Lausitz. Die zusätzlichen Fischgerichte auf der Speisekarte sind sehr gefragt, freut sich Ines Eschler. Die Leiterin des Barockschlosses Rammenau ist zufrieden: Zahlreiche Besucher kommen gezielt wegen der Fischwochen ins Schlossrestaurant. Reichlich Vorbestellungen gibt es auch für die kulinarische Sonderveranstaltung „Leicht bekömmlich und gesund, ist der Fisch in aller Mund“ am 26. Oktober. Ja, resümiert Ines Eschler: Die Teilnahme an den Lausitzer Fischwochen lohnt sich.
Außer dem Barockschloss beteiligen sich 34 weitere Gaststätten, Teichwirtschaften und Touristinformationen an dem jährlichen Höhepunkt in der Region, der am 22. September begann und bis zum 4. November dauert. Viele Partner – so auch das Barockschloss – sind schon seit Jahren dabei, andere – wie das Nordsee-Restaurant im Bautzener Kornmarkt-Center – zum ersten Mal. Mit 23 Partnern waren die Lausitzer Fischwochen im Jahr 2002 gestartet, zwischenzeitlich saßen schon mal mehr als 40 mit im Boot, in den vergangenen Jahren hat sich die Teilnehmerzahl zwischen 30 und 40 eingepegelt. Die Organisation des Ganzen liegt in den Händen der Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien mbH (MGO). In den ersten fünf Jahren griff der Freistaat Sachsen den Machern mit einer sogenannten Anschubfinanzierung unter die Arme. Die fiel seinerzeit großzügig aus, weiß MGO-Geschäftsführer Olaf Franke. „Auch heute noch werden einige Marketingmaßnahmen aus Fördermitteln unterstützt.“ So floss Geld des Wirtschaftsministeriums in die Broschüre über die Fischwochen, die entsprechende Internetseite und eine Facebook-Kampagne, bestätigt Kathleen Brühl von der Pressestelle des Ministeriums.An dieser Stelle fügt Franke ein großes Aber ein: „Bei den Fischwochen geht es nicht nur um Marketing, sondern auch um die Vernetzung und Koordination beispielsweise von Teichwirten und Gastronomen – also eine Art Wirtschaftsförderung.“
Aktion kostet Zeit und Geld
Immer wieder die richtigen Leute an den Tisch holen, Termine und Aktionen abstimmen, Konzepte erarbeiten, Werbung auf den Weg bringen – das kostet Zeit und Geld. Von insgesamt etwa 20 000 Euro sprach Franke bei der Eröffnung der Fischwochen in Königswartha. Fast die Hälfte davon steuern die Fischwirtschaften selbst bei, alles andere die MGO und Sponsoren. „Wir werden diesen Anteil aber auf Dauer nicht halten können“, sagte Franke auch an die Adresse des sächsischen Landwirtschaftsministers Thomas Schmidt (CDU). Die MGO sei dazu „weder willens noch in der Lage“, mahnte der Geschäftsführer. „Wir wollen aber die Fischwochen 2019 nicht ad acta legen.“
Genau das droht aber, wenn die Finanzlücke von mehreren Tausend Euro nicht geschlossen wird. Der Minister nahm dieses Szenario mit nach Dresden, zuvor lobte er noch die Lausitzer Fischwirte für ihre Arbeit. Sie sorgten nicht nur für gesunden heimischen Fisch, sondern auch für ihre Teiche und betreiben so Landschaftspflege.
Um den jährlichen Höhepunkt während der Zeit des Abfischens zu retten, ist die Marketing-Gesellschaft bereits mit allen Beteiligten im Gespräch – auch mit dem Ministerium. Dessen stellvertretende Pressesprecherin Bianca Schulz bestätigte gegenüber der SZ, dass es vom Landwirtschaftsministerium schon seit Jahren keine Fördermittel mehr für die Fischwochen gebe. Ihre Antwort lässt aber durchblicken, dass sich das Ministerium nicht sperren würde: „Derzeit liegt unserem Haus kein Antrag auf eine zukünftige Förderung vor.“
Mini-Fischwochen will keiner
Dieser Antrag käme für 2018 ohnehin zu spät, wäre aber für 2019 und die Folgejahre denkbar. Das weiß auch Franke, der in verschiedene Richtungen denkt. „Vorstellbar wäre beispielsweise, Teile des Managements auf andere Partner zu übertragen oder eben Maßnahmen beziehungsweise Management zu reduzieren.“Das klingt nach einer Art Mini-Fischwochen, die aber keiner will. „Am besten“, so Franke weiter, „wäre es natürlich, zusätzliche Unterstützung zu generieren. Das könnten weitere Partnerschaften sein oder auch Unterstützungen aus den verantwortlichen Ministerien beziehungsweise Förderprogrammen.“
Unterdessen gehen die Fischwochen 2018 wie geplant weiter. Zu den nächsten Höhepunkten gehören am 3. Oktober das Fischerfest am Großteich Deutschbaselitz ab 10 Uhr und ein Spaziergang zu den Guttauer Teichen ab 14 Uhr sowie das Abfischen am Inselteich Radibor am Sonnabend ab 10 Uhr.
Von Tilo Berger
Bildquelle: Uwe Soeder