Leipzig. Das A&O-Hotel in der Leipziger City zählt normalerweise zu den günstigeren Unterkünften in der Messestadt – 76 Euro zahlen zwei Reisende für ein Doppelzimmer beispielsweise am ersten Aprilwochenende. Doch wer eine Woche vorher zur Leipziger Buchmesse anreist, erlebt einen regelrechten Preisschock.
In der Nacht von Freitag auf Samstag (28./29. März) kostet das Zimmer plötzlich bis zu 336 Euro – der Preis hat sich in dem Budgethotel mehr als vervierfacht. Es ist ein drastisches Beispiel für ein Phänomen, das Hotels in Metropolen immer wieder erfasst, wenn Großevents anstehen – nun ist es in Leipzig zur Buchmesse so weit.
Leipziger Buchmesse: Hotel-Zimmer sind gefragt
Eine Analyse des Vergleichsportals Check24 für diese Zeitung offenbart, wie stark die Preise und Angebote rund um die Messe in Bewegung geraten. So haben in der Nacht von Freitag auf Samstag nur noch 19 Hotels freie Zimmer für zwei Personen. Das günstigste, verfügbare Angebot liegt demnach bei 217 Euro, der Durchschnittspreis beträgt 389 Euro.
Das sind Hotelpreise, wie sie in der Messestadt nur selten vorkommen. Dies zeigt sich schon mit Blick auf die Woche nach der Buchmesse: Da sind mit 79 Häusern viermal so viele Hotels verfügbar. „Die günstigste Übernachtung kostet dann nur 59 Euro, der Durchschnittspreis liegt bei 121 Euro. Damit sind die Hotelpreise zur Buchmesse 221 Prozent höher als in der Vergleichswoche“, lautet das Fazit des Vergleichsportals.
Auch Ferienwohnungen sind oft teuer
Die Berechnungen hat Check24 auf Basis von Daten vom vergangenen Freitag durchgeführt. Das ist wichtig zu wissen, denn Preise und Verfügbarkeit können sich schnell ändern – die Grundaussage bleibt davon aber unberührt.
Wer nun denkt, auf eine günstigere Ferienwohnung ausweichen zu können, wird indes enttäuscht. Laut Check24 zahlen Kurzentschlossene hier mindestens 314 Euro pro Nacht für zwei Personen – eine Woche später beginnen die Preise bei 55 Euro.
Branche reagiert auf Kritik
Die drastischen Unterschiede werfen eine Frage auf, die immer wieder aufkommt: Nutzen Hotels die hohe Nachfrage rund um Events wie die Buchmesse gezielt aus?
Wir haben jedoch 365 Tage im Jahr, an denen wir bei einem aus meiner Sicht mit Zimmern überfüllten Markt unsere Ergebnisse erzielen müssen., Axel Ehrhardt – Vorsitzender der Leipzig Hotel Alliance
„Diese Kritiken sind nicht neu, ich erinnere an die letzte EM, wo wir punktuell mit derlei Vorwürfen konfrontiert waren“, sagt Axel Ehrhardt, Vorsitzender der Leipzig Hotel Alliance, zu der Hotels wie das Westin Leipzig, die Radisson-Häuser und das Steigenberger gehören. Er gibt jedoch zu bedenken, dass die Hotels in Leipzig an nur 60 Tagen im Jahr gut bis sehr gut durch Anlässe wie die Buchmesse ausgelastet seien.
Ausgaben müssen gedeckt werden
„Wir haben jedoch 365 Tage im Jahr, an denen wir bei einem aus meiner Sicht mit Zimmern überfüllten Markt unsere Ergebnisse erzielen müssen, um unsere Mitarbeiter, unsere Pachten, unserer Energiekosten, Warenkosten und Abgaben begleichen zu können“, betont er.
Was im Ärger über hohe Preise zudem schnell in Vergessenheit gerät: Es liegt in der Natur der Sache, dass Unternehmen nach Gewinnmaximierung streben. Je nach Marktlage kann dies bedeuten, dass sie den Preis so hoch ansetzen, wie der Markt es erlaubt – oder aber, dass sie bewusst niedrigere Preise wählen, um mehr Kunden zu gewinnen.

Quelle: André Kempner
Wie sich auf Reisen sparen lässt
Hinter den Hotelpreisen steckt ein ausgeklügeltes System. Die meisten Hotels setzen beim „Pricing“ auf computer- und auch KI-gestützte Preissysteme, Fachleute sprechen vom „Dynamic Pricing“.
Laut Branchenvertreter Erhardt orientieren sich die Systeme an der Buchungslage des Hotels und wechseln je nach Belegung in Preisgruppen, die vorher festgelegt wurden. „Die Mitarbeiter vor Ort haben hier in der Regel keine Steuerungsmöglichkeiten mehr“, sagt er. Anders kann es freilich bei Ferienwohnungen sein, wo Anbieter die Preise häufiger selbst festlegen.
Und was können Gäste beachten, wenn sie rund um Großevents wie die Buchmesse sparen wollen? Reisefachleute raten übereinstimmend: Eine frühzeitige Planung ist entscheidend – und führt oft zu Ersparnissen. Auch Flexibilität zahlt sich aus, denn einen Tag früher oder später anzureisen, kann die Preise senken. Nicht zuletzt kann es sich lohnen, direkt im Hotel anzufragen: Denn an Buchungsplattformen wie Booking.com müssen Hotels Provisionen zahlen. Nicht zuletzt kann sogenanntes „Blind Booking“ zu niedrigeren Kosten führen, das genaue Hotel bleibt aber während des Buchungsvorgangs unbekannt.
Bei Großveranstaltungen kann es zudem eine Ersparnis bringen, in das Umland auszuweichen – da Nachfrage und Preise mit zunehmender Entfernung zum Veranstaltungsort typischerweise abnehmen.
Das Beispiel Leipziger Buchmesse zeigt aber, dass auch diese Idee an Grenzen stößt: Zum Stand der Check24-Auswertung gab es im Speckgürtel um Leipzig nur drei Hotels mit freien Zimmern. „Die Preise beginnen bei 130 Euro, der Durchschnittspreis liegt bei 218 Euro“, heißt es vom Portal. Eine Woche später sieht es dann schon wieder ganz anders aus: Der durchschnittliche Preis im Umland sinkt auf 90 Euro.