Nora Miethke
Dresden. Einen Tag vor dem Beginn der Verhandlungen mit der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) für einen neuen Haustarifvertrag hat die Geschäftsführung der Volkswagen Sachsen GmbH nun auch die Beschäftigungssicherung für die drei Standorte Zwickau, Chemnitz und Dresden aufgekündigt. Das teilte die IG Metall Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen am Dienstag mit. Die sächsischen Werke sind noch außerhalb der AG in der VW Sachsen GmbH organisiert. „Hier wird das gemeinsame Tarifwerk und die Sozialpartnerschaft mit Füßen getreten“, kritisierte IG-Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze.
Der Autobauer hatte Anfang des Monats einen verschärften Sparkurs angekündigt. Auch Kündigungen und Werkschließungen stehen dabei im Raum. Die seit 1994 geltende Beschäftigungssicherung wurde aufgekündigt, ebenso die Übernahmegarantie für Auszubildende und Vergütungsregeln für Leiharbeiter. Am Mittwoch starten die Verhandlungen mit der IG Metall, am Donnerstag kommen die Betriebsratsspitzen der deutschen VW-Werke mit dem Management zusammen und am Freitag dann der Aufsichtsrat.
Betriebsrat von VW Sachsen: „Wir Standorte stehen solidarisch zusammen“
Laut Medienberichten muss VW mittelfristig bis zu 30.000 Arbeitsplätze abbauen. Da das Land Niedersachsen mit 20 Prozent der Stimmrechte zweitgrößter Anteilseigner ist, besteht die Befürchtung, dass Standorte außerhalb Niedersachsens eher von Werksschließungen oder anderen Einsparungen betroffen sein könnten. Auf die Frage, ob alle Standorte abbauen müssten, auch Wolfsburg, heißt es beim Gesamtbetriebsrat von VW Sachsen: „Das Vorgehen des Vorstandes ist ein Angriff auf alle Standorte. Egal, ob Fahrzeugbau oder Komponente, egal ob Volkswagen AG oder Tochter-Gesellschaften, egal ob Klein oder Groß – keiner der Standorte wird sich vom Vorstand gegeneinander ausspielen lassen. Wir Standorte stehen alle untereinander solidarisch zusammen.“
Die Forderungen seien bekannt, heißt es in Zwickau. „Werksschließungen sind mit uns nicht zu machen. Betriebsbedingte Kündigungen ebenso nicht – stattdessen ist die Beschäftigungssicherung deutlich über 2029 hinaus auszubauen. Und unsere Haustarifforderung nach 7 Prozent mehr Geld steht selbstverständlich auch“, betont Betriebsratsmitglied Martin Lehmann.
IG Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze unterstreicht diese Haltung. „Alle Standorte müssen bleiben – in Sachsen genau wie in den anderen Regionen. Gemeinsam werden wir uns entschieden gegen diesen Angriff auf unsere Arbeitsplätze wehren“, so Schulze. Das werde am Mittwoch in Hannover sichtbar werden, kündigte der Gewerkschafter an. Er verweist darauf, dass mit der Kündigung der Tarifverträge in Sachsen auch die Übernahme der Auszubildenden in Frage gestellt sei. „So kann Transformation nicht gelingen“, sagt Schulze.
VW-Vorstand wirbt per Flugblatt für Sparkurs
Die VW-Konzernleitung forderte die Belegschaft am Dienstag per Flugblatt zu Zugeständnissen auf. „Wir müssen die Produktivität steigern. Wir müssen unsere Arbeitskosten senken“ steht auf dem Papier, das in Wolfsburg, Hannover, Braunschweig, Salzgitter, Emden und Kassel verteilt wurde.
Das Werk in Zwickau dürfte zu den produktivsten Standorten in Deutschland gehören. Der Anteil der Automatisierung in der Endmontage liegt dort bei 28 Prozent, nach dem VW die Fabrik zum reinen E-Auto-Standort auf Basis der MEB-Plattform umgebaut hat. Für Montage ist das ein hoher Wert.