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So geht es weiter im Italienischen Dörfchen

Ein neuer Betreiber ist gefunden. Der bisherige Wirt schrieb bereits seit 2010 rote Zahlen.

Lesedauer: 3 Minuten

Von Ulrich Wolf & Julia Vollmer

Die Aufregung ist groß und die Erwartungshaltung noch viel höher. Janet und Maik Kosiol übernehmen zum 1. Februar das Traditionshaus Italienisches Dörfchen. Der bisherige Wirt Uwe Wiese hört auf. Muss aufhören, da seine beiden Mitgesellschafter aus Altersgründen nicht mehr wollen. So die offizielle Begründung. Doch es gibt noch mehr Gründe, warum Wiese nach 25 Jahren als Betreiber aufhört. „Unsere Bilanzen waren in der letzten Zeit nicht mehr so rosig, durch die Baustelle am Theaterplatz brach ein Teil des Umsatzes weg“, so Wiese. Doch er habe „nur“ Mietschulden bei seinen Mitgesellschaftern. Sonst bei niemanden.

Aus den veröffentlichten Jahresabschlüssen geht hervor, dass Wiese mit seiner Theaterplatz Gastronomie GmbH, mit der er das Italienische Dörfchen betrieb, von 2010 bis 2016 rote Zahlen geschrieben hat. Die Abschlüsse 2017 und 2018 sind noch nicht veröffentlicht. Seit 2010 wuchsen die Verluste kontinuierlich auf inzwischen fast 800.000 Euro. Um sie zu schließen, wurden immer mehr Schulden gemacht. Die Verbindlichkeiten stiegen laut Jahrsabschluss bis Ende 2016 auf etwas mehr als eine Million Euro.

Jetzt packt er Umzugskisten und macht Inventur. Denn am 31. Januar ist Schluss. Dann ziehen Wiese und sein Team von 34 Mitarbeitern aus und das Ehepaar Kosiol ein. Was hält Uwe Wiese von seinen Nachfolgern? „Es steht mir nicht zu, dazu etwas zu sagen, da ich die beiden nicht kenne“, so Wiese. Er wünscht dem Ehepaar alles Gute. Und die beiden selbst? Sie sind aufgeregt. „Entweder Ritterschlag oder Genickbruch“, sagt Maik Kosiol und meint die beiden Optionen, die es gibt. Erfahrungen haben seine Frau und er jede Menge, sie führen seit vielem Jahren die Elbterrasse Wachwitz, das Brunetti und das Kitzo Alpenstüberl.

So könnte es künftig im Italienischen Dörfchen aussehen. 

Am 1. Februar wollen sie verkaufsbereit sein und als Karte ein „Best of“ der deftigen, aber auch mediterranen Küchen anbieten. Für das Traditionslokal am Theaterplatz haben sie sich einiges vorgenommen. In drei verschiedene Bereiche soll es geteilt werden. Umbauen darf man aber so gut wie nichts – das Haus steht unter Denkmalschutz. Das Gebäude gehört der Stadt. Familie Kosiol bezahlt die Pacht nach eigenen Angaben an die Gesellschafter. Wie hoch diese ist und was er insgesamt in den Neustart am Theaterplatz investiert, will Maik Kosiol nicht verraten.

In den linken Flügel des Gebäudes soll ein Schankhaus einziehen. Mit dem passenden Bier dazu. Verhandelt wird gerade mit einer Brauerei aus Sachsen. „Passend zum Bier soll es die schon damals beliebten Gerichte wie Eisbein und Schnitzel geben“, so Kosiol. Wenn die Saison dafür wieder startet, will er am Italienischen Dörfchen einen Biergarten eröffnen. Mit dem Paulaner-Bier aus München.

Im mittleren Bereich setzt das Ehepaar Kosiol auf neue und frische Ideen und holt sich im Franchise-Prinzip das Konzept vom Café Milchmädchen ins Haus. Im Kaffeehaus soll es täglich von 8 bis 18 Uhr Frühstück sowie Kaffee und Kuchen geben. „Damit wollen wir auch junges Publikum anlocken“, so Kosiol. Mitte April soll es in dem Café losgehen. Einen Milchmädchen-Laden gibt es bisher schon in der Nähe des Hygiene-Museums. Im Obergeschoss des Italienischen Dörfchens will Kosiol einen Ableger seines italienischen Restaurants Brunetti eröffnen: das Brunetti Centro. Natürlich mit italienisch-mediterraner Küche. Mit dem Einzug in das bekannte Lokal am Theaterplatz schließt das Ehepaar aber auch einen ihrer Läden: Das Luckner-Parkrestaurant. Zum 15. Februar knipsen sie dort das Licht aus, wo sie vor 20 Jahren ihr erstes Restaurant eröffneten. „Jetzt wagen wir uns noch mal an etwas großes Neues“, so Janet Kosiol.

Einer, der es wissen muss, wie sich der Druck, ein Traditionshaus zu übernehmen, anfühlt, ist Luisenhof-Wirt Carsten Rühle. Ostern 2018 wagten seine Frau und er den großen Schritt: Sie eröffneten neu. „Egal welches traditionsreiche Restaurant man übernimmt – man muss immer mit dem nötigen Respekt vor der Tradition herangehen, aber auch den Mut haben, dem Haus seinen eigenen Stempel aufzudrücken“, so Rühle. Jeder Betreiber habe seine eigenen Vorstellungen von Gastronomie. Wird man dann nicht immer mit dem Vorgänger verglichen? Im Fall von Rühle heißt er Armin Schumann. „Die Gäste vergleichen uns eigentlich nicht mit unserem Vorgänger. Die meisten finden die Modernisierung gelungen, freuen sich, dass der Luisenhof wieder geöffnet hat und sind zufrieden.“ Ganz selten gebe es mal die Aussage, dass es früher besser war. Aber auch damit gehe er offen um. Es sei immer auch Geschmackssache.

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