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Teilzeit ein Fehler? Eigene Beamte widersprechen Kretschmer

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sieht in der hohen Teilzeitquote eine Gefahr für den Wohlstand. Er fordert eine Beschränkung der Regeln. Das würde nicht viel bringen, glaubt der Beamtenbund.

Lesedauer: 2 Minuten

Man sieht Michael Kretzschmer.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer fordert eine Beschränkung von Teilzeit-Ansprüchen. Foto:dpa © dpa

Von Nora Miethke

Die eigenen Beamten sehen es anders. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hatte in einem Interview mit dem Handelsblatt das Recht auf Teilzeit als Fehler bezeichnet und eine 40-Stunden-Woche für alle gefordert. Der Sächsische Beamtenbund (SBB) bezweifelt, dass dies den Fachkräftemangel beseitigen kann.

„Schaut man sich im öffentlichen Dienst des Freistaates Sachsen die Zahlen zur Teilzeitbeschäftigung mal etwas genauer an, wird schnell klar, dass dies ein Trugschluss ist!“, hieß es am Montag in einer schriftlichen Reaktion auf das Interview. Es gebe drei große Gruppen, die „aus gutem Grund“ Teilzeit arbeiten würden: Entweder weil sie Kinder unter 18 Jahren oder pflegebedürftige Angehörige zu betreuen haben oder krankheitsbedingt weniger arbeiten wollen und können. Diese Arbeitnehmer zur Vollzeit zu drängen, „birgt das eindeutige Risiko, dass sie ganz ausfallen“, so der SBB.

Was bleibe, sei eine niedrige Prozentzahl von Arbeitnehmern in Teilzeit mit anderen Gründen. „Dieser kleine Teil könnte bei Nichtgewährung der Teilzeit sicherlich nicht dazu beitragen, den Arbeitskräftemangel zu beheben“, heißt es. Die entscheidende Frage sei doch, warum Arbeitnehmer freiwillig auf Geld verzichten? Die wenigsten würden dies tun, damit die „Work-Life-Balance“ stimmt.

Anstatt die Axt an die wohl berechtigten Gründe für Teilzeit zu legen, „sollte man seitens verantwortlicher Politiker lieber über flexible Arbeitszeitkonten, Home Office, Gleitzeit mit Funktionszeit und ähnlichen nachdenken“, fordert der Beamtenbund in ungewohnt deutlicher Kritik. Um neue Fachkräfte zu gewinnen und zu halten muss man Arbeitsbedingungen verbessern, nicht verschlechtern. In Richtung Kretschmer spricht der SBB Beamtenbund und die Tarifunion Sachsen die Einladung aus, man sei gern bereit über die „Rahmenbedingungen in konstruktive Gespräche“ einzutreten.

Kretschmer hatte im Handelsblatt-Interview gesagt: „Wir können nicht mehr Geld ausgeben, als wir haben. So eine Politik führt in den Staatsbankrott. Wir müssen dafür sorgen, dass wir mit Wachstum und Vollbeschäftigung – das bedeutet für mich die 40-Stunden-Woche für alle – aus der Krise kommen. Dann geht es relativ schnell.“

Seit 2001 existiert in Deutschland ein Recht auf Teilzeitarbeit, das von der damaligen rot-grünen Bundesregierung eingeführt worden war. Der CDU-Politiker sieht das rückwirkend als Fehler. Kretschmer: „Es war ein Fehler, dass wir Möglichkeiten wie die Teilzeit von der Ausnahme zur rechtlich abgesicherten Regel erklärt haben. Teilzeit ist die Ausnahme, nicht die Regel. Nur so ist der Wohlstand Deutschlands zu erhalten. Und dieser besteht in sehr elementaren Gütern: dem kostenlosen Studium, dem hohen Maß an innerer Sicherheit, Rentenversicherung, Krankenversicherung und Pflegeversicherung.“

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