Verena Belzer
Radeberg. Die Zeiten könnten besser sein für die deutsche Wirtschaft. Nahezu wöchentlich werden schlechte Nachrichten veröffentlicht. Jüngstes Beispiel ist der Autobauer Volkswagen, der Berichten zufolge drei Werke in Deutschland schließen will. Erst vergangene Woche ist die Konjunkturprognose für Deutschland gesenkt worden. Wie also geht es in dieser Gemengelage der Radeberger Exportbierbrauerei?
„Die deutsche Brauwirtschaft ist eine sehr energie- und transportintensive Branche“, sagt Radeberger-Pressesprecher Hendrik Wagner auf Nachfrage von Sächsische.de. „Die Branche hat unter den massiven Preisexplosionen als Folge der Stapelkrisen gelitten.“ Als „Stapelkrisen“ bezeichnet Wagner die „Corona-Pandemie, die Rohstoffkrise und den Ukraine-Konflikt.“
Die Kosten sind nach wie vor hoch
Besonders stark sind die Preise ganz generell unmittelbar nach dem Beginn des Angriffs Russlands auf die Ukraine und die damit verbundenen Energieengpässe gestiegen. Das spürte damals jeder im Geldbeutel – sowohl die Wohnneben- als auch die Lebenshaltungskosten kletterten rasant in die Höhe.
Besonders Unternehmen, die sehr energieintensiv produzieren, litten unter den Kosten. So auch die Radeberger Brauerei. Inzwischen haben sich einige Preise wieder stabilisiert. Auch die in der Brauwirtschaft eingesetzten Energieträger, Treibstoffe sowie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe haben Wagner zufolge die dramatischsten Preisausschläge hinter sich gelassen.
„Allerdings verharren die Kostenniveaus in den Beschaffungsmärkten weiterhin deutlich über dem Vorkrisen-Niveau“, sagt der Pressesprecher. „Energie, die es zur Produktion von Bier braucht, Treibstoffe, die zum Transport von Vor- und Endprodukten benötigt werden, Rohstoffe wie Malz, bis hin zu Verpackungsmaterialien wie Glas, Aluminium und Papier, die ebenfalls energieintensiv produziert werden – es gibt kaum einen Prozess-Schritt vom Einkauf bis zum Verkauf, der nicht betroffen ist.“
Von Kronkorken bis Hopfen: Viele Komponenten sind teurer geworden
Der Deutsche Brauer-Bund (DBB) listete im vergangenen Jahr detailliert auf, welche Zutaten und benötigten Produkte für die Bierproduktion teurer geworden sind. Von Januar 2022 bis Mai 2023 stiegen zum Beispiel die Preise für Kronkorken um bis zu 50 Prozent. Hopfen wurde bis zu 30 Prozent teurer, Braumalz sogar bis zu 150 Prozent. Bierkisten, Bierfässer, Etiketten, Neuglas, Kartonagen – die Liste der teurer gewordenen Produkte ist lang.
Für die Stromkosten listet der DBB Steigerungen von 150 bis 500 Prozent auf. Die Erklärung für die großen Unterschiede: „Die Kosten können sich abhängig von individuellen Verträgen der Unternehmen unterscheiden.“ Als Quelle nennt der Deutsche Brauer-Bund eine Mitgliederbefragung des Verbandes und statistische Kennziffern.
„Auch wir haben mit den Preisentwicklungen zu kämpfen“
Hendrik Wagner, Pressesprecher
„Was auf die gesamte Branche zutrifft, geht auch an unserer Radeberger Exportbierbrauerei nicht spurlos vorbei“, sagt Pressesprecher Hendrik Wagner. „Auch wir haben als Teil der Branche mit den Preisentwicklungen und derzeitigen Preisniveaus zu kämpfen.“
„Wir wünschen uns Stabilität und Kontinuität“
Was die Kosten für die Radeberger Brauerei ebenfalls in die Höhe treibt und seine Spuren hinterlassen hat, sind „prozentual zweistellige Tariferhöhungen“ in der eigenen Branche und in „nachgelagerten Logistikstufen“, wie Wagner sagt. Gemeint sind Branchen, die mit der unmittelbaren Bierproduktion nichts zu tun haben, auf die die Brauerei aber dennoch angewiesen ist.
Zudem habe es Ende 2023 und Mitte 2024 Anpassungen bei der Lkw-Maut in Deutschland gegeben, die sich auf den Transport von Vor- und Endprodukten zusätzlich auswirkt. „Im Dezember 2023 kam eine Klimaabgabe von 200 Euro je Tonne CO₂ hinzu“, konkretisiert Hendrik Wagner. „Seit Juli 2024 wurden auch Transporter über 3,5 Tonnen mautpflichtig, was sich insbesondere auf die Logistik im regionalen Umfeld auswirkt.“
Der wirtschaftliche Erfolg der Radeberger Exportbierbrauerei hänge demnach insbesondere von der Frage ab, wie sich die Energiekosten zukünftig entwickeln werden. „Beim Thema Energie- und Beschaffungskosten wünschen wir uns Stabilität und Kontinuität“, sagt er.
Die letzte Preissteigerung erfolgte zum Februar 2024
Und welche Auswirkungen hat das alles auf den Bierpreis? „Wir haben zum 1. Dezember 2022 bei allen Gebinden, also Radeberger Pilsner und Radeberger Alkoholfrei, eine Preisanpassung vorgenommen“, sagt Wagner. „Eine weitere Anpassung erfolgte zum 1. Februar 2024. Auch hier waren grundhaft alle Gebinde betroffen, also Fass, wie auch Mehrwegflasche.“ Konkrete Zahlen nennt das Unternehmen nicht, „da diese wettbewerbsrelevant sind“.
Was Radeberger jedoch zur letzten Preissteigerung sagen könne, ist, dass mit der letzten Anpassung der Abgabepreise einer Flasche (0,5-Liter-Mehrweg) nur wenige Cent mehr kostete – „einen niedrigen einstelligen Centbetrag“. Auch im Vergleich zu anderen Nahrungsmitteln seien die Teuerungsraten moderat geblieben.
Dem Pressesprecher ist es auch wichtig zu betonen, dass die Brauerei nicht abschätzen könne, wie Gastronomen und Händler die Endverbraucherpreise kalkulieren. „Diese machen ihre Verkaufspreise eigenständig, darauf haben wir keinen Einfluss.“
Und wie geht es weiter? „Derzeit“, sagt der Radeberger-Pressesprecher, „gibt es bei uns keine konkreten Planungen für Preisanpassungen.“