Das gibt's bisher nirgends in Sachsen. "Und so weit ich weiß, auch in Deutschland noch nicht", sagt Rüdiger Schumann. Ein am Computer erstelltes Bild zeigt, was er meint: ein Schwimmbecken aus Glas, das über das Gebäude hinaus ragt. Eine Seite hängt quasi in der Luft. Deshalb heißt das Ganze auch Flying Pool.
So ein außergewöhnliches Schwimmbecken entsteht derzeit in Kirschau. Es ist Bestandteil des Gebäudes, mit dem Petra und Rüdiger Schumann ihr Hotel "Bei Schumann" erweitern. Im Sommer letzten Jahres begannen die Bauarbeiten. Am Sonnabend wird Richtfest gefeiert. Eröffnung soll Ende Juni sein.
Der langgestreckte Neubau entsteht links des vorhandenen Gebäudekomplexes. Er ist mit ihm im ersten Obergeschoss über einen Gang verbunden, sodass Gäste bequem in alle Bereiche gelangen, ohne dafür ins Freie zu müssen . Durch die Erweiterung bekommt das Luxushotel 18 zusätzliche Doppelzimmer. Alle haben einen Balkon in Richtung Süden und sind mit 43 Quadratmetern größer als üblich, wie Rüdiger Schumann betont. Sie befinden sich im Erd- und im ersten Obergeschoss.
Pool ragt übers Haus hinaus In der dritten Etage des Anbaus waren ursprünglich hochwertige Tagungsräume geplant. Doch Schumanns haben sich umentschieden. Jetzt entsteht dort ein Spa-Bereich für die Hotelgäste mit mehreren Saunen, einem großen Ruheraum, einem Eisbrunnen – und dem besonderen Pool. Fünf Meter breit wird er und zwölf Meter lang. Davon ragen vier Meter über die Gebäudekante heraus. "Dieser überstehende Teil soll aus Glas sein, sodass man beim Schwimmen Aussicht nach vorn, nach rechts, nach links und auch nach unten hat", erklärt Rüdiger Schumann. Er ist überzeugt davon, dass der zusätzliche Wellnessbereich gebraucht wird, obwohl das Hotel schon über einen großen Spa-Tempel im römischen Stil verfügt. "Wir wollen nicht, dass es dort Gedränge gibt", sagt der Kirschauer Unternehmer.
Der gegenwärtig entstehende Anbau trägt die Bezeichnung See-Flügel. Denn aus allen Zimmer sowie aus dem Spa-Bereich und aus dem Pool schauen die Gäste auf den knapp 3 000 Quadratmeter großen hoteleigenen Badesee, den Schumanns rund sieben Jahren anlegen ließen. Einen eindrucksvollen Ausblick in alle Richtungen bietet die Dachterrasse, auf der künftig Veranstaltungen stattfinden sollen und auch eine Bar eingerichtet wird.
Bevor die ersten Gäste den Neubau beziehen können, gibt es aber noch einiges an Arbeit zu erledigen. Bisher ist der Rohbau fertig, das Dach abgedichtet und der Verbindungsgang zum Haupthaus geschaffen. Den großen Kran benötigen die Bauleute nun nicht mehr. Er wird am Montag abgebaut. Jetzt läuft der Innenausbau. Elektriker ziehen Kabel, auch Trockenbauer sind am Werk. Die Wände des See-Flügels bestehen nur im Erdreich aus Stahlbeton. In allen anderen Etagen sind sie ebenso wie die Decken aus Fichtenholz. Nach außen hin werden sie gedämmt und verkleidet. Innen bleibt das Naturmaterial an vielen Stellen sichtbar, sowohl in den Zimmern als auch in den Gängen. Dass so viel Holz verwendet wurde, ist gut fürs Klima. Und zwar im doppelten Sinne. "Das Material ist atmungsaktiv. Dadurch können wir unseren Gästen ein gesundes und besonderes Raumklima bieten", erklärt Rüdiger Schumann. Außerdem sei die CO²-Bilanz beim Bauen mit Holz viel besser als beim Einsatz der meisten anderen Materialien. Das Treppenhaus besteht dennoch aus Stahlbeton und Sandstein. "Aus Gründen des Brandschutzes", sagt der Inhaber des Hotels, das im vergangenen Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiern konnte.
Fünf Millionen Euro investiert Bei der Ausstattung des Hotel-Anbaus, der sehr modern gestaltet wird und insgesamt rund fünf Millionen Euro kostet, legen die Inhaber großen Wert auf eine hochwertige Ausstattung. "Fliesen aus Italien, Glas, Messing, beheizte Wände in den Duschen …", zählt Rüdiger Schumann auf und betont: "Wir wollen unseren Gästen höchstes Niveau bieten". Mit diesem Ziel investieren Schumanns nicht nur in den Anbau. Erst kürzlich konnte der umgestaltete Platz vorm Haupteingang des Hotels eingeweiht werden. Dort ist ein großer Vorbau entstanden, durch den Autos hindurchpassen. Gäste können nun vor Wind und Wetter geschützt direkt vor der Tür aussteigen. Mitarbeiter des Hauses kümmern sich ums Gepäck und fahren das Auto auf den Parkplatz. Im Zusammenhang mit der Errichtung des Vorbaus wurde der gesamte Platz um etwa 80 Zentimeter angehoben. Dadurch fiel die Eingangstreppe weg und man gelangt jetzt ebenerdig ins Hotel.
Zusätzliche Jobs Das erleichtert nicht nur jenen den Zugang, die über Nacht bleiben, sondern auch den Gästen, die zum Beispiel im Spa-Tempel entspannen oder die gastronomischen Angebote des Hotels nutzen wollen. Das zum Haus gehörende Restaurant Juwel ist übrigens das einzige von aktuell sechs Sterne-Restaurants in Sachsen, das nicht in einer Großstadt liegt. Auf eine weitere Einmaligkeit können Petra und Rüdiger Schumann mit ihrem reichlich 80-köpfigen Team – für Neueinstellungen im Zusammenhang mit der Erweiterung laufen derzeit Bewerbungsgespräche – demnächst stolz verweisen: auf den Flying Pool.
Mit dem Erweiterungsbau fügen die Inhaber der Geschichte des Hauses ein weiteres Kapitel hinzu. Errichtet wurde das Hauptgebäude Anfang der 1920er-Jahre. Die Einweihung als Fremdenhof "Zum Weber" erfolgte 1923. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Objekt als Kindergarten, Schulhort und Krippe, ab 1980 als Ferienheim und Gästehaus des einstigen volkseigenen Textilbetriebes Vegro. Nach der Wende kam das Aus für den ganzen Komplex. Mitte der 1990er-Jahre kaufte Familie Rüdiger Schumann das Haus und eröffnete es nach umfangreicher Umgestaltung und Renovierung 1998 wieder. Weitere Investitionen folgen. Zum Beispiel wurde 2005 der neu errichtete Spa-Tempel eingeweiht.
Von Katja Schäfer
Visualisierung: Agentur "zwei1000", Berlin