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Warum Berlin und die Lausitz bald Wasser aus Sachsen brauchen

Der Braunkohletagebau hat den Wasserhaushalt in der Lausitz massiv beeinträchtigt. Verschärft wird die Situation durch die Klimaveränderungen. Damit Berlin nicht das Trinkwasser ausgeht, bedarf es enormer Investitionen und Flusswasser aus Sachsen und Brandenburg.

Lesedauer: 2 Minuten

Herbststimmung an einem Fließ (Wasserweg) im Spreewald. Das Biosphärenreservat Spreewald droht nach dem Ende des Braunkohletagebaus auszutrocknen. Sachsen, Brandenburg und Berlin haben eine strategische Arbeitsgruppe gebildet, um das zu verhindern. Foto: Patrick Pleul/dpa Quelle: Patrick Pleul/dpa

Nora Miethke

Unbemerkt von den meisten Berlinern ist die Spree im heißen Sommern wie 2018 oder 2019 schon rückwärts geflossen. Grund für die Strömungsumkehr war die hohe Verdunstung des Wassers infolge des Klimawandels. Wenn 2038 der Tagebaubetrieb in den Lausitzer Kohlekraftwerken endet, dann wird man froh sein, wenn die Spree überhaupt noch fließt. Der Fluss wird erheblich schmaler werden. Der Spreewald droht auszutrocknen. Bislang wird die Spree gestützt aus Sümpfungswasser, das durch die Absenkung des Grundwassers gewonnen wird, um die Braunkohle in Tagebauen trocken abbauen zu können. Künftig muss die Spree mit Wasser aus der Dresdner Elbe und der Lausitzer Neiße gestützt werden. Die Überleitung muss länderübergreifend organisiert werden.

Das ist Aufgabe der „Strategischen Arbeitsgruppe Flussgebietsbewirtschaftung Spree, Schwarze Elster, Lausitzer Neiße“, die die Bundesländer Sachsen, Brandenburg und Berlin gebildet haben. In Hoyerswerda wurde eine gemeinsame Geschäftsstelle mit derzeit vier Mitarbeitenden aufgebaut. Eine fünfte Stelle soll noch besetzt werden. Anlässlich einer Tagung der Arbeitsgruppe in Dresden wurde am Donnerstag erstmalig der Öffentlichkeit die Herangehensweise vorgestellt, wie die „Jahrhundertaufgabe“ Wasserversorgung in der Lausitz und in Berlin gelöst werden soll. Das große Ziel ist es, nach dem Ende des Braunkohleabbaus einen selbstregulierenden Wasserhaushalt in der Lausitz hinzubekommen, wo das Grundwasser oben ist und in die Gewässer strömt. „Das kann Jahrzehnte oder sogar 100 Jahre dauern“, sagte Regina Heinecke-Schmitt, Abteilungsleiterin im sächsischen Umweltministerium.

Gesamtkosten sind noch nicht abzuschätzen

Bis dahin seien noch viele einzelne Schritte zu gehen, betonte die Wasser-Expertin und verwies unter anderem auf Flutung und Nachsorge bei Tagebau-Restseen oder der Bau von Tunnellösungen für die Überleitung des Neiße- oder Elbe-Wassers. Dabei müsse berücksichtigt werden, dass sich durch den Klimawandel die Wasserzuflüsse und Verdunstung ändern. „Sie sehen heute anders aus als vor zehn Jahren“, so Heinecke-Schmitt. All diese einzelnen Schritte oder Puzzleteile sollen in ein wasserwirtschaftliches Gesamtkonzept einfließen, aus dem dann Baumaßnahmen abgeleitet und umgesetzt werden. Was das am Ende kosten wird, sei derzeit nicht abzuschätzen. Auf jeden Fall seien die Investitionen so hoch, dass sie nicht aus den 40 Milliarden Euro für den Strukturwandel in den Kohleregionen bewältigt werden können, betonte die sächsische Wasserexpertin.

Machbarkeitsstudien für Elbe-Überleiter und Spreewald

Im ersten Schritt werden jetzt mehrere Machbarkeitsstudien ausgeschrieben. Eine soll die Möglichkeiten für einen Überleiter aus der Elbe in die Spree untersuchen. Ähnliches muss es für die Neiße und die Oder geben. Beim Management des Hamburger Hafens gibt es Befürchtungen auf dem Trockenen zu sitzen, wenn Wasser aus der Elbe abgeleitet wird. Eine weitere Machbarkeitsstudie widmet sich dem künftigen Wasserbedarf im Spreewald, damit er als Biosphärenreservat und Unesco-Weltkulturerbe mit Tourismus erhalten bleiben kann. Für die Gutachten stehen 1,6 Millionen Euro bereit, finanziell abgesichert durch Brandenburg, Berlin und Sachsen. Das Grundwassermodell ist mit neun Millionen Euro veranschlagt. 70 Prozent davon trage der Bund, je 15 Prozent Brandenburg und Sachsen, betonte Anke Herrmann, Abteilungsleiterin im zuständigen Brandenburger Ministerium. Die Geschäftsstelle Lausitz wird mit europäischen Geldern aus dem JTF-Topf für einen gerechten Übergang in den Kohleregionen finanziert. In zwei bis drei Jahren sollen die Ergebnisse der Machbarkeitsstudien vorliegen.

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