Dresden. Alarmsignale für das Vogtland und für Nordsachsen: Dort wird die Arbeitslosigkeit im nächsten Jahr um mehr als sechs Prozent steigen. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wird sie dagegen gleich bleiben. Für Sachsen insgesamt erwartet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg (IAB) 3,6 Prozent mehr Arbeitslose im Durchschnitt des nächsten Jahres als in diesem Jahr.
Vor allem in den östlichen Bundesländern erwarten die Forscher für nächstes Jahr überdurchschnittliche Anstiege der Arbeitslosenquoten, sagte Rüdiger Wapler aus dem IAB-Prognoseteam. In Thüringen werde die Arbeitslosigkeit am stärksten steigen, um fünf Prozent. Für Sachsen und Bayern seien ebenfalls „recht hohe Zunahmen“ von jeweils 3,6 Prozent zu erwarten. Allerdings bleibe Bayern das Land mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit in Deutschland. In Bayern wird die Arbeitslosenquote nächstes Jahr laut Prognose auf 3,8 Prozent steigen. Die sächsische dagegen steigt auf 6,6 Prozent, nach 6,4 Prozent im Durchschnitt des Jahres 2024. Damit liegt Sachsen im Deutschlandvergleich weiterhin im Mittelfeld. Die höchsten Arbeitslosenquoten sind für Bremen und Berlin zu erwarten.
Die Nürnberger Forscher sprechen von „wirtschaftlicher Stagnation“ und rechnen nicht damit, dass die Beschäftigung wieder so stark wächst wie vor der Corona-Pandemie oder dem russischen Angriffskrieg. Die Beschäftigung geht laut Wapler vor allem in ländlichen Gebieten zurück, wächst aber in städtischen Regionen weiter. Die bundesweit größten „Disparitäten“ finden die IAB-Forscher innerhalb Sachsens: „Für Dresden und Leipzig wird mit deutlich günstigeren Entwicklungen gerechnet als beispielsweise in den Agenturbezirken Annaberg-Buchholz und Freiberg.“
Nur in einem sächsischen Landkreis bleibt die Arbeitslosigkeit konstant
In der Landeshauptstadt Dresden sind laut Prognose im Durchschnitt dieses Jahres 20.000 Menschen arbeitslos gemeldet, im nächsten Jahr werden es 3,5 Prozent mehr sein. Für Leipzig sagt die IAB-Prognose 2,0 Prozent mehr Arbeitslose voraus, für Chemnitz 5,4 Prozent. Die stärkste Zunahme wird für den Arbeitsagenturbezirk Plauen erwartet: 7,6 Prozent. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge dagegen bleibt die Arbeitslosenzahl laut Prognose bei 6.700, wie in diesem Jahr. Die angegebenen Prozentzahlen sind jeweils Mittelwerte. Die Forscher haben zusätzlich Ober- und Untergrenzen angegeben.
Das wirtschaftliche Umfeld bleibt unsicher, schreiben die Forscher. Eine schnellere Erholung des Konsums und ein stärkerer Außenhandel dürften positive Effekte nach sich ziehen. Wenn aber Handelskonflikte eskalieren oder die geopolitischen Spannungen weiter zunehmen, kann sich auch die Entwicklung an den regionalen Arbeitsmarkten verschlechtern.
Der Weg aus der Arbeitslosigkeit heraus wird länger
Die Jobchancen von Arbeitslosen sind weiterhin schlechter als vor der Corona-Pandemie, heißt es in dem IAB-Bericht. Die Arbeitslosigkeit in Deutschland steigt voraussichtlich dieses Jahr um 6,5 Prozent und nächstes Jahr um 2,2 Prozent. Das liegt vor allem an „weniger Abgängen“ und einem längeren Verbleib in der Arbeitslosigkeit. Die Beschäftigung wird nächstes Jahr in Westdeutschland weiter steigen, in Ostdeutschland dagegen stagnieren.
In der Prognose stehen auch für die sächsischen Arbeitsagenturbezirke nicht nur Angaben zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit, sondern auch zur Zahl der Beschäftigten mit Sozialversicherung. Selbstständige und Minijobber fehlen dabei. In Leipzig steigt laut IAB die Zahl der Beschäftigten nächstes Jahr um 1,8 Prozent, gefolgt von Dresden mit 1,2 Prozent. Für Chemnitz wird ein Rückgang um 0,3 Prozent vorhergesagt. Den stärksten Rückgang innerhalb Sachsens erwarten die Forscher für die Arbeitsagenturbezirke Freiberg und Annaberg-Buchholz mit jeweils 1,4 Prozent. Für den Agenturbezirk Bautzen, der auch den Kreis Görlitz umfasst, rechnen die Forscher mit 0,5 Prozent Rückgang der Beschäftigtenzahl und einem Anstieg der Zahl der Arbeitslosen um 2,5 Prozent auf 20.200. In Sachsen insgesamt wird die Zahl der Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt von 137.200 in diesem Jahr auf 142.200 im Durchschnitt des Jahres 2025 steigen.
Sachsens Arbeitsagentur-Chef Klaus-Peter Hansen hatte Ende September in Chemnitz gesagt, dass die übliche Herbstbelebung auf Sachsens Arbeitsmarkt in diesem Jahr ausfällt. Für die kommenden Monate sieht er „keine Trendwende“. In den kommenden Monaten werde die Zahl der Arbeitslosen aber leicht zurückgehen. Fachkräfte würden weiterhin benötigt.
SZ