Von Jens Hoyer
Döbeln. Seit 9. Februar ist sie ins Handelsregister eingetragen: die Bäckerei Erntebrot GmbH. Klingt vertraut, ist aber ein Neustart für den alteingesessenen Betrieb in Masten, der 1980 als Konsum-Bäckerei gestartet war und nach der Wende privatisiert wurde. Nach der mittlerweile dritten Insolvenz haben Felix Müller und Carl Weber die Bäckerei übernommen. Nicht aber die insolvente Gesellschaft. Die neuen Eigentümer sind auch Gesellschafter der Bakery Sales Saale GmbH im thüringischen Camburg. Und das ist auch der Ausgangspunkt für ihr Engagement in Döbeln.
In der vorigen Insolvenz, in der Erntebrot verkauft worden war, war die Bakery Sales Saale GmbH als neuer Kunde zu Erntebrot gekommen, erzählte Felix Müller. „Wir haben aus Döbeln Waren bezogen und sind zufrieden gewesen. Durch die Insolvenz stellte sich die Frage, wie es damit weitergeht. Eine Möglichkeit war, dass wir selbst weitermachen.“
Mit der Bäckereibranche habe er bei Unternehmen in Jena und Chemnitz Erfahrungen gesammelt. Müller ist Geschäftsführer der Bäckerei Erntebrot GmbH zusammen mit Elke Lehmann, die schon seit vielen Jahren Geschäftsführerin der Erntebrot-Vorgängergesellschaft war. Weber hat Prokura.
Filialen sind nicht ausgeschlossen
Reichlich 20 Mitarbeiter der Bäckerei haben Arbeitsverträge mit der neu gegründeten Firma angeboten bekommen, wie der Geschäftsführer sagte. Eine wesentliche Änderung gibt es: Das Filialgeschäft werden die neuen Eigentümer nicht fortführen – mit einer Ausnahme. Die von den Vorgängern geschlossene Filiale am Hauptstandort wollen sie zeitnah wieder eröffnen. „Damit die Döbelner die Produkte von Erntebrot weiter kaufen können“, erklärte Müller.
Er erläutert auch den Grund, warum die Firma keine eigenen Läden betreiben will. „Meine Erfahrung ist, dass sich größere Bäckereien mit dem Filialgeschäft oft schwertun. Es gibt Leute, die machen das gut, andere haben Schwierigkeiten“, so Müller. Dass Erntebrot später wieder Filialen eröffnet, will Müller aber nicht ausschließen. Das hänge von der Entwicklung ab.
Erst einmal will sich die Bäckerei Erntebrot auf das Geschäft mit Großkunden konzentrieren. Zum Teil werden die Waren jetzt schon von Döbeln aus ausgeliefert. Die Kommissionierung soll komplett in Döbeln erfolgen, sagte Müller. Schon die Vorbesitzer hatten seit 2021 in das Gebäude und in Technik investiert. Das wollen die neuen Investoren fortführen. Wichtig sei, sich bei den steigenden Energiekosten unabhängiger zu machen. „Eine der wichtigsten Investitionen ist deshalb der Bau einer Photovoltaikanlage auf dem Dach“, sagte Müller.
Investition in Photovoltaik
Weitere Investitionen sollen folgen. Etwa in Technik zur Kontrolle des Materialeinsatzes, zum digitalen Verwiegen der Zutaten, um die Rezeptgenauigkeit zu erhöhen. Mit den Lieferanten der Rohstoffe sei man dabei, die Qualität der Backwaren zu verbessern, so Müller. „Die Qualität ist das, was uns nach außen darstellt. Nur mit guten Produkten kann man gut auftreten.“
Erntebrot sei eine Großbäckerei und werde es auch bleiben. „Wir werden es nicht schaffen, ein handausgehobenes Brot wie ein kleiner Handwerksbetrieb herzustellen. Aber auch bei uns sind die Möglichkeiten groß“, so Müller. Das Ziel sei es, zu wachsen und weitere Kundenkreise zu gewinnen. „Wir sehen einen potenziellen Markt im Einzelhandel.“
Bäckereien sind ein energiehungriges Gewerbe. Trotzdem sieht Müller in den hohen Gaspreisen nicht das große Problem. Mit diesen Preissteigerungen hätten alle Bäcker zu tun. „Darauf muss man sich einstellen. Ich glaube auch nicht, dass Erntebrot wegen der gestiegenen Gaspreise Insolvenz anmelden musste. Diese Kosten hat das Unternehmen sicher auf die Kunden umgelegt.“
Bakery Sales beliefert laut dem Geschäftsführer an 365 Tagen im Jahr um die 200 Kunden in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt – Krankenhäuser, Altenheime, Gewerbekunden – mit Brot, Brötchen, Kuchen und Konditoreiwaren. Müller und Weber hatten die Firma im Herbst 2020 in Camburg an der Saale gegründet. Laut einem Bericht der Ostthüringischen Zeitung hatte damals eine Bäckerei in Weimar das Großkundengeschäft eingestellt. Bakery Sales hatte die Belieferung dieser Kunden übernommen. Wie Müller sagte, werden die Backwaren täglich mit sieben Firmenfahrzeugen und externen Spediteuren ausgeliefert.