Von Annett Kschieschan
Dresden. Gerade noch gab es Cocktails mit Schirmchen an langen Sommerabenden, wurden Urlaubsgrüße getauscht und Abwesenheitsnotizen im Mailfach zur Gewohnheit – da grüßt schon der Herbst. Schon lange liegen Lebkuchen in den Supermarktregalen, alle Urlauber sind wieder daheim und der normale Arbeitsalltag läuft. Und spätestens wenn die ersten Blätter fallen, kommt die Erkenntnis: Es ist gar nicht mehr so lange bis Weihnachten! Für Unternehmen heißt das auch, zu planen, wie man den Jahresabschluss am besten gestalten könnte. Soll es die klassische Weihnachtsfeier sein – oder mal etwas Ausgefallenes? Eher gemütlich oder actionreich? Kulinarische Spitzenklasse oder rustikal? Möglichkeiten gibt es viele, doch auch beim Feiern gilt: Gute Vorbereitung ist alles.
Und dazu gehört es, herauszufinden, was das Team wirklich will. Eine Studie der Universität Leipzig hat sich genau damit beschäftigt. Der Arbeitspsychologe Hannes Zacher hatte dazu deutschlandweit 359 Arbeitnehmer verschiedener Alters- und Gehaltsgruppen, verschiedener Positionen und unterschiedlicher Branchen befragt.
Hierarchien bleiben außen vor
Eine Erkenntnis: Die Feier soll vor allem zwischenmenschlich ein Gewinn sein. Hierarchien sollten dabei keine Rolle spielen, das Private im Mittelpunkt stehen. Den meisten Mitarbeiterin ist es wichtig, in entspannter Runde zusammenzusitzen, gutes Essen und gute Gespräche zu genießen. Kleine Spiele oder eine Runde Karaoke können die Situation auflockern – solange sie auf Freiwilligkeit basieren. Wer lieber mit einem Glas Wein in der Hand zuschaut, soll das ebenso ohne schlechtes Gewissen tun können.
Der Tipp des Forschers: Am besten Wünsche mit reichlich Vorlaufzeit erfragen. Und: Wenn unbedingt eine Rede zum Auftakt der Feier gehalten werden soll, sollte diese möglichst kurz und vor allem kurzweilig sein.
Das weihnachtliche Ambiente sei dabei nicht unbedingt notwendig. „Wichtiger ist, dass man in einem informellen Rahmen zusammenfindet und nicht nur über die Arbeit spricht. Das erhält den sozialen Kitt“, sagt der Arbeitspsychologe. Manche Unternehmen setzen eher auf Events zum Jahresauftakt, zum einen, weil viele Mitarbeiter familiär bedingt im Dezember ohnehin von Weihnachtsfeier zu Weihnachtsfeier springen, zum anderen, weil sich der Jahresbeginn nun einmal mit einer gewissen Aufbruchstimmung verbindet. Die kann man gut ins Arbeitsleben übertragen und den Schwung dann direkt mit in den Alltag nehmen.
Doch auch hier empfiehlt es sich, vorab herauszufinden, ob die Mehrheit der Mitarbeiter tatsächlich Lust hat, die heimelige Weihnachtsstimmung gegen eine Januar-Party zu tauschen. Denn in Stress sollte die Feier möglichst nicht ausarten. Auch dieses Thema war schon mehrfach Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. So ergab etwa eine Umfrage des Instituts für Arbeitskultur, dass rund 72 Prozent der befragten Mitarbeiter in Weihnachtsfeiern eine Gelegenheit sehen, die Teamdynamik zu stärken. Allerdings zeigte eine andere Untersuchung – in diesem Fall von HR Insights – dass etwa ein Drittel der Beschäftigten eher mit dem Thema Weihnachtsfeier hadert. Das kann ganz praktische Gründe haben, zum Beispiel lange Anfahrtswege zum Eventort oder viele private Verpflichtungen, die mit der Feier unter einen Hut gebracht werden wollen.
Pläne für das neue Jahr schmieden
Aber auch die mangelnde Identifikation mit dem Arbeitgeber kann hier eine Rolle spielen. Wer innerlich vielleicht schon gekündigt hat, tut sich naturgemäß schwer damit, gut gelaunt auf Erreichtes anzustoßen und Pläne für das neue Jahr zu schmieden.
Fakt ist, auch mit der besten Vorbereitung kann es kein Unternehmen allen Mitarbeitern recht machen. Eine hohe Zufriedenheit lässt sich aber nach Einschätzung von Arbeitspsychologen durchaus erreichen, wenn im Vorfeld einige Punkte beachtet werden. Dazu gehört es, die Wünsche der Mitarbeiter möglichst konkret abzufragen – dafür gibt es heute diverse Online-Tools, die schnelle Umfragen möglich machen. Ganz besonders wichtig ist die Freiwilligkeit. Wenn jemand tatsächlich keine Lust auf eine Feier hat, egal aus welchen Gründen, muss auch das in Ordnung sein. Sozialer Druck, unbedingt teilnehmen zu müssen, ist der falsche Weg.
Die Party sollte zur Firma beziehungsweise zum Team passen. Das ist wichtiger, als Trends zu folgen. Sie sollte außerdem so inklusiv wie möglich sein, damit auch Kollegen mit Beeinträchtigungen dabei sein können. Arbeitet man mit Mitarbeitern an anderen Standorten, vielleicht sogar in anderen Ländern zusammen, sollten diese über ein hybrides Format zumindest virtuell mitfeiern dürfen. Nicht zuletzt: Eine Weihnachts- oder Jahresauftaktfeier ist immer die beste Gelegenheit, aus ehrlichem Herzen Danke zu sagen. Für die geleistete Arbeit, für Ideen, Mut und Engagement, für Teamgeist und Kollegialität. Das funktioniert im ganz kleinen Rahmen genauso gut wie in prestigeträchtigem Ambiente.