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Wie der 3-D-Druck in Sachsens Betrieben vorankommt

Immer mehr Firmen drucken Bauteile aus Kunststoff oder Metall. Zwei sächsische Verbünde bringen sie zusammen – auch mit Lehrern und Schülern.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht einen 3D-Drucker
Solche Fahrradteile lassen sich im 3-D-Drucker herstellen. Kleinere sächsische Unternehmen arbeiten zusammen, um mit dieser Technik schneller voranzukommen. © Archivfoto: Matthias Rietschel

Von Georg Moeritz

Dresden. Wer Absaug- und Filter-Anlagen für die Industrie herstellt wie Stefan Jakschik, der kann sich für 3-D-Drucker begeistern. Der Vorstand der ULT AG in Löbau sieht immer mehr dreidimensionale Bauteile, die durch „additive Fertigung“ statt durch Wegfräsen entstehen. Jakschik rechnet damit, dass Ersatzteile zunehmend dort ausgedruckt werden, wo sie gebraucht werden. Statt Plaste- oder Metallteile um die Welt zu schicken, fließen nur Daten.

Damit auch kleinere Unternehmen in der Lausitz mit der Entwicklung beim 3-D-Druck mithalten, engagiert sich der Löbauer Unternehmer als Vorstand bei neo.NET – einem Verein von rund 30 Firmen und Forschungseinrichtungen. Sie arbeiten seit einigen Jahren zusammen, wenn es um neue Geschäftsideen geht. Mit Fördergeld wurde ein Metall-3-D-Drucker angeschafft, der beim Fraunhofer IWU in Zittau arbeitet.

Lausitzer Verbund neo.NET schließt Vertrag mit Building 3D

Seit Mittwoch haben die Lausitzer Betriebe zusätzliche Partner: Jakschik unterschrieb in der Industrie- und Handelskammer Dresden einen Kooperationsvertrag mit dem Leipziger Professor Fritz Peter Schulze. Der ist an der Hochschule HTWK für Fertigungstechnik zuständig, zugleich aber ebenfalls Vorstand eines Vereins zur Vernetzung im Mittelstand: Sein Verein Building 3D mit rund 50 Mitgliedern bringt auch Firmen aus Thüringen und Sachsen-Anhalt mit in die Partnerschaft.

Man sieht Stefan Jakschik (links) und Professor Fritz Peter Schulze (rechts)
Sie bringen Puzzleteile zusammen: Stefan Jakschik aus Löbau (links) und Professor Fritz Peter Schulze aus Leipzig lassen Firmen gemeinsam am 3-D-Druck arbeiten.
© SZ/Georg Moeritz

Building 3D bringt beispielsweise Erfahrung im Organisieren von Messeständen ein, sagt Netzwerkkoordinator Carsten Krautz. Dagegen habe das Lausitzer Netz mehr Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen. Unternehmer Jakschik hofft durch die Kooperation auf neue Produkte, die schnell auf den Markt kommen. Geförderte Forschungsprojekte brauchten nämlich zu viel Zeit, schon wegen der Förderanträge.

Neue Abgasfilter aus dem Drucker

Im Umwelt-Lufttechnik-Betrieb ULT könnten langlebigere und effizientere Filter per 3-D-Druck entstehen. Gemeinsam ließen sich Entwicklungsprozesse verkürzen, binnen weniger Tage ließen sich Teststände mit dem vorhandenen Prototypendrucker zusammenbauen. Ein laufendes Forschungsprojekt im Verein neo.NET soll ein Bauteil für die Batteriezellfertigung entwickeln. ULT liefert als Hersteller zudem Komponenten für die Gasreinigung der Metall-3-D-Drucker. Die sind nötig, denn beim Laserschmelzen des Materials im Drucker entsteht ein brennbarer Rauch.

Jakschik lobt die praktische Forschung in den Betrieben: „Wissenstransfer funktioniert am besten in direktem Kontakt“, sagt er. Die Unternehmer möchte aber nicht nur mit Forschern zusammenarbeiten, sie hoffen auch auf technik-interessierte Schüler und Lehrer. Der Verein Building 3D hat eine Exkursion in ein Prototypenzentrum mit einer Klasse der Marie-Curie-Oberschule in Dohna gemacht. Als Teil der Berufsberatung lernte eine achte Klasse die Technik näher kennen.

Schüler bekommen „Führerschein 3-D-Druck“ als Urkunde

Die Schüler bekommen für ihre praktischen Erfahrungen einen „Führerschein 3-D-Druck“. Koordinator Krautz freut sich über die Zusammenarbeit mit interessierten Lehrern – allerdings waren sie nicht leicht zu finden. In Kontakt mit Schulen zu treten, um eine Zusammenarbeit zu organisieren, sei „ein mühseliger Prozess“.

Der Verein hatte ursprünglich auch das Ziel, in Leipzig ein Technologiezentrum für 3D-Druck aufzubauen – oder wenigstens einen Showroom. Doch Koordinator Krautz, der sein Amt demnächst an Ines Dani weitergibt, sah außer hohen Kosten auch gegensätzliche Interessen der Beteiligten je nach Region. Nicht für jeden sei Leipzig der geeignete Standort. Nun hofft Krautz stattdessen auf eine „virtuelle“ Fabrik, die möglichst alle Wertschöpfungsstufen abbildet, vom Ausgangsstoff bis zur Nachbearbeitung der Druckobjekte.

Krautz legt Wert darauf, keine überzogenen Erwartungen an die noch junge Technologie zu wecken. „Man kann keine Harley-Davidson ausdrucken.“ Zwar nähmen die Drucker viele Materialien an, auch zur Kombination von Hartem und Weichem, auch Keramik, aber ein komplettes Motorrad komme nicht heraus. In Diskussionen mit Experten erlebte Krautz manchmal Ernüchterung, wenn ein Beispielbauteil vorgezeigt wurde und gleich zu hören war, das lasse sich mit anderen Techniken auch oder besser herstellen. Daher schlägt Krautz vor, bei der Ideensuche am Drucker lieber nicht vorgegebene Bauteile zu zeigen, sondern über Einstiegsszenarien zu sprechen. Beispiel: Wir benötigen ein Ersatzteil, wie lässt sich das Problem angehen?

Professor Schulze versichert unterdessen, dass Techniken wie Spritzguss weiterhin benötigt werden – nämlich zur Massenfertigung. Der 3-D-Druck könne wertvolle Hilfe bei individuelleren Bauteilen liefern, auch für die Medizin. Implantate aus dem Drucker seien „in der Phase vor den Tierversuchen“. Ein Ziel der Forscher sind Implantate, die von menschlichen Zellen so angenommen werden, dass ein Knochen hineinwachsen kann.

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