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Tarifabschluss bei Globalfoundries: So profitieren die Beschäftigten in Dresden

Der Dresdner Chiphersteller bietet mehr Urlaub und Lohnsteigerungen. Die Nachbarfabriken der Halbleiterindustrie müssen dagegen auf Tarifverträge verzichten.

Lesedauer: 2 Minuten

Luisa Zenker

Dresden. Der neue Tarifabschluss steht nach langen Verhandlungen: Die Angestellten von Global Foundries in Dresden erhalten in zwei Schritten 5,5 Prozent mehr Gehalt bis 2026. Mitglieder der Industriegewerkschaft IGBCE bekommen zudem einen freiwilligen Urlaubstag ab 2025 mehr.

Davon profitieren nicht nur Techniker, sondern auch erstmalig die Berufsfeuerwehr, Einstiegsingenieure und die Azubis. 2000 von 2.800 Beschäftigten werden künftig nach Tarif bezahlt. Der neue Azubivertrag bringt nicht nur 100 Euro mehr in zwei Stufen, sondern eine garantierte Übernahme für mindestens 12 Monate, ein kostenloses Deutschlandticket und ein Tablet, teilt die IGBCE mit.

Globalfoundries: Ab Juli 4.000 Euro für technischen Facharbeiter

Die Industriegewerkschaft hält das für eine „große Errungenschaft“, auch weil für die Tarifbeschäftigten alle zwei Jahre das Einkommen automatisch steigt. Nach zehn Jahren ist die höchste Stufe erreicht. Die Einkommen sind außerdem nach Entgeltgruppen unterteilt, je nach Kenntnissen und Fähigkeiten der Angestellten.

Ein Beispiel: Ein technischer Facharbeiter mit dreijähriger Ausbildung und zehn Jahren Betriebszugehörigkeit hat laut Tabelle bei Globalfoundries Anspruch auf rund 3.900 Euro im Monat. Ab Juli steigt es auf 4.000 Euro und ab April 2026 auf 4.120 Euro, erklärt Philipp Zirzow, Bezirksleiter Dresden-Chemnitz IGBCE.

Vor ein paar Jahren zahlte Globalfoundries Dresden Prämien an Streikbrecher

Es ist erst wenige Jahre her, da wollte der in Dresden produzierende Chiphersteller Globalfoundries Tarifverträge mit aller Macht verhindern. Die Konzernleitung in den USA lehnte Tarifverhandlungen mit Gewerkschaften aus Prinzip ab. Bei einem Warnstreik in Dresden boten die Manager Streikbrecherprämien für Beschäftigte, wenn sie trotz Streik zur Arbeit kamen.

Das hat sich 2023 geändert, auch weil die Chemiegewerkschaft IGBCE hartnäckig blieb und Flugblätter vor dem Werkstor verteilte. Vor drei Jahren hat Globalfoundries einen Haustarifvertrag mit der IGBCE erstmalig unterschrieben.

Seitdem gibt es ein tarifliches, transparentes und gerechtes Vergütungssystem, reduzierte Arbeitszeiten von 36,11 Stunden, Nacht- und Wochenendzuschläge, zusätzlichen Urlaub für Schichtarbeiter und ein 13. Monatsgehalt. Der Geschäftsführer Manfred Horstmann von Global Foundries Dresden erklärt: „Der Abschluss zeigt, dass auch Unternehmen, die im intensiven Wettbewerb stehen, Sozialpartnerschaften zum Vorteil aller gestalten können.“

Infineon weiterhin ohne Tarifbindung

Für Globalfoundries bietet dies durchaus einen Vorteil im Wettkampf um die klügsten Köpfe. So besteht beim Nachbarn Infineon kein Tarifvertrag für den Standort Dresden. Die IGBCE konnte jedoch bereits Tarif-Standards für das Halbleiterunternehmen X-Fab im Silicon Saxony, sowie für den Wafer-Produzenten Siltronic in Freiberg schaffen.

Die Gewerkschaft IG Metall will einen Tarifvertrag für Infineon am Dresdner Standort durchsetzen, doch das Unternehmen schweigt.

Dabei ist es an anderen deutschen Standorten tarifgebunden. Mit dem Halbleiterunternehmen Bosch verhandle man zurzeit, heißt es von Stefan Ehly, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Dresden.

SZ

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