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Tourismus: Mehr ausländische Gäste besuchen Sachsen

Anhören Die Tourismusbranche rechnet in diesem Jahr wieder mit etwa 20 Millionen Übernachtungen. Besonders bei den ausländischen Touristen gibt es Zuwächse - dank Fußball-EM, Konzerten und Kulturhighlights.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht einen Lift.

Dresden. Der sächsische Tourismus kann für das Jahr 2024 eine positive Bilanz ziehen. Nach Daten des Statistischen Landesamtes wurden bis Oktober sieben Millionen Gäste gezählt, die 17 Millionen Übernachtungen buchten. Das ist ein Zuwachs von 2,5 Prozent bei den Ankünften im Vergleich zum Vorjahr. Die Statistik bezieht sich auf Hotels und Pensionen mit mehr als zehn Betten. Die Branche rechnet in diesem Jahr mit einem Bruttoumsatz von etwa 9,49 Milliarden Euro – das wären 200 Millionen Euro mehr als im vergangenen Jahr.

Damit wäre 2024 das drittstärkste Jahr für den sächsischen Tourismus, sagte Stephan Meyer (CDU), der Präsident des Landestourismusverbandes und Görlitzer Landrat. Durch einen starken November und Dezember könnte die Zahl der Übernachtungen bis Jahresende sogar noch auf etwa 20 Millionen steigen. Die Zahl der Vorbuchungen in den Weihnachtshotspots Erzgebirge und Dresden stimme optimistisch, sagte Verbandsdirektorin Andrea Kis.

Städtetourismus zieht wieder an

Die Großstädte Dresden und Leipzig zählen wieder mehr Besucher. In Leipzig überstieg die Zahl der Ankünfte und der Übernachtungen in diesem Jahr das Niveau von 2019. Besonders die Fußball-Europameisterschaft im Frühjahr und viele gut besuchte Konzerte lockten Touristen in die Messestadt. Bis Oktober wurden 3,2 Millionen Übernachtungen registriert. Im kommenden Jahr könnten sogar vier Millionen Übernachtungen erreicht werden, sagte Volker Brenner von der Leipziger Tourismus und Marketing GmbH. „Mit Internationen Deutschen Turnfest 2025, vielen weiteren Großveranstaltungen sowie internationalen Kongressen und Tagungen sind wir zuversichtlich, die Schallmauer zu knacken.“

In Dresden verzeichnete die Ausstellung zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich „Wo alles begann“ in den staatlichen Kunstsammlungen einen Besucherrekord – etwa 220.000 Gäste werden prognostiziert. Die großen Konzerte, etwa von Rammstein und ACDC, zogen ebenfalls Tausende Besucher in die Landeshauptstadt.

Das Caspar-David-Friedrich-Jubiläum bescherte auch den Regionen große Aufmerksamkeit. So konnte sowohl die Sächsische Schweiz als auch das Zittauer Gebirge von zusätzlichen Besuchern profitieren.

Die Zahlen von Chemnitz liegen bisher noch unter denen des Vorjahres – bei den Ankünften sind es -2,7 Prozent. Im kommenden Jahr soll der Titel Kulturhauptstadt 2025 dann Touristen anziehen. Die Tourismusbranche rechnet mit bis zu zwei Millionen Tages- und Übernachtungsgästen.

Tagestourismus schwächelt

Der für Sachsens Tourismus so wichtige Tagestourismus schwächelt. Die Zurückhaltung bei Ausflügen und Geschäftsreisen war vom Jahresanfang bis in den Sommer zu spüren. Nur im August gab es einen leichten Anstieg bei den Zahlen. Ein Grund dafür ist das Wetter: In Sachsen herrschte ein kühler und nasser Frühsommer, dazu kam die Hochwassersituation. Aber auch Inflation und Preisentwicklung wirken sich negative auf das Konsumverhalten aus, sagte Andrea Kis. „Das ist insgesamt keine gute Entwicklung.“

Verbandspräsident Meyer forderte, die Mehrwertsteuer in der Gastronomie wieder zu reduzieren. Zum Jahresanfang ist der wegen der Pandemie reduzierte Steuersatz von sieben Prozent ausgelaufen, seitdem sind wieder 19 Prozent fällig. Hier müsse der Bund handeln, so Meyer.

Mehr Gäste aus Polen, Tschechien und den Niederlanden

Die steigende Zahl der Touristen aus dem Ausland seien der Wachstumstreiber für die Branche, sagte Veronika Hiebl, Geschäftsführerin der Tourismus Marketing Gesellschaft. Bis Oktober konnten knapp 817.000 Ankünfte und rund 1,9 Millionen Übernachtungen ausländischer Gäste verzeichnet werden – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein Zuwachs von neun Prozent bei den Übernachtungen. Bei den Ankünften sind es 8,5 Prozent.

Besonders bei Touristen aus Polen, den Niederlanden, Tschechien sowie Österreich und der Schweiz konnte Sachsen zulegen. Die Niederländer besuchten vor allem Leipzig – wegen der EM-Spiele der Nationalmannschaft im Leipziger Stadion. Das gilt auch für Gäste aus Kroatien.

„Ebenso erfolgreich fällt die Entwicklung bei Gästen aus den USA mit 15,2 Prozent mehr Gästen und 16,1 Prozent mehr Übernachtungen aus“, sagte Hiebl. Die Übernachtungen deutscher Sachsen-Touristen lägen dagegen leicht unter dem Vorjahreswert (minus 0,4 Prozent). Die Zahl der Gäste aus dem Vereinigten Königreich ist ebenfalls leicht rückläufig.

Finanzielle Unterstützung nötig

Die Branche stehe weiterhin vor zahlreichen Herausforderungen, sagte Stephan Meyer. „Fachkräftemangel, steigende Kosten und strukturelle Veränderungen erfordern entschlossenes Handeln und Unterstützung aus der Landesregierung.“ So sollte das Budget für die Tourismusbranche trotz der angespannten Haushaltslage auf dem jetzigen Niveau erhalten bleiben. Derzeit erhält Sachsens Tourismus 17 Millionen Euro pro Jahr. Dazu kommen sieben Millionen Euro für die Förderung von Projekten für Ganztagestourismus.

Der Freistaat müsse außerdem über die Förderung von Betriebsübernahmen im ländlichen Raum sowie Investitionen in die Infrastruktur nachdenken, sagte Meyer. In den kommenden zehn Jahren sei bei einem Viertel der Unternehmen die Nachfolge zu regeln, elf Prozent würden den Betrieb einstellen wollen.

Auch Sachsens Tourismusministerin Barbara Klepsch (CDU) hält eine weitere staatliche Unterstützung der Branche für erforderlich. Die Haushaltspolitik der kommenden Jahre müsse – bei allen Schwierigkeiten – auch die weitere Entwicklung von Tourismus ermöglichen, sagte Klepsch. Themenschwerpunkte seien die Weiterentwicklung des Ganzjahres- und Wandertourismus und die Stärkung der Kur- und Erholungsorte.

SZ

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