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Tutima ordnet sich neu und gründet eigenständiges Unternehmen in Glashütte

Aus der Niederlassung von Tutima in Glashütte ist ein Unternehmen geworden. Die Leitung übernimmt ein Uhrmachermeister, der eine traditionsreiche Uhrenfirma aus der Insolvenz geführt hat.

Lesedauer: 4 Minuten

Glashütte. Der in Glashütte tätige Uhrenhersteller Tutima hat sich neu aufgestellt. Die Eigentümerfamilie Delecate hat die bisherige Tochtergesellschaft in eine eigene Gesellschaft, die Tutima Glashütte GmbH & Co. KG, überführt. Damit bekenne sich „die Marke künftig noch stärker zu ihrem Gründungs- und Produktionsstandort“, heißt es aus dem Unternehmen. Die Wurzeln der Firma reichen bis ins Jahr 1926 zurück.

Damals gründete Dr. Ernst Kurtz die Uhren-Rohwerke-Fabrik Glashütte AG (UROFA) und die Uhrenfabrik Glashütte AG (UFAG). Die Unternehmen gehörten zu den ersten, die von Taschenuhren auf Armbanduhren umstellten. 1927 kamen Uhren mit dem Markennamen Tutima auf den Markt, der bald zum Gütesiegel für langlebige und widerstandsfähige Zeitmesser wurde. Dazu gehörte auch der Fliegerchronograph, der ab 1941 hergestellt wurde.

Vor Ende des Zweiten Weltkriegs ging Kurtz mit einigen Mitarbeitern nach Westdeutschland. Schließlich ließ er sich im niedersächsischen Ganderkesee nieder und führte die Geschäfte in Glashütter Tradition weiter. 1960 übernahm sein Mitarbeiter Dieter Delecate die Firma und vertrieb Uhren unter dem Markennamen Tutima. Später wurde das Unternehmen in Tutima Uhrenfabrik GmbH umbenannt. Im Jahr 2008 gründete das Unternehmen eine Niederlassung in Glashütte, die Verwaltung und das Marketing blieben am Standort Ganderkesee.

Mit der Umstrukturierung hat die Eigentümerfamilie Delecate den Standort Glashütte de facto aufgewertet. Die Gesellschafterfamilie bleibe „Garant für Kontinuität und Wachstum von Tutima Glashütte“, verspricht Unternehmenssprecher Marc Steinsberger.

Neuer Chef kommt aus einer Uhrmacherfamilie

Die Leitung des neuen Unternehmens hat am 1. Januar der 55-jährige Matthias Stotz übernommen. Der gelernte Uhrmachermeister stammt aus einer Uhrmacherfamilie. Sein Urgroßvater Georg Stotz, der 1882 seine Meisterprüfung ablegte, eröffnete 1900 ein Uhrenfachgeschäft in Freiburg im Breisgau. Nach seinem Großvater Alfred und seinem Vater Manfred Stotz ist Matthias Stotz nun Uhrmachermeister in der vierten Generation. Als Gesellenstück hatte er während seiner Lehre übrigens ein Tourbillon konstruiert und gebaut – ein Drehgestell, mit dem der negative Einfluss der Schwerkraft auf die Ganggenauigkeit eines Uhrwerks minimiert werden kann.

Diese Uhren produziert Tutima in Glashütte

Die Kollektion von Tutima Glashütte umfasst vier Uhrenlinien: die M2, die Saxon One, die Flieger sowie die aus Edelmetall gefertigten Manufakturuhren, vorrangig innerhalb der Patria-Linie. Tutima-Uhren kosten zwischen 1500 und 6000 Euro. Das Aushängeschild ist die „M2″. Dieses Modell beruht auf dem 1984 entwickelten NATO Chronographen, der bis heute als offizielle Dienstuhr der Piloten der deutschen Bundeswehr eingesetzt wird. Die auf 25 Exemplare limitierte „Minutenrepetition Hommage“, die Tutima als erste Glashütter Uhr nach der Rückkehr vorstellte, nimmt eine exklusive Sonderrolle in der Kollektion ein.

Stotz engagierte sich in verschiedenen Funktionen für die Ausbildung von Fachkräften, unter anderem bei der Handwerkskammer, an mehreren Uhrmacherschulen sowie bei der Industrie- und Handelskammer. Von 2007 bis 2023 war Stotz Geschäftsführer der Uhrenfirma Junghans in der Glashütter Partnerstadt Schramberg. „Während seiner 16-jährigen Tätigkeit führte er das Traditionsunternehmen erfolgreich aus der Insolvenz und trug maßgeblich zur positiven Entwicklung der Marke bei“, sagt Pressesprecher Steinsberger. Im September 2023 verließ Stotz Junghans auf eigenen Wunsch, um sich neuen Aufgaben zu widmen. Mit seiner Berufung zum Geschäftsführer der Tutima Glashütte GmbH & Co. KG sei dieser Zeitpunkt nun gekommen, so Steinsberger.

Die Verbindung aus Glashütter Uhrmachertradition mit Mut zu Innovation und Wandel zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Firmengeschichte. – Jörg Delecate, Gesellschafter der Tutima Glashütte GmbH & Co. KG

Jörg Delecate, Gesellschafter der Tutima Glashütte GmbH & Co. KG, kommentiert die Neuaufstellung so: „Die Verbindung von Glashütter Uhrmachertradition mit Mut zu Innovation und Wandel zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Firmengeschichte“. Daran wolle man auch in Zukunft anknüpfen. Er freue sich, dass er dafür Matthias Stotz gewinnen konnte.

Funktionale Perfektion verkörpert die „M2“ von Tutima Glashütte. Dieses Modell basiert auf dem bewährten NATO Chronographen von 1984, der nach wie vor die offizielle Dienstuhr der Piloten der deutschen Bundeswehr ist.
Funktionale Perfektion verkörpert die „M2“ von Tutima Glashütte. Dieses Modell basiert auf dem bewährten NATO Chronographen von 1984, der nach wie vor die offizielle Dienstuhr der Piloten der deutschen Bundeswehr ist.
Quelle: PR/Tutima

„Wir sind sicher, dass er mit seiner umfassenden Erfahrung und herausragenden Kenntnis der Uhrenindustrie die Zukunft von Tutima Glashütte erfolgreich voranbringen wird.“ Stotz kann auf die volle Unterstützung des Glashütter Teams sowie seines Vaters Dieter, seiner Schwester Ute Delecate und ihm selbst zählen.

Der langjährige Niederlassungsleiter Alexander Philipp bekommt im neu gegründeten Unternehmen neue Aufgaben.
Der langjährige Niederlassungsleiter Alexander Philipp bekommt im neu gegründeten Unternehmen neue Aufgaben.
Quelle: Karl-Ludwig Oberthür

Einen seiner ersten Auftritte wird Stotz Ende Februar auf der Münchner Uhrenmesse Inhorgenta Munich haben. Dort wird er sich Geschäftspartnern und Medienvertretern vorstellen. „Ich freue mich sehr auf die Aufgabe in Glashütte und das Wiedersehen in neuer Funktion mit vielen Bekannten aus der Uhrenbranche“, so Matthias Stotz vorab.

Niederlassungsleiter bekommt neue Aufgaben

Der bisherige Niederlassungsleiter Alexander Philipp bleibt im Unternehmen und wird sich „künftig noch stärker auf den Bereich Marketing und Vertrieb konzentrieren und diesen nachhaltig weiterentwickeln und ausbauen“, so Sprecher Steinsberger.

So soll der Anbau (rechts) nach seiner Fertigstellung aussehen. Links steht der Altbau – die frühere Bahnhofsmeisterei, die das Unternehmen 2008 seit als Firmensitz nutzt.
So soll der Anbau (rechts) nach seiner Fertigstellung aussehen. Links steht der Altbau – die frühere Bahnhofsmeisterei, die das Unternehmen 2008 seit als Firmensitz nutzt.
Quelle: Tutima Uhrenfabrik

Doch auf den neuen Geschäftsführer warten indes große Aufgaben. Tutima plant einen Erweiterungsbau direkt neben dem Gebäude an der Altenberger Straße. Dieser soll auf der Fläche entstehen, die derzeit noch als P+R-Parkplatz genutzt wird. Das Projekt befindet sich derzeit im Genehmigungsverfahren. „Wir rechnen mit dem Baubeginn noch in diesem Jahr“, so Steinsberger.

Wie viele Mitarbeiter am Standort tätig sind, ließ das Unternehmen offen. Es kündigt jedoch an, dass das Team wachsen wird. Zusätzlich zum neuen Geschäftsführer wurden 2025 bereits ein Konstrukteur und ein Uhrmacher eingestellt.

SZ

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