Suche

Suche

Warum die Altmarkt-Galerie in Dresden plötzlich die Videoüberwachung ausweitet

Das größte Einkaufszentrum in der Dresdner Innenstadt baut die Videoüberwachung aus. Auch in mehreren Supermärkten wird nachgerüstet. Was geplant ist, wie sich die Diebstahlszahlen entwickelt haben und was bei Videoüberwachung erlaubt ist.
Lesedauer: 3 Minuten
Man sieht eine Videoüberwachung.
In der Dresdner Altmarkt-Galerie werden bald mehr Videokameras installiert. © Sven Ellger, dpa/Julian Stratenschulte

Von Kay Haufe & Connor Endt

Dresden. Die Zahl der Ladendiebstähle in Dresden ist in den vergangenen sechs Jahren leicht gesunken. Trotzdem haben mehrere Unternehmer jetzt angekündigt, ihre Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken.

Im Laufe des zweiten Quartals, also frühestens ab April, wird die Altmarkt-Galerie Videokameras in Betrieb nehmen. Das kündigt Center-Manager Christian Polkow an. „Aktuell werden die Kabel verlegt, die Kameras werden über die drei Verkaufsebenen und an den Ein- und Ausgängen verteilt sein“, sagt er.

Die Videoüberwachung solle vor Straftaten abschrecken und den Besuchern und Mitarbeitern ein verstärktes Sicherheitsgefühl geben, so Polkow weiter. In Bezug auf Datenschutz müsse sich niemand Sorgen machen: Ausschnitte von Shopflächen seien ausgegraut, das Videomaterial werde nur kurzzeitig gespeichert und bei entsprechenden Anfragen den Behörden zur Verfügung gestellt.

Nicht jeder Ladendiebstahl wird auch wirklich angezeigt

2018 wurden laut polizeilicher Kriminalstatistik noch mehr als 5.400 Fälle von der Polizei erfasst, 2019 waren es gut 4.600. In den Corona-Jahren entzog sich mit den geschlossenen Geschäften auch die Gelegenheit zu stehlen. So wurden 2020 weniger als 4.100 Diebstähle angezeigt, 2021 nur noch etwa 3.100. Erst im vergangenen stieg die Zahl der Ladendiebstähle wieder. Mit 4.397 Taten gab es allerdings weniger als vor der Pandemie.

Edeka-Händler Peter Simmel berichtet, dass besonders in größeren Städten viel geklautz wird. Simmel betreibt die gleichnamigen Märkte in Sachsen und Thüringen. „In unseren kleineren Märkten auf dem Land, wo jeder jeden kennt, gibt es weniger Ladendiebstahl“, sagt er. Insgesamt sei die Zahl der Diebstähle in seinen Läden in den letzten Jahren gestiegen. Deshalb setze man Videoüberwachung, Schranken und „bei Bedarf“ Ladendetektive ein.

Diebstähle bringen die Ladeninhaber in wirtschaftliche Schwierigkeiten. In der Altmarkt-Galerie unterstützt ein Wachdienst die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Diebstählen. Laut Polkow haben viele größere Läden zudem eigenes Sicherheitspersonal oder Ladendetektive. „Es kommt trotzdem vor, dass gerade in kleineren Shops Diebstähle aus Sorge oder aufgrund von geringer Personalstärke nicht zur Anzeige gebracht werden“, sagt Polkow.

Altmarktgalerie-Manager Christian Polkow: „Kameras werden auf drei Verkaufsebenen und an den Ein- und Ausgängen verteilt sein.“© PR/Robert Jentzsch

Daniela Ketzscher, Partnerkauffrau der Rewe-Filiale in der Altmarkt-Galerie, geht konsequent gegen Ladendiebe vor, sagt sie. „Bei uns wird jeder Ladendiebstahl zur Anzeige gebracht, selbst bei geringen Beträgen.“

Beim Schutz vor Ladendiebstahl kämen auch Ladendetektive und Videoüberwachung zum Einsatz. Man halte sich an die Datenschutzrichtlinien, genau wie im Rest der Altmarkt-Galerie. „Die geplante Videoüberwachung in der Altmarkt-Galerie begrüße ich“, sagt Ketzscher. Diese helfe unter anderem dabei, Straftaten besser verfolgen zu können.

Laut der Sächsischen Datenschutzbeauftragten Juliane Hundert ist eine Videoüberwachung in der Öffentlichkeit nur zulässig, wenn ein berechtigtes Interesse vorliegt. Dazu zähle etwa die Abschreckung potenzieller Straftäter oder die Aufklärung von Straftaten. Videoaufnahmen dürften – außer in Sonderfällen – nur bis zu 72 Stunden gespeichert werden und müssten anschließend gelöscht werden. Darüber hinaus müssen diejenigen, die gefilmt werden, schon am Eingang auf die Überwachung hingewiesen werden.

Supermarkt-Betreiber: „Regelmäßige Diebstähle sind eine echte wirtschaftliche Bedrohung“

Auch andernorts werden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Stefan Lamke betreibt in Dresden zwei Rewe-Märkte auf der Schweriner und der Friedrichstraße. Besonders in Friedrichstadt hat der Unternehmer regelmäßig mit Ladendiebstählen zu tun.

Stefan Lamke ist der Betreiber von zwei Rewe-Märkten in Dresden.© Sven Ellger

„Wir werden in unserer Filiale in Friedrichstadt ab April sogenannte Exit Gates installieren“, erklärt er. Diese Schranken werden im Bereich der Selbstbedienungskassen angebracht und sollen Diebe gut sichtbar abschrecken, so Lamke. Er erstatte bei jedem Diebstahl Anzeige, „auch wenn es nur ein Schokoriegel ist“.

Ladendiebstahl ist kein Bagatelldelikt: Das ist ein Satz, den Lamke häufig sagt. „Wir haben so wie viele andere Branchen mit gestiegenen Kosten zu kämpfen“, sagt er. „Regelmäßige Diebstähle sind für uns eine echte wirtschaftliche Bedrohung.“

In den kommenden Monaten wird Lamke weiter Sicherheitsanlagen in seinen Märkten installieren. Dabei soll Künstliche Intelligenz (KI) eine Roll spielen. Was genau geplant ist, will der Unternehmer noch nicht verraten. Durch die neue Technik soll es aber möglich sein, Produkte leichter zu verfolgen und Diebstähle schnell zu erkennen.

Lamke hofft, dass dadurch die Diebstähle weiter zurückgehen. „Dann muss ich auch keine Mutti mehr anzeigen, weil sie drei Gläser Babybrei im Einkaufswagen versteckt hat“, so der Betreiber. „Das will ich nicht, dann ist doch allen geholfen.“

Das könnte Sie auch interessieren: