Der Regionalbauernverband hat ein neues Gesicht. Die gebürtige Polin Katharyna Bartkowiak ist neue Geschäftsführerin. Dr. Günther Drobisch geht nach fast zehn Jahren im Amt nun in Rente. Die 36-jährige Katharyna Bartkowiak hat in Posen Tierzucht und Tierhaltung studiert, zwei Jahre in Irland in zwei Milchviehbetrieben gearbeitet und war ein Vierteljahr in Finnland.
In Polen arbeitete Katharyna Bartkowiak schließlich ein Jahr auf dem Subventionsamt. Die Liebe hat sie aber ins sächsische Diera an die Seite des Chefs des dortigen Milchviehhofs geführt, wo sie seit 2010 lebt und inzwischen zwei Kinder mit ihrem Mann hat. Beruflich unternahm sie hier auch einen längeren Exkurs in die Schaf- und Ziegenzucht und hat natürlich deutsch gelernt. Das war vielleicht am Ende leichter, als die vielen Bestimmungen im Kopf zu behalten, die beim Nachbarn ein wenig anders ausfallen als in Polen.
Auf alle Fälle hat die junge Frau dadurch einen respektablen Querschnitt in der Landwirtschaft kennengelernt und einiges gesehen. Das wird sie auch brauchen, wenn sie als Geschäftsführerin Lobbyistin für die Branche sein soll. Der Regionalbauernverband vertritt 30 Agrargenossenschaften und Kapitalgesellschaften, 43 Haupterwerbsbetriebe, 21 Nebenerwerbsbetriebe, 13 Personengesellschaften, vier kooperative Betriebe, 14 Jagdgenossenschaften und 274 Einzelmitglieder. Als Dienstleister soll er Landwirten helfen, wo immer es nötig ist. Bei Versicherern, Behörden, Ämtern, in der Politik und zunehmend auch in der öffentlichen Wahrnehmung. Probleme gibt es zuhauf und die sind grundlegender Natur.
Nachrichten mit erheblichen Folgen
„Die Landwirtschaft muss heute niemanden mehr satt machen“, so Günther Drobisch aus seiner Erfahrung. Mit diesem Fakt ergibt sich ein Wohlstandsdenken, das zunehmend die Frage stelle, ob wir noch eine Landwirtschaft wollen, die etwas verkauft, oder eine Landwirtschaft, die Naturpflege betreibt, und wo „bisschen was abfällt“. Drobisch ist sich da gar nicht so sicher, wo die Reise hingeht. „Am Kohleausstieg hängt gleich ein Preisschild dran – am Verzicht auf dieses und jenes in der Landwirtschaft aber nicht“, so Drobisch. Trotz immer schärferer Bestimmungen sind die Leute einfach nicht zufrieden. Dabei sind die Probleme der Landwirte schon enorm. Noch immer diskutiere man über die Dürrehilfe und die Nachwirkungen sowieso. Die drohende Schweinepest fordert in der Prävention viel Aufwand, die Milchpreise sind weiter im Keller und dann gibt es plötzlich Tagesnachrichten, die erhebliche Folgen haben – wie die Schließung der Zuckerfabrik Brottewitz bei Oschatz.
Die nächstgelegene Zuckerfabrik ist in Zeitz. Für Landwirte mit schlechteren Böden wie im Großenhainer Land lohnt es sich dann möglicherweise nicht mehr, diese Lieferwege weiter in Kauf zu nehmen. Nun mag der Verbraucher sagen, das störe ihn nicht – doch so einfach ist es eben nicht. Denn was baut der Landwirt stattdessen in der Fruchtfolge an? Wird unsere Landschaft dann noch monotoner? Spätestens das interessiert dann wieder die Öffentlichkeit und produziert neue Vorwürfe gegen die Landwirte. Bauernverbände haben heutzutage also alle Hände voll zu tun.
Von Birgit Ulbricht
Foto: © Kristin Richter