Suche
Suche

So wenige Frauen haben in Sachsens Kommunen das Sagen

In Sachsens Kommunalbetrieben ist jeder fünfte Chefposten von einer Frau besetzt. Doch in manchen Städten hat keine einzige Frau das Steuer in der Hand.

Lesedauer: 2 Minuten

Man sieht Ampelmännchen.
Wenig Platz für Frauen in den sächsischen Chefetagen. © dpa

Von Luisa Zenker

Mehr als 30 Prozent der Spitzenposten in kommunalen Betrieben sind im sächsischen Plauen durch Frauen besetzt. Was nach einem guten Weg in Richtung Gleichberechtigung klingt, stellt sachsenweit den höchsten Wert dar. Denn insgesamt kommen Sachsens Managerinnen in den städtischen Betrieben langsamer voran als in den deutschen Börsengewichten.

Das zeigt eine jüngst veröffentlichte Studie der Zeppelin-Universität Friedrichshafen. Sie analysierte, wie viele Frauen in den öffentlichen Unternehmen das Sagen haben. Dafür untersuchten sie in 69 Städten mehr als 1.400 kommunale Betriebe.

Mehr Chefinnen in den Dax-Konzernen

Sachsen liegt dabei zwar bundesweit im Mittelfeld, hinkt jedoch mit einem Frauenanteil von zwanzig Prozent deutlich hinter allen anderen ostdeutschen Bundesländern hinterher. Zumal sich der Wert zum Vorjahr verschlechtert hat. Selbst in den Führungsetagen der 40 Dax-Konzerne lag der Frauenanteil laut der gemeinnützigen Albert Stiftung mit 23,3 Prozent höher.

„Die unterschiedliche Entwicklungen dürfte vor allem auf die gesetzlichen Vorschriften für börsennotierte Unternehmen zurückzuführen sein, die es bei kommunalen Unternehmen nicht gibt“, erläutert Studienleiter Ulf Papenfuß. Börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als 2.000 Beschäftigten und mehr als drei Vorständen müssen inzwischen bei der Neubesetzung in dem Gremium darauf achten, dass mindestens eine Frau in der obersten Etage sitzt.

Besonders wenig Frauen sind laut der Studie in Zwickaus Chefetagen vertreten. Dort kommen auf die 24-Toppositionen in den Kommunalbetrieben nur zwei Frauen. Wie die Untersuchung außerdem verdeutlicht, schneidet Chemnitz in Sachen Gleichstellung besser ab als seine zwei Rivalen Leipzig und Dresden. Dort sitzt in jedem vierten Chefsessel eine Frau. In der Landeshauptstadt ist dagegen nur jede sechste Managerposition von einer Frau besetzt. Ganz oben sind es noch weniger: Zwei der 16 Posten in der Geschäftsführung und im Vorstand werden von Frauen geleitet, heißt es von der Stadt Dresden auf Nachfrage. Im Branchenvergleich arbeiten besonders viele Chefinnen im Gesundheits- und Sozialwesen (33,3 Prozent). Am geringsten ist der Frauenanteil mit 11,Prozent in den IT-Bereichen.

In Freital keine einzige Chefin in den Kommunalbetrieben

Laut einer SZ-Analyse in verschiedenen ostsächsischen Städten gibt es in Freital keine einzige Geschäftsführerin in den öffentlichen Betrieben. Unter den Kommunen Görlitz, Pirna, Hoyerswerda, Freital, Riesa und Meißen sind einzig 11 von 42 Geschäftsführern weiblich. Die einzige Geschäftsführerin in Pirna gibt jedoch zu Bedenken: „Entscheidend ist vielmehr die Qualifikation und nicht das Geschlecht.“

„Aus meiner Sicht sollte sich jede Gebietskörperschaft einen Public Corporate Governance Kodex geben, in dem die Anforderungen aus dem zweiten Führungspositionen-Gesetz zur Mindestbeteiligung von Frauen als Empfehlung aufgenommen werden sollten“, erklärt dagegen der Studienleiter Papenfuß. Zwar hat Sachsen im vergangenen Jahr einen solchen Kodex für landesbeteiligte Unternehmen verabschiedet. Eine Mindestquote wird darin nicht festgelegt. Man strebe jedoch an, Förderprogramme für Führungskräfte auf den Weg zu bringen. Der Kodex ist für den Freistaat nicht bindend.

Das könnte Sie auch interessieren: