Ein ganzes Regal voller Gästebücher: Sigrid Kuri, die selber Besucher durch die Radeberger Brauerei führt, verwahrt insgesamt elf Bände. Hunderte Gäste bedanken sich darin für den interessanten Aufenthalt in dem Unternehmen. Brauereichef Axel Frech hat vor zwei Jahren den Gästeführern der Brauerei den neu gestalteten Empfangsraum vorgestellt. Hier starten alle Brauereiführungen.
Radeberg. Bände voller begeisterter Einträge, darunter Anregungen und Hinweise, vor allem sind es aber Sätze, mit denen sich die Besucher bedanken. In den vergangenen 19 Jahren haben sich Hunderte Fans der Radeberger Exportbierbrauerei in die Gästebücher eingetragen.
Auf elf Bände ist die Sammlung mittlerweile angewachsen. Künftig wird der Bestand wohl noch schneller zunehmen. Denn die Brauerei bietet einen zusätzlichen Service an, für Spontane gewissermaßen. „Der beliebte Brauereirundgang inklusive Verkostung von Radeberger Pilsner und Zwickelbier ist jetzt auch ohne langfristige Planungen möglich“, sagt Brauereisprecherin Jana Kreuziger. Ab 1. November wird an jedem Freitag um 18 Uhr und außerdem an jedem ersten Sonnabend im Monat um 16 Uhr eine klassische, gut zweistündige Brauereibesichtigung angeboten. „Eine Reservierung ist dafür nicht notwendig“, sagt sie. Pro Termin können bis zu 30 spontane Gäste dabei sein. „Ein rechtzeitiges Erscheinen ist dabei sicher von Vorteil.“ Die Kosten betragen genau wie bei den bisherigen Rundgängen zwölf Euro pro Person, inklusive eines Einkaufsgutscheins von einem Euro. „Diese Führungen für Kurzentschlossene haben wir nach einer Gästebefragung und nach Gesprächen mit Touristikpartnern ins Leben gerufen. Wir bieten sie zusätzlich zu unseren Rundgängen nach Reservierung an, die ja bekanntlich immer dienstags bis Sonnabends von 10 bis 17.30 Uhr möglich sind“, sagt Jana Kreuziger. Nach ihrem Eindruck entscheiden sich sowohl Übernachtungs- als auch Tagesausflugsgäste heute viel spontaner, wie sie ihren Tag verbringen möchten. „Radeberger, Dresdner oder Touristen, die ihren Wochenendaufenthalt in der Region mit einer spontanen Stippvisite bei Radeberger Pilsner bereichern möchten, haben dazu jetzt Gelegenheit“, sagt sie. – Mit Führungen hat das Unternehmen beste Erfahrungen gemacht. Seit 1999 werden die Rundgänge angeboten. Jedes Jahr lassen sich rund 20 000 Interessenten zeigen, wie ihr Bier gebraut wird.
Vor zwei Jahren hat Radeberger den Rundgang modernisiert. So wurde der Startpunkt im Sudhaus neu gestaltet. Dort ist seitdem ein moderner, interaktiver Zeitstrahl zu sehen, an dem sich die zahlreichen Innovationen der Radeberger Brauer seit dem Gründungsjahr 1872 aufreihen. In der Besuchergalerie können die Interessenten hinter lärmgedämmten Scheiben zusehen, wie die Abfüllanlage arbeitet. Bis zu 50 000 Flaschen werden hier pro Stunde abgefüllt, 120 000 Kisten Radeberger werden täglich deutschlandweit verkauft und aktuell sind enorme vier Millionen Radeberger Kisten unterwegs.
Da die Abfüllanlagen nicht bei jedem der Rundgänge in Betrieb sind – beispielsweise wegen Wartungsarbeiten – können Besucher die Abfüllung auch per Video erleben. Auf dem Rundgang werden auch zahlreiche Daten zur Geschichte und Gegenwart des mittlerweile über 140-jährigen Unternehmens vermittelt. Die Gäste statten auch der Brauwassertheke einen Besuch ab. Hier wird das aus eigenem Brunnen gewonnene Brauwasser sowie die Hefe aus eigener Zucht verkostet. Die Besichtigung endet mit einem Glas frisch gezapften Radeberger Pilsner oder Zwickelbier, also unfiltriertem Radeberger Pilsner.
Offiziell gibt es die touristischen Führungen seit knapp 20 Jahren, die Tradition reicht allerdings viel weiter zurück. Im Sommer 1905 ließ sich der bekennende Fan des Radeberger Pilsners, Sachsenkönig Friedrich August III. durch die Produktionsanlagen führen. Vermutlich musste er sich vorher anmelden. Ab dem 1. November sind Radeberger und ihre Gäste in diesem Punkt besser dran.
Von Thomas Drendel
Foto: © Thorsten Eckert