Leipzig. Der Onlinehändler Otto hat umfassende Sparmaßnahmen angekündigt, die auch Leipzig hart treffen. Noch in diesem Jahr wird der Kundenservice-Standort geschlossen, wie Unternehmenssprecher Ingo Bertram dieser Zeitung sagte. Dieser Schritt hat personelle Einschnitte zur Folge: So entlässt das Unternehmen in Leipzig gut 160 Mitarbeitende.
Die ostdeutsche Metropole trifft es nicht allein: Otto hat eine Schließungswelle für acht der 13 deutschen Kundenservice-Standorte angekündigt. Damit verlieren rund 480 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Job. Zuerst hatte das „Hamburger Abendblatt“ über die bundesweiten Pläne berichtet.
Standort von Otto in Leipzig wird Ende August geschlossen
Laut Sprecher Bertram ist in Leipzig am 31. August Schluss. „Dieses Datum gilt für alle acht Kundenservice-Standorte, die wir schließen müssen“, sagt er. Betroffen sind außerdem die Kundenservice-Standorte in Alzenau, Bad Salzuflen, Bochum, Niederzier, Kassel, Stuttgart und Nürnberg.
Dieses Datum gilt für alle acht Kundenservice-Standorte, die wir schließen müssen. – Ingo Bertram, Unternehmenssprecher bei Otto
Entwarnung gibt es hingegen für die Beschäftigten in weiteren ostdeutschen Städten: So bleiben neben Hamburg die Standorte in Dresden, Magdeburg, Neubrandenburg und Erfurt erhalten. Im Dresdner Kundenservice-Center sind laut Unternehmenssprecher 82 Menschen beschäftigt.
Otto: Wettbewerb hat sich verschärft
Die Einschnitte begründet Otto mit den schwierigen Marktbedingungen. Der Wettbewerb habe sich verschärft, die Konjunktur sei weiterhin schwach, und der telefonische Kundenkontakt verliere an Bedeutung. Wie im Konzern betont wird, ging die Anzahl der Telefonkontakte in den vergangenen fünf Jahren um 30 Prozent zurück. „Die Anzahl telefonischer Bestellungen sank im gleichen Zeitraum sogar um 80 Prozent auf unter ein Prozent aller Bestellungen“, heißt es. Die Strukturen seien daher wirtschaftlich nicht mehr tragfähig.
Den betroffenen Mitarbeitern kündigte Otto Unterstützung an: Ihnen sollen Abfindungen gezahlt oder der Wechsel in eine Transfergesellschaft angeboten werden. Es handelt sich um eine befristete Auffanglösung für Beschäftigte, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind: Die Gesellschaft übernimmt die Arbeitnehmer zunächst, während diese Transferkurzarbeitergeld von der Agentur für Arbeit erhalten. Ziel ist es, die Betroffenen wieder im Arbeitsmarkt unterzubringen.
Die Otto Group mit Sitz in Hamburg ist einer der größten deutschen Onlinehändler – und sieht sich mit großen Herausforderungen konfrontiert. Die hohe Inflation und die Rezession haben die Kauflaune der Deutschen eingetrübt, und zuletzt hat sich der Wettbewerb im E-Commerce durch das aggressive Wachstum der chinesischen Handelsplattformen Temu und Shein weiter verschärft. Im Geschäftsjahr 2023/24 stand für den Konzern unter dem Strich ein Verlust von 426 Millionen Euro.
„Damit wir auch in Zukunft erfolgreich bestehen, wachsen und Innovationen vorantreiben können, müssen wir in den kommenden Jahren finanziell robuster werden, Kosten einsparen und Prozesse optimieren“, heißt es vom Konzern. Demnach sollen 80 Millionen Euro an Kosten eingespart werden.