Meißen. Bei über 30 Grad denken viele an eine kühle Weinschorle im Schatten. Doch auf den Weinbergen können es schnell 50 bis 60 Grad werden. Das Weingut Schloss Wackerbarth, Schloss Proschwitz und das Weingut Matyas haben ihre eigenen Wege, mit der Hitze umzugehen.
Die aktuelle Hitzewelle mit teilweise bis zu 35 Grad hat noch keine Auswirkungen auf die Reben, sagen die Weingüter. „Allerdings war das jetzt nur ein Tag. Bei zwei oder drei Tagen hätte, das schon anders aussehen können“, sagt Weingutsleiter Björn Probst vom Schloss Proschwitz.
Wir hatten nicht mal ein blaues Auge. – Björn Probst, Weingutsleiter Schloss Proschwitz
Die Abkühlung nach den heißen Tagen hat die Reben gerettet. „Wir hatten nicht mal ein blaues Auge“, sagt Probst.
Die Reben können die Hitze einen Tag überstehen. Das bestätigt auch Wackerbarth-Sprecher Martin Junge. Trotzdem werden die Pflanzen für die Hitze vorbereitet. „Momentan sind wir in der Entblätterung. Das müssen wir zurückfahren, solang es heiß ist“, sagt Junge.

Quelle: Claudia Hübschmann
Die Entblätterung im Weinbau ist eine gezielte Maßnahme, bei der Blätter im Bereich der Traubenzone entfernt werden, um die Trauben besser zu belichten und zu belüften.
Reben müssen fit bleiben
„Wir entblättern momentan sehr gezielt nach Standort und Witterung. Wir richten uns sehr nach dem Wetter“, sagt der Wackerbarth-Sprecher. Damit sollen die Trauben geschützt werden. Außerdem werden kleine Triebe herausgebrochen. Ziel ist es, die Reben fit zu halten. Deswegen werden sie auch gezielt bewässert. „Wir imitieren keinen Regen, sondern bringen gezielt Wasser ein“, sagt Junge.
Es ist wie bei einem Menschen. Wer bei der Hitze umkippt, hatte auch schon vorher etwas., Björn Probst, Weingutsleiter Schloss Proschwitz
Ähnlich ist es auf dem Schloss Proschwitz, erzählt Weingutsleiter Björn Probst. „Wir versuchen immer, die Wasserspeicherfähigkeit der Weinberge zu erhöhen. In den Junganlagen gibt es Wasserschläuche.“
Lufttemperatur von 38 Grad werden auf dem Weinberg zu 50 bis 60 Grad
Auch in Proschwitz steht momentan die Entblätterung an. „Das Entblättern bietet Gefahr für einen Sonnenbrand“, sagt Probst, „deswegen wird es unterbrochen.“ Zudem spritzen sie auf die schon entblätterten Pflanzen Kalk. „Das hilft vor Sonnenbrand, geht aber nicht überall“, sagt der Weingutsleiter.

Quelle: Claudia Hübschmann
Mit diesen Vorkehrungen sollen die Weinreben die heißen Sommertage auf dem Weingut überstehen. Wenn es eine Lufttemperatur von 38 Grad gibt, wird es auf dem Weinberg schon mal 50 bis 60 Grad, sagt Probst. „Wir müssen die Reben vital halten. Es ist wie bei einem Menschen. Wer bei der Hitze umkippt, hatte auch schon vorher etwas.“
Ertrag und Qualität kann erst im August eingeschätzt werden
Im Weingut Matyas in Coswig leiden vor allem die jungen Reben an der Trockenheit. „Der Wuchs ist schwach“, sagt Weingutsleiterin Andrea Leder. Um die jungen Reben zu schützen, sind Tröpfchenbewässerungen installiert. Und in Zisternen wird Regenwasser für die Bewässerung gesammelt. „Wenn davon nichts mehr verfügbar ist, müssen wir ans Trinkwasser“, sagt Leder.
Was die Hitze für den Ertrag und die Qualität bedeutet, können die Weingüter noch nicht sagen. „Wir können erst Anfang August sehen, wie sich die Hitze ausgewirkt hat“, sagt Martin Junge vom Schloss Wackerbarth. „Bis dahin müssen wir die Entwicklung beobachten.“
Für die Zukunft heißt das: „Wir werden uns Gedanken machen müssen, welche Sorten in Zukunft für die trockenen und heißen Sommer geeignet sind“, sagt Andrea Leder vom Weingut Matyas. Wackerbarth-Sprecher Martin Junge hat ähnliche Gedanken: „Es gibt Weinreben, die in Portugal, Spanien und Südfrankreich vermehrt dieser Hitze ausgesetzt sind. Die schaffen das auch.“
SZ