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Startup bietet Mitfahrgelegenheit für Möbel

Pamyra aus Leipzig hat sich auf den Weg gemacht, mittelständische Speditionen ins Internet zu bringen – zum Nutzen für Kunden und Anbieter.

Lesedauer: 3 Minuten

Als Felix Wiegand und Steven Qual vor ein paar Wochen ihr Start-up-Büro eingerichtet haben, konnten sie zum ersten Mal auch ihr eigenes Onlineprodukt nutzen. Irgendwie mussten die neuen Sofas ins Kreativ- und Gründerzentrum im früheren Leipziger Tapetenwerk kommen – sie brauchten einen Laster. Also gaben sie die Adressdaten auf ihrer Webseite Pamyra ein und fanden schnell eine günstige Spedition. „Hat super geklappt“, sagt Felix Wiegand, 32, Informatiker, und grinst.

Das Portal Pamyra ist so etwas wie eine Mitfahrgelegenheit für Stückgut-Frachten: Wer bisher eine Spedition brauchte, aber angesichts von schwer kalkulierbaren Angeboten, unüberschaubaren Preisen und endlosen Telefonaten in eine Sackgasse geriet, kann nun mit drei Klicks bei Pamyra einen Ausweg finden: Nach der Eingabe von Start- und Zielort und einem Hinweis zum Frachtumfang wird sofort eine Liste von Transportpreisen angezeigt. Beispiel: Eine Europalette von Dresden nach Berlin: Ab 70 Euro. Wenn das Angebot passt, kann sofort gebucht werden. „Mit unserer Plattform schaffen wir Transparenz auf dem Markt“, sagt Co-Gründer Steven Qual. „Wir sind eine neue Schnittstelle zwischen Versendern von sperrigen Gütern und Transportunternehmen.“ Die Preise seien zudem oft günstiger als bei Angebotsabfragen per Telefon – denn für Anbieter wie für Nutzer fällt einiger Arbeitsaufwand weg.

Seit anderthalb Jahren ist Pamyra jetzt online, und die Klickzahlen gehen seit dem Start steil nach oben: Inzwischen kommen täglich 1500 Nutzer auf die Webseite und starten rund 30 000 Vergleiche im Monat, erzählt Wiegand mit einem kurzen Blick in die Datenbank. Die Zahl der bestehenden Kunden sei bereits auf etwa 6000 gestiegen. Das digitale Logistikangebot hat offenbar einen Nerv getroffen und sich inzwischen auch in der Branche einen Namen als Preisvergleichs-Plattform gemacht. Mehr als 200 Speditionen hätten sich inzwischen Pamyra angeschlossen, sagt Wiegand. Die Idee habe die alte Speditionswelt aufgebrochen und einen neuen Vertriebskanal eröffnet. Nutzer sind dabei keineswegs nur Privatleute, sondern vor allem Unternehmen. Bei erfolgreicher Vermittlung verdient Pamyra dabei durch eine Provision mit.

Mit der Nachfrage wächst auch Pamyra selbst. Als die beiden Thüringer Ende 2017 nach Leipzig kamen, hatten sie nicht mal ein Büro, sondern zogen in einen offenen Co-Working-Raum. Der quirlige Software- und Projektentwickler Wiegand hatte von seinem Schwiegervater, ein Niederlassungsleiter einer Spedition, die Branche kennengelernt und bald eigene Ideen entwickelt. Sein langjähriger Kumpan Steven Qual, der Mann für Grafik und Marketing, ging den Weg mit. Inzwischen gehören 16 Leute zum Team. Und auch Investoren sind optimistisch. In einer neuen Finanzierungsrunde sammelten die Gründer jetzt mehr als eine Million Euro ein, unter anderem vom Technologiegründerfonds Sachsen, drei privaten Business Angels und dem Beteiligungsmanagement Thüringen bm-t. Das europäische Unternehmen InnoEnergy erhöhte zudem seine Kapitaleinlage – und musste einen seiner Mitarbeiter ziehen lassen: Lasse Land wechselte zum Start-up nach Leipzig und steuert jetzt als Finanzexperte die Geschäfte von Pamyra mit.

Die neuen Investments sollen es dem Startup ermöglichen, seine Technologien weiter zu entwickeln. „Bisher bekommt eine mittelständische Spedition jeden Tag 30 bis 50 Preisanfragen, die sie oft gar nicht alle beantworten kann. Wir entwickeln dafür Software-Lösungen, um sie direkt an unsere Plattform anzuschließen und ihnen neue Umsätze zu ermöglichen“, so Wiegand. Für Online-Shops wollen die Entwickler zudem simple Anwendungen aufbauen, mit denen ein Kunde automatisch erfährt, was der Transport seiner Ware kosten wird.

Die Logistik sei zwar eine der größten Branche in Deutschland – habe aber bei der Digitalisierung noch einen langen Weg aufzuholen, sagt Wiegand. „Für Start-ups wie uns ist da noch einiges Potential.“ Allerdings ist Pamyra nicht allein auf dem umkämpften Markt unterwegs. Auch andere Logistikportale und Online-Speditionen wie Shiply, Saloodo und Instafreigth konkurrieren ums wachsende Frachtgeschäft. „Aber wir bieten als einzige einen unabhängigen Preisvergleich an“, sagt der Leipziger Gründer. „Da holt uns so schnell keiner ein.“

 

Von Sven Heitkamp

Foto: © Thomas Kretschel
 

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