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Sparkasse im Kreis Görlitz: Eine sichere Bank seit 200 Jahren

Die Wurzeln der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien reichen weit zurück. Doch auch die Gegenwart macht sie zu einer besonderen in Ostdeutschland.

Lesedauer: 5 Minuten

Sebastian Beutler

Görlitz/Zittau. Vor 100 Jahren trafen sich zum Sparkassenjubiläum schon einmal Ehrengäste im Zittauer Theater. Sie hörten Musik, die bis auf die Leonoren-Ouvertüre Beethovens längst vergessen ist. Es lag also nahe, dass die Sparkasse auch an diesem 28. März ins Zittauer Theater einlud, um die Eröffnung der Sparkasse Zittau vor 200 Jahren zu feiern. Auch wenn es jetzt nicht mehr die Zittauer Sparkasse ist, sondern die des gesamten Kreises Görlitz und auf den Namen „Oberlausitz/Niederschlesien“ hört, aber immerhin hat die auch weiterhin ihren Sitz in Zittau. Allerdings stand das Theater vor 100 Jahren noch an einem anderen Ort in Zittau, das heutige gibt es erst seit 1936. Insofern erlebte es am Freitag doch eine Premiere.

Im Zittauer Theater kamen viele Vertreter aus Gesellschaft und Wirtschaft zusammen, um der Sparkasse zum Geburtstag zu gratulieren.
Im Zittauer Theater kamen viele Vertreter aus Gesellschaft und Wirtschaft zusammen, um der Sparkasse zum Geburtstag zu gratulieren.
Quelle: Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Eine Premiere war es sicher auch, dass die beiden Sparkassenvorstände Grit Fugmann und Mario Häser selbst historische Pellerine und Mantel überwarfen sowie einen hohen Zylinder aufsetzten und zusammen mit weiteren Sparkassen-Mitarbeitern auf der Theaterbühne die Gründung der Sparkasse spielten. Eine Szene, die Schauspieldirektor Ingo Putz ihnen auf den Leib geschrieben hatte. Bis hin zu dem Moment, als Kaufmannstochter Therese Heuser eben an jenem 28. März 1825, um 14 Uhr, die ersten fünf Taler einzahlte. Dank des überlieferten ersten Kassenbuches wissen wir noch heute davon, das Bankgeheimnis gilt für sie schon lange nicht mehr.

Die Sparkassenvorstände Mario Häser (2. stehend von li.) und Grit Fugmann (mit dem Rücken nach vorn) spielten die Gründung ihrer Sparkasse selbst auf der Bühne des Theaters.
Die Sparkassenvorstände Mario Häser (2. stehend von li.) und Grit Fugmann (mit dem Rücken nach vorn) spielten die Gründung ihrer Sparkasse selbst auf der Bühne des Theaters.
Quelle: Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Zittau gebührt der Rang, erste kommunale Sparkasse in Sachsen gewesen zu sein. Sparkassen entstanden seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Deutschland. Und sie richteten sich, so ist es auch in den Zittauer Gründungspapieren zu lesen, vor allem an den „Normalbürger“: Dienstboten, Handwerker, die zahlreicher werdenden Arbeiter. Ludger Weskamp, der geschäftsführende Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes, erinnerte daran. „Sie sollten Geld anlegen und Kredite aufnehmen können, Sicherheit haben“, sagte er. Das bisherige Bankwesen leistete das nicht für diese potenziellen Kunden. Und so sind die Sparkassen auch mit dem wirtschaftlichen Aufschwung ab Mitte des 19. Jahrhunderts verbunden.

Sparkassenvorstand Mario Häser in der Rolle von Zittaus Bürgermeister Karl Traugott Weise, der die Gründung der Sparkasse in seiner Stadt 1823 anstieß.
Sparkassenvorstand Mario Häser in der Rolle von Zittaus Bürgermeister Karl Traugott Weise, der die Gründung der Sparkasse in seiner Stadt 1823 anstieß.
Quelle: Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Doch dass die Sparkassen damals aus dem Boden wie Pilze sprießten, hat freilich auch etwas mit den politischen Umständen zu tun, ohne die wirtschaftliche Freiheiten nicht denkbar sind. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die kommunale Selbstverwaltung eingeführt. Für Weskamp ist das Wesen dieser Entwicklung auch das Band, das bis heute Kommunen und Sparkassen verbindet: „Die Menschen entscheiden vor Ort.“

Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien hat viele Wurzeln

Das war nicht nur in der sächsischen Oberlausitz so, sondern auch in der preußischen. Seit dem Wiener Kongress war die Oberlausitz geteilt. Doch zumindest im Sparkassenwesen war es eben nicht so, wie Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker in seiner Ansprache vermutete, dass man es seitdem mit Niederschlesien zu tun habe. Stattdessen gründeten die Landstände 1830 die Oberlausitzer Provinzialsparkasse in Görlitz, eine Sparkasse für die gesamte preußische Oberlausitz von Lauban bis Hoyerswerda, die bis 1938 bestand, und deutlich früher vor den Sparkassen in Görlitz (1850) und in Weißwasser (1913) und Niesky (1924) gegründet wurde.

Sich der Wurzeln zu versichern, kann auch im 200. Jahr des Bestehens also nicht verkehrt sein. Und so hat der eigens eingerichtete Festausschuss des Geldhauses auch eine Ausstellung in der Zittauer Sparkasse vorbereitet, die seit Freitag gezeigt wird. Am 1. April folgen weitere Ausstellungen in Löbau und Weißwasser.

Die Sparkassen-Vorstände Mario Häser und Grit Fuhrmann in der Ausstellung "Geldgeschichten" in der Zittauer Sparkasse.
Die Sparkassen-Vorstände Mario Häser und Grit Fuhrmann in der Ausstellung „Geldgeschichten“ in der Zittauer Sparkasse.
Quelle: Sparkasse Oberlausitz/Niederschlesien

Heute ist die Sparkasse mit einer Bilanzsumme von rund 4,5 Milliarden Euro, einem Jahresüberschuss von rund 5 Millionen Euro und 440 Mitarbeitern das größte Geldinstitut im Kreis. Seit der Fusion der Kreissparkasse Löbau-Zittau und der Niederschlesischen Sparkasse 2005 zur Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien haben sich die Bilanzsumme und die Kundeneinlagen fast verdoppelt, der Kreditbestand wuchs um 50 Prozent, die Zahl der Filialen halbierte sich und die Zahl der Mitarbeiter ebenso. Das spiegelt die Zeitläufte und Veränderungen der Branche ganz gut wider.

Sicher, ertragsstark und großer Steuerzahler

Für Weskamp ist die Sparkasse trotz des wirtschaftlich schwierigen Umfeldes im Kreis Görlitz eine besondere unter allen ostdeutschen: Sie zähle zu den ertragsstärksten und sichersten Sparkassen und gehöre zu den größten Steuerzahlern mit 23 Millionen Euro zuletzt. Angesichts der Filial- und Gebührendebatten schätzte aber auch Landrat Stephan Meyer ein, dass von der Sparkasse „mehr erwartet werde als von großen deutschen Geschäftsbanken“.

So konnte Vorstandsvorsitzende Grit Fugmann in ihrer Festrede die Gründungswerte der Sparkassen in die heutige Zeit übersetzen: Erfolg, Fairness, Freude, Kundennähe, Offenheit, Regionalität, Unterstützung, Wertschätzung, Achtung und Respekt zählten. Zugleich machte sie mit Zahlen deutlich, was das konkret heißt: 1,6 Millionen Spenden und Sponsoring im Jahr, weitere Gelder für Projekte aus der PS-Lotterie und der Ostdeutschen Sparkassenstiftung; gemeinsame Baumpflanz-Aktionen im Kreis, Chancen für zehn bis zwölf Azubis und BA-Studenten in jedem Jahr; ein attraktiver Arbeitgeber; 20.000 Euro für nachhaltigen Vorhaben von 27 Vereinen im Jubiläumsjahr. Und sie hätte auch noch die jährlichen Ausschüttungen an ihre „Eigentümer“ Kreis und Stadt Görlitz sowie die Darlehen an Unternehmen, Hausbesitzer oder Kommunen, die digitalen Angebote und die Produkte von Versicherungen, Bausparern oder Leasing-Partnern nennen können. Kultusminister Conrad Clemens wertete dieses Engagement mit dem Ausspruch, die „Sparkasse habe das Herz am rechten Fleck“.

Weitere Feiern für Kunden schon im April

Die Sparkasse feiert ihr Jubiläum das ganze Jahr – und zwar für alle. Schon am 1. April sind alle Kunden in den Beratungscentern zu Kaffee, Kuchen und kleinen Überraschungen eingeladen. Und am 11. April wird der Messe- & Veranstaltungspark in Löbau ab 17 Uhr zum Schauplatz einer Show mit der „Steffen-Peschel-Band“, der Görlitzer Skaband „Yellow Cap“ und dem Löbauer DJ-Duo „Kyau & Albert“. Dazu sind alle Kunden der Sparkasse eingeladen.

So widerspiegelt sich im Jubiläumsprogramm des Kreditinstitutes immer noch, was seit 200 Jahren gilt und vor 25 Jahren der damalige Zittauer Sparkassen-Chef Andreas Manschott bereits gesagt hatte: Zur Identität der Bürger gehört auch Heimat, Geborgenheit im Freundeskreis und persönliche Kontakte im öffentlichen Leben als Gegenpol zu Globalisierung, Gigantomanie und Anonymität.

Hinweis:Kostenfreie Tickets für den 11. April sind online per Ticketshop unter http://s.de/2u6a erhältlich.

SZ

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