller. Sanitärinstallationen dauern länger. Seit 1996 arbeitet das Unternehmen mit der Bundeswehr zusammen, stattet die Container für die Auslandseinsätze aus. Auch an der deutschen Botschaft in Kabul, die bei einem Anschlag 2017 schwer beschädigt wurde, werden in Neusörnewitz ausgebaute Container aufgestellt.
Rund 180 Mitarbeiter in Fertigung und Verwaltung beschäftigt ProContain in Neusörnewitz. Es sollen 80 bis 100 mehr werden. Geplant ist eine dritte Produktionshalle, die direkt an die beiden bestehenden angebaut wird.
Grund ist die steigende Nachfrage nach größeren Modulen, für die in den alten Hallen kaum noch Platz ist. Vier Meter breit und 17 Meter lang sind die neuen Maße, die nötig sind. Auf drei mal neun Meter ist der derzeitige Produktionsstandort ausgelegt. „Wir wachsen raus“, sagt Moritz Montnacher.
Genügend Personal zu finden, das in der neuen Halle arbeitet, wird ein Problem. Gebraucht werden Schweißer, Trockenbauer, Lackierer, Elektriker und Klempner. Schon jetzt kommen viele Arbeiter aus Polen oder sind Leiharbeiter. Dabei sind die Arbeitsbedingungen bei ProContain laut Geschäftsführer ideal. Es gibt regelmäßige Arbeitszeiten und ganzjährige Beschäftigung im Trockenen.
Von Peggy Zill
Foto: © Arvid Müller