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Warum ein Dresdner Unternehmen Standorte am Tegernsee und auf Mallorca eröffnet

Die Gründer von Schatteria kennen sich mit Markisen und Terrassendächern aus. Auch in schwierigen Zeiten finden sie Luxus-Kunden.

Lesedauer: 3 Minuten

Georg Moeritz

Dresden. Zwei Väter lernen sich zufällig beim Eltern-Kind-Nachmittag an der Schule kennen. Ein paar Jahre später führen sie gemeinsam ein Dresdner Unternehmen mit sieben Filialen, darunter München, Hamburg und Mallorca. Hendrik Emmert und André Richter empfangen im Dresdner Showroom ihrer Schatteria GmbH vor allem Hausbesitzer, die Schatten suchen.

Die Baubranche klagt über Auftragsmangel, Hendrik Emmert nicht: „Wir sind im Luxussegment, Luxus geht immer.“ In seinem Showroom an der Schweriner Straße heißt ein Begrüßungsbildschirm die angemeldeten Kunden mit Namen willkommen. Dann fallt der Blick auf Terrassenüberdachungen mit Markisen und Lamellen, im Hintergrund leuchten Großfotos mit blauem Himmel.

Mit 40 noch mal was Neues anfangen

Hendrik Emmert war früher Angestellter im Vertrieb eines Markisen-Spezialisten. Er fand, dass diese Branche „ein bisschen altbacken“ funktioniere und mit besserem Marketing neue Kunden finden könne. Emmert lernte André Richter kennen, der in Dresden die Werbeagentur Mindbox gegründet hatte und mit 40 Jahren noch mal etwas Neues anfangen wollte – gerne etwas mit Handwerk. „Da entwickelt sich richtig etwas.“

Die Schatteria-Chefs sind heute Arbeitgeber von 60 Monteuren, Planern und Verkäufern. Eine „Erfolgsgeschichte“, wie Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bei einem Firmenbesuch sagte. Eine solche „Expansion von Dresden in andere Regionen Deutschlands“ könne sich sehen lassen. Der Betrieb beweise auch, dass es Arbeit nicht nur für Influencer oder Hubschrauberpiloten gebe.

Showroom in Nürnberg geplant

Auf die Gründung in Dresden 2016 folgten Leipzig, München und Berlin. Dank großer Nachfrage bei bayerischen Hausbesitzern gründete Schatteria eine Niederlassung in Gmund am Tegernsee, und in diesem Jahr soll Nürnberg hinzukommen. Der Umsatz des Dresdner Unternehmens stieg im Jahr 2023 von zehn auf 13,7 Millionen Euro.

Auf Mallorca hat Schatteria einen „kleinen Satelliten“, wie Richter sagt. Es ist ein „Outdoor-Showroom“ in Port Adriano an der Südküste, den die Firmenmanager auch mal privat nutzen. Auf der Insel, dem „17. deutschen Bundesland“, gebe es eine Community deutscher Hausbesitzer. Um mit ihnen ins Geschäft zu kommen, sei es ein Vorteil, Handwerkerbesuch aus Deutschland ankündigen zu können.

Wir sind im Luxussegment, Luxus geht immer. – Hendrik Emmert, Geschäftsführer Schatteria GmbH

Voriges Jahr hat Schatteria auf Mallorca Terrassenüberdachungen an eine Villa angebaut, „eine riesige Anlage mit neun Dächern“. Die Monteure arbeiteten mit Meerblick. Der Kunde war ein Deutscher, der die Dresdner Marke bei einem Nachbarn gesehen hatte und daraufhin auch bei dieser Firma bestellen wollte.

Ein Teil der Kundschaft findet sich über Weiterempfehlungen. „Es gibt auch eine Welt, die nicht digital ist“, sagt Richter. Doch er verwendet viel Energie auf Onlinemarketing und Social Media. „Unser Job ist es, sichtbar zu sein.“ Dazu gehören auch die Firmenwagenflotte und die Dienstkleidung mit Schatteria-Aufschrift.

Google-Suche nach Lamellendach

Wenn es darum geht, den nächsten Standort zu finden, will der Geschäftsführer die Kaufkraft und die Konkurrenz in einer Region erkunden. Wird dort viel mit Google nach Lamellendächern gesucht? Dann könnte dort noch ein Platz für Schatteria sein.

Im Schatteria-Showroom Schweriner Straße: Die Anbieter von Terrassendächern haben von Corona profitiert. Kunden wollten es sich daheim gemütlich machen.
Im Schatteria-Showroom Schweriner Straße: Die Anbieter von Terrassendächern haben von Corona profitiert. Kunden wollten es sich daheim gemütlich machen.
Quelle: Matthias Rietschel

In den nächsten Jahren wollen die Dresdner Standorte in Frankfurt am Main oder Düsseldorf eröffnen. Das Wachstum soll „Schritt für Schritt, solide“ vorangehen. Bei der Finanzierung hilft seit Kurzem eine Beteiligung der MBG mittelständischen Beteiligungsgesellschaft aus Dresden, eines Gemeinschaftsunternehmens von Kreditinstituten und Kammern.

Das Dresdner Unternehmen arbeitet nach eigenen Angaben im Premiumsegment, der durchschnittliche Einkauf bringt gut 12.000 Euro. Das Angebot beginnt bei der Gelenkarmmarkise für etwa 4000 Euro. Der typische Kunde bewohnt sein Eigenheim schon ein paar Jahre und möchte die Nutzungsdauer der Terrasse mit einem „Kaltwintergarten“ verlängern. Da hilft der Klimawandel dem Geschäft von Schatteria.

Corona brachte Aufträge

Auch die Corona-Pandemie hat diese Branche angeschoben: „Die Leute haben gesehen, dass es zu Hause auch schön ist.“ Wer es sich leisten konnte, richtete sich neu ein. Die Dresdner versorgen auch Kindergärten und Tagespflege-Einrichtungen mit Schattenspendern. Sie werben damit, Schatten könne eine Klimaanlage vermeiden.

Montageleiter Kai Jahnke berichtet, dass manche Mietshausbesitzer Rahmenverträge mit dem Lieferanten schließen. Am Käthe-Kollwitz-Ufer beispielsweise wolle ein Vermieter vermeiden, dass unterschiedliche Materialien die Fassade verunzieren. „Der eine will Bambus am Balkon, der andere eine Plane.“ Stattdessen werde Schatteria beauftragt, Markisen mit einer Auswahl an Farben vorzuschlagen.

Das Dresdner Unternehmen bestellt das Material maßgefertigt, die Hersteller liefern auf Paletten ins Schatteria-Lager nach Rossendorf. Dort wird umgeladen. Bis etwa Cottbus, Görlitz und Grimma sind die Dresdner Monteure im Einsatz, weiter westlich übernimmt die Leipziger Niederlassung die Aufträge.

SZ

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