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Tschechiens erster Wasser-Sommelier will mit Sirup den deutschen Markt erobern

Säfte der Isergebirgsfirma Kitl sind auch auf dem deutschen Markt erfolgreich. Innerhalb von zwei Jahren hat sich der Umsatz verdoppelt, sagt der Inhaber.

Lesedauer: 3 Minuten

Ein Mann hält zwei Glasflaschen hoch.
Jan Vokurka betreibt die Kelterei in Jablonec. Sein neues Ziel: der deutsche Markt. © Archiv Kitl

Von Petra Laurin

In Olbersdorf, Eibau oder Dresden – entlang der Grenze zu Tschechien – hat die Firma Kitl aus Jablonec inzwischen bereits zwei Dutzend deutsche Stammkunden. Große Handelsketten wie Edeka, aber auch kleine Biogeschäfte, Gaststätten oder Apotheken gehören zu den Abnehmern der Mosterei. „Vor zwei Jahren haben wir deutsche Etiketten gemacht und seither hat sich unser Umsatz hier verdoppelt“, sagt Inhaber Jan Vokurka. „Das freut mich sehr, denn der deutsche Kunde ist sehr anspruchsvoll.“

Insgesamt nehmen die Deutschen bis zu 1.000 Flaschen Sirup pro Monat ab, berichtet Vokurka. „Das Interesse nimmt bei jeder Lieferung zu und die Resonanz ist sehr erfreulich“, sagt der Hersteller des Isergebirgssirups. Seit kurzem ist er Mitglied des Sächsischen Handelsverbandes und nun sucht er einen Handelsvertreter für Sachsen. Vokurka meint es ernst mit dem deutschen Markt.

Gleichzeitig bestätigt Vokurka, dass man Geschäfte in der Tschechischen Republik und in Deutschland nicht nach gleichem Muster führen kann. „Die Deutschen kommunizieren ganz anders. Sie halten an Traditionen fest und bevorzugen einen persönlichen Brief per Post gegenüber einer Mail. Bei uns ist es umgekehrt. Einen Brief schreibt niemand mehr“, erklärt er. Was er an den deutschen Nachbarn schätzt, sind Zuverlässigkeit und gegenseitiges Vertrauen. „Wir sprechen viel mit deutschen Kunden und sind neuen Anforderungen gegenüber offen. Wir lassen uns inspirieren und versuchen, uns anzupassen“, erklärt der tschechische Unternehmer seine Strategie.

Ingwer-Sirup bei Deutschen am beliebtesten

Die modernen Maschinen stammen aus Deutschland. Vier Millionen Euro investierte das Unternehmen in die neue Technik.© Archiv Kitl

Die Firma Kitl wurde 2007 gegründet. Sie produziert derzeit 14 Sirup-Sorten in Bio-Qualität. Die Deutschen kaufen am häufigsten den mit Ingwergeschmack aus frischen Bioprodukten. „Der Ingwer kommt aus Peru, wir kaufen ihn bei einem deutschen Partner in Erfurt, die Ware holen wir in Dresden ab“, berichtet der Chef. Obst für Säfte wird bei Kitl gepresst oder ausgelaugt – weder Zucker noch Konservierungsstoffe finden Verwendung. In der Tschechischen Republik und der Slowakei verkauft Kitl seine Produkte sogar an McDonald’s-Restaurants. „Wir haben drei Jahre gebraucht, um alle Regeln der Fast-Food-Kette zu erfüllen, es hat uns aber qualitativ einen großen Vorsprung gebracht“, erinnert sich Vokurka.

Zu Beginn seiner Karriere war Jan Vokurka erfolgreichster Nachwuchsmanager Tschechiens. Er vertrat die Firma Nestlé – vor ihm lag eine glänzende Laufbahn. Vor 17 Jahren stieg er allerdings aus und steckte seinen ganzen Elan in die Erneuerung einer beinahe vergessenen Tradition. Es ging um den Wunderdoktor und Naturheiler Johann Josef Antonius Eleazar Kittel, der auch als „Faust des Isergebirges“ bekannt ist. Er begann einst mit der Produktion von medizinischem Wein und Säften.

Vor einigen Jahren kaufte Vokurka das heruntergekommene Sauerbrunnen-Fabrikgelände an der Straßenbahnstrecke zwischen Liberec (Reichenberg) und Jablonec nad Nisou (Gablonz) und ließ dort die Produktion wieder aufleben. Nun liefert er auch „Maffersdorfer Sauerbrunn“ – ein besonders gesundes Tafelwasser, das 1862 vom Sudetendeutschen Karl Skollaude entdeckt wurde. Es gibt drei Sorten: reines Mineralwasser und solches mit Orangen- und mit Zitronengeschmack. „Unsere Herausforderung war, das qualitativ hochwertigste Mineralwasser in Tschechien zu erzeugen“, sagt Vokurka, der 2021 als erster tschechischer Wasser-Sommelier anerkannt wurde.

Ausgezeichneter Unternehmer

In die neue Technik für seinen Betrieb investierte er rund vier Millionen Euro. „Die ganze Förder- und Abfülltechnik aus Edelstahl stammt aus Deutschland“, merkt Vokurka an. „Bei der Qualität wollen wir nicht sparen.“ Aus dem gleichen Grund, und auch mit Rücksicht auf die Umwelt, werden alle seine Produkte nur in Glasflaschen abgefüllt.

Jan Vokurka wurde 2020 als Unternehmer des Jahres in der Liberecer Region ausgezeichnet. Für die Sanierung der Mineralwasserfabrik gewann Kitl die Auszeichnung „České stříbro“ (Tschechisches Silber). Seine Firma wächst schnell. Mittlerweile hat er fast 50 Mitarbeiter. Letztes Jahr stieg der Umsatz, auch dank der deutschen Kunden, um rund 15 Prozent auf insgesamt 118 Millionen Kronen (4,72 Millionen Euro). „Und da stehen wir immer noch am Anfang“, so der Unternehmer.

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