Von Natalie Stolle
Dresden. Viele Geldinstitute verringern seit Jahren ihr Angebot in Städten und Gemeinden und setzen mehr auf Digitales. Auch in Sachsen ist dieser Prozess zu beobachten. Für Menschen im ländlichen Raum kann es daher schwerer werden, eine geeignete Möglichkeit zum Geldabheben zu finden. Saechsische.de hat bei den Banken in Sachsen nachgefragt, wie viele Filialen es noch gibt und warum die Banken sich zurückziehen.
Die Sparkassen in Sachsen betreiben nun 349 Geschäftsstellen, nachdem voriges Jahr zehn geschlossen worden sind und im Jahr davor 19. Die Ostsächsische Sparkasse Dresden ist eine der zwölf Sparkassen, und auch dort lässt sich ein Rückgang der Filialen beobachten. Existierten 2013 noch 101 Filialen, so sind sie mittlerweile auf 78 Standorte geschrumpft.
Ein Sprecher des Dresdner Geldinstituts erklärt, das Angebot vor Ort sei nach wie vor wichtig, doch das Digitale sei klar auf dem Vormarsch. Derzeit gebe es keine Pläne, noch mehr Filialen zu schließen oder den Service anderweitig einzuschränken. Die Ostsächsische Sparkasse setzt zudem auf Sparkassenmobile, die mehr als 100 Haltepunkte im Großraum Dresden anfahren. Damit wird versucht, das ausgedünnte Filialnetz im ländlichen Bereich auszugleichen.
Genossenschaftsbanken schlossen Tausende Filialen
Volks- und Raiffeisenbanken sind ebenfalls auf dem Rückzug. Gab es 2014 in Deutschland noch 12.770 Bankstellen von Genossenschaftsbanken, so sind es inzwischen nach Angaben ihres Verbandes 7.207.
„Wir sehen generell, dass die Nutzung von Bargeld und speziell von Geldautomaten rückläufig ist“, sagt ein Sprecher der Deutschen Bank. Der Weg zur Bank führe „längst nicht mehr nur durch die Tür einer Filiale“. Vielmehr erwarteten die Kundinnen und Kunden von ihrer Bank ein vollständig digitalisiertes Angebot.
Die Deutsche Bank ist in Sachsen mit 23 Filialen vertreten. Nach Angaben eines Sprechers ist die Zahl der Standorte in den letzten Jahren annähernd gleich geblieben. Einige Filialen seien in eine Finanzagentur umgewandelt worden, die könne aber dasselbe Beratungsangebot liefern.
Ein Blick auf das Filialnetz zeigt: In größeren Städten wie Dresden, Leipzig oder Meißen ist mindestens eine Deutsche-Bank-Filiale vorhanden. Geld abheben können Kunden der Deutschen Bank auch bei einigen anderen Banken, wenn sie zur Cash Group gehören.
Mehr als 80 Prozent nutzen Online-Banking
Die Commerzbank kann in Sachsen noch 26 Filialen ihr Eigen nennen. Zuletzt war 2021 verkündet worden, dass 17 Standorte geschlossen würden. Auch dort wird das mit dem veränderten Kundenverhalten begründet. Digitales Banking sei keine Frage des Alters: Mehr als 80 Prozent der Kunden erledigten ihre Bankgeschäfte online. Für Senioren wolle die Commerzbank einen angepassten Service mit besseren Bildschirmgrößen und einem einfachen Website-Aufbau bieten.
„Mobile first“ – heißt es inzwischen auch bei der Postbank. Ein Sprecher bestätigt, dass der Rückzug ins Digitale vor allem eine Veränderung sei, die dem Kundenverhalten entspreche. Bis Ende 2025 würden alle Filialen verschwinden, die einen Partnervertrag mit der Deutschen Post haben. Bundesweit betrifft das 250 Filialen, die geschlossen werden sollen. Für Menschen, die trotzdem nicht alles online erledigen können oder wollen, gebe es aber nach wie vor Möglichkeiten, zum Beispiel Überweisungen postalisch einzusenden.
Zuwachs bekommen hat dagegen die Targobank. Inzwischen gibt es in Sachsen 25 Standorte, das sind sechs mehr als noch vor zehn Jahren, nach Angaben eines Sprechers. Auch dort lasse sich eine Fokussierung auf digitales Bezahlen beobachten. Für ältere Kunden biete die Targobank zusätzlich Hausbesuche an.
Weniger Geldautomaten, kürzere Zugangszeiten
Ein Blick auf die interaktiven Karten der Banken zeigt: In größeren Städten wie Dresden, Leipzig, Bautzen oder Meißen lassen sich schnell mehrere Filialen finden. Tiefer im ländlichen Raum dagegen dünnt die Liste jedes Mal stark aus. Schwierig wird es, wenn nicht nur Filialen fehlen, sondern auch Geldautomaten.
Nicht nur in Sachsen geht die Zahl der Geldautomaten weiter zurück. Bundesweit gab es vor zehn Jahren noch 60.500 Geldautomaten, mittlerweile sind es 51.855. In Sachsen sind die Sparkassen mit 984 Geldautomaten vertreten, die Commerzbank mit 90 und die Targobank mit 27. Einerseits benötigen Kunden nicht mehr zwingend einen Automaten, um Geld abzuheben, sondern können das inzwischen auch an Supermärkten oder Tankstellen. Andererseits kämpfen die Banken auch mit dem Problem der Automatensprengungen.
Alle Banken haben auf Nachfrage bestätigt, dass sie ihre Automaten mit den nötigen Sicherheitsmaßnahmen ausstatten. Auf Empfehlung des Bundesinnenministeriums werden einige Standorte in der Zeit von 23 bis 6 Uhr verschlossen und die Geräte abgeschaltet.