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Trotz Insolvenz: Hoffnung für Lommatzscher Landmaschinenhersteller

Das Unternehmen Lomma in Lommatzsch hat bereits turbulente Jahre hinter sich. Nun beginnt erneut ein Insolvenzverfahren: Es ist bereits das vierte.

Lesedauer: 2 Minuten

Man sieht einen Schweißer.
Ein Schweißer arbeitet beim Landmaschinenhersteller Lomma Sachsen. Das Unternehmen steht bereits vor seiner vierten Insolvenz. © Claudia Hübschmann

Von Ulrich Wolf & Ulf Mallek & Stefan Lehmann

Lommatzsch/Dresden. Die vorläufige Insolvenzverwalterin des Landmaschinenherstellers Lomma Sachsen GmbH sieht gute Chancen für den Erhalt der Firma. Die Kanzlei der Wirtschaftsjuristin Bettina Breitenbücher teilte am Donnerstag in Dresden auf Anfrage von Sächsische.de mit, zwar sei für genauere Angaben noch zu früh, aber generell stehe das Unternehmen recht gut da. Die Zusammenarbeit mit dem Eigentümer laufe gut, sodass man „hoffnungsvoll in die Zukunft“ blicke.

Das Amtsgericht Dresden hatte am Dienstag über das Vermögen der Lomma mit Sitz in Lommatzsch im Landkreis Meißen ein vorläufiges Insolvenzverfahren eröffnet. Es setzte Breitenbücher vorerst als Verwalterin ein. Sie überwacht fortan die Buchführung des Unternehmens und ist auch Chefin der rund 80 Beschäftigten.

Lomma hat zuletzt im März 2023 einen Jahresabschluss veröffentlicht. Dieser bezieht sich auf das Geschäftsjahr 2021. Darin wird der Bilanzverlust auf gut 1,5 Millionen Euro beziffert. Die Lücke zwischen Schulden und Vermögen belief sich auf gut 840.000 Euro, im Wirtschaftsdeutsch ist von einem „nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag“ die Rede. Zudem war 2021 ein Nettoverlust von gut 930.000 Euro entstanden. Geschäftsführer Jan Lindenau schrieb dazu, das sei „im Wesentlichen auf die Stornierungen und Verschiebungen von Aufträgen in der Corona-Pandemie und die Steigerung der Materialpreise zurückzuführen“.

Es ist bereits das vierte Insolvenzverfahren für das Unternehmen in Lommatzsch. Zu DDR-Zeiten war der Betrieb Teil des Kombinats Fortschritt in Neustadt, baute Fahrzeuganhänger für die Landwirtschaft und technische Ausrüstung für Kläranlagen. Anfang der 2000er-Jahre war die Firma erstmals in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten.

Sogar ein ehemaliger Bundeskanzler war zu Besuch

Der Unternehmer Martin Spieß kaufte Lomma 2006 – und machte Schlagzeilen. Nicht nur, weil er Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder zum Besuch nach Lommatzsch lotste, er häufte beim Landmaschinenbauer auch Schulden in Höhe von zehn Millionen Euro an. 2010 ging es in die Insolvenz, 2013 dann noch einmal. Spieß geriet danach mehrfach ins Visier der Justiz. Das Amtsgericht Dresden verurteilte ihn 2016 zu einer Bewährungsstrafe wegen vorsätzlicher Insolvenzverschleppung, Bankrotts in 195 Fällen sowie Insolvenzverschleppung und Bankrotts in 26 Fällen. Ein Jahr später stand Spieß erneut vor Gericht: diesmal wegen schweren Raubes.

Für das Unternehmen ging es nach der Spieß-Zeit vor allem darum, seinen Ruf bei den eigenen Kunden zu sichern. Der inzwischen 70 Jahre alte Unternehmer Marc von Goey aus Belgien kaufte den Betrieb, seine Führungskräfte vor Ort sprachen von „ideologischen Altlasten“. Trotzdem wurde die Lomma Sachsen GmbH neu gegründet, der 37-jährige Lindenau aus Dresden 2021 zum Geschäftsführer berufen. Unter seiner Leitung war der Umsatz zuletzt auf geschätzt rund zehn Millionen Euro gestiegen.

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