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So geht Studieren in Bautzen

An der Berufsakademie pauken angehende Ingenieure nicht nur Theorie. Fürs Schweißen, Fräsen, Gießen und mehr gibt’s jetzt ein modernes Labor.

Lesedauer: 3 Minuten

Bautzen. Großer Bahnhof an der Staatlichen Studienakademie in Bautzen: Gleich zwei Minister sind gekommen – mit einem wichtigen Schlüssel im Gepäck. Der hat – es geht schließlich um moderne Technik – die Form eines Transponders und öffnet symbolisch die Türen zu einem Gebäude, auf das die Nutzer viele Jahre gewartet haben. Barbara Wuttke, Direktorin der Studienakademie, erinnert daran: Bereits vor neun Jahren habe ihr Vorgänger den konkreten Bedarf für ein neues Laborgebäude angemeldet. Und Sachsens Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) weiß noch genau, dass bereits 2006 bei ihrem ersten Besuch an der Bautzener Berufsakademie (BA) zu Beginn ihrer ersten Amtszeit als Ministerin das Thema zur Sprache kam.

Zwölf Jahre später ist es soweit: Der 8,7 Millionen Euro teure Neubau am Ziegelwall wird eingeweiht. Er bietet fast fünf Mal so viel Platz wie die alten Räume im Keller des Akademie-Gebäudes. „Hier macht die Arbeit bedeutend mehr Spaß“, sagt Laboringenieur Chrystof Nawka. So nimmt der Bereich Elektro- und Automatisierungstechnik nun eine großzügige Fläche im Obergeschoss des Neubaus ein. Hier muss Nawka die verschiedenen Laborversuche nicht immer wieder auf- und abbauen. So bleibe mehr Zeit für die inhaltliche Vorbereitung der Arbeit mit den Studenten, und es gebe auch noch Platz für Neues. Nawka schwebt zum Beispiel noch ein Versuchsfeld zum Induktionskochfeld vor.

Sehr praxisorientiert

Begeistert von den neuen Möglichkeiten ist auch Ines Gubsch, die den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen leitet. „Jetzt können hier 15 Studenten parallel arbeiten, pro Arbeitsplatz gibt es zwei Bildschirme.“ Wenn sie programmieren, können sie nebenan sofort ausprobieren, ob es funktioniert. Bisher war das aus Platzgründen kaum möglich. So waren zwei große Maschinen ins Kunststoffbildungszentrum Polysax an der Edisonstraße ausgelagert.

Die BA-Studenten werden nicht nur während der Arbeit in ihrem jeweiligen Betrieb mit der Praxis konfrontiert. Auch die Ausbildungseinheiten an der Studienakademie sind sehr praxisorientiert. „Für die Unternehmen ist das ganz entscheidend“, weiß Günter Gnauck. Der frühere langjährige Leiter des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen ist schon seit zwei Jahren im Ruhestand. Dennoch hat er den Bau die ganze Zeit über begleitet und damit seinen aktiven Kollegen ein Stück den Rücken freigehalten. Denn während der Bauphase gab es manche Hürde zu nehmen, Wünsche und Vorschriften in Einklang zu bringen. Unvorhergesehenes wie der Baugrund, der erst stabilisiert werden musste, machte die Arbeiten langwieriger und deutlich teurer als ursprünglich geplant.

Aber was entstanden ist, „kann sich sehen lassen“, wie Sachsens Finanzminister Matthias Haß (CDU) bei der Einweihung betont. Es sei wichtig, auch jenseits der Großstädte attraktive Ausbildungsbedingungen zu bieten, damit junge Leute die Heimatregion nicht unbedingt verlassen müssen. Gebraucht werden sie hier. „Wir haben noch nie einen Bewerber abgelehnt“, sagt Wolfgang Weiß, der den Studiengang Elektrotechnik leitet, in dem jedes Jahr um die 50 Studenten anfangen. Wenn sie nach drei Jahren ihren Abschluss in der Tasche haben, geht es für die meisten quasi nahtlos weiter. „Wir haben eine sehr hohe Übernahmequote durch die Praxispartner“, sagt Barbara Wuttke. Ginge es nach dem Bedarf der Unternehmen, könnten sogar noch mehr Studienplätze belegt werden. Aber es gebe nicht mehr so viele Bewerber wie in früheren Jahren.

Neue Wege gehen

Trotz der demografischen Entwicklung sieht Ministerin Stange die BA wieder „auf einem aufsteigenden Ast. Wir haben gut daran getan, die BA in Sachsen zu etablieren.“ Dort will man nun auch neue Wege gehen, „weg von den Schranken der einzelnen Studiengänge“, so Wuttke. Die nagelneue Röntgentechnik zum Beispiel sollen nicht nur die angehenden Medizintechniker nutzen, mit ihr können auch die Wirtschaftsingenieure etwa Gussteile durchleuchten. Außerdem ist die Zusammenarbeit mit anderen sächsischen BA-Standorten geplant. So könnten die angehenden Strahlentechniker, die in Riesa ausgebildet werden, auch den neuen Röntgenraum nutzen, den es nur in Bautzen gibt.

Auch der regionalen Wirtschaft soll die moderne Ausstattung zugutekommen – nicht nur durch eine gute Ausbildung ihrer Nachwuchs-Fachkräfte. Denn an der BA darf jetzt auch geforscht werden, „um Innovationen schnell in die Region zu bringen“, wie Ministerin Stange sagt. Den Weg dafür hat der Gesetzgeber im vorigen Jahr freigemacht. Die Bautzener Studienakademie steht in den Startlöchern, so Barbara Wuttke. „Wir haben den Ehrgeiz, die Motivation und nun auch die technischen Voraussetzungen.“

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Von Madeleine Siegl-Mickisch

Bildquelle: Uwe Soeder

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