Das Erreichen eines westdeutschen Wirtschaftsniveaus liegt für Sachsen aus Expertensicht noch in weiter Ferne. „Wenn der Freistaat bis 2040 das Niveau etwa von Niedersachsen oder Schleswig-Holstein erreicht, dann wäre das ein großer Erfolg“, sagte der Chef der Dresdner Niederlassung des Münchner Ifo-Wirtschaftsinstitutes, Joachim Ragnitz.
Aktuell werde für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent prognostiziert, im Vergleich zu 1,9 Prozent für Deutschland insgesamt. „Von Aufholen kann da keine Rede“, sagte er. Dennoch stehe der Freistaat verglichen mit den anderen ostdeutschen Ländern gut da. „Es wird sich auszahlen, dass es unter anderem gelungen ist, eine breite Forschungslandschaft mit etwa 50 außeruniversitären Einrichtungen zu aufzubauen. Das Dresdner Ifo-Institut feiert in dieser Woche (19. September) sein 25-jähriges Bestehen.
Laut Ragnitz hinkt der Freistaat vor allem wegen der von kleinen und mittleren Betrieben geprägten Wirtschaft in der Produktivität weiter hinterher. Diese könnten unter anderem nicht die Löhne wie im Westen zahlen. Es fehlten im Land große Unternehmen. Wo es gelungen sei – etwa in der Mikroelektronik oder Automobilindustrie – große Firmen anzusiedeln, befänden sich deren Unternehmenszentralen mit den gut bezahlten Jobs in der Verwaltung oder Forschung im Regelfall nicht im Land. Die Niederlassungen seien von den Entscheidungen abhängig, die in den Zentralen getroffen würden. „Das war ja unlängst bei Bombardier oder Siemens in Görlitz zu beobachten, wo viele Arbeitsplätze auf der Kippe standen.“
Den kleinen Unternehmen fehlten oft die nötigen Mittel für Forschung und Entwicklung. „Den Wissenstransfer von den Hochschulen und den Instituten in die mittelständischen Unternehmen weiter zu beschleunigen, ist im Augenblick die einzige Möglichkeit der Politik, dem wirtschaftlichen Aufbau des Landes weitere Impulse zu geben.“
Die Arbeitslosigkeit in Sachsen mit einer Quote von aktuell 5,8 Prozent wird Ragnitz zufolge in den nächsten Jahren weiter zurückgehen. „In einigen Jahren werden wir Vollbeschäftigung haben.“ Dann könnte es ernsthaft zu Arbeitskräftemangel kommen. Allerdings werde dieser Aufschwung am Arbeitsmarkt zum größten Teil davon getragen, dass Menschen in den Ruhestand gehen, weniger hingegen durch die Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze. (dpa)
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